Gegen den Gesamtbetriebsratsvorsitzenden des Automobilzulieferers ZF ist ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Es bestehe der Verdacht des Betrugs, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Ravensburg und bestätigte Berichte der "Schwäbischen Zeitung" und des "Handelsblatts" (Mittwoch). Achim Dietrich-Stephan soll demnach Rechnungen als sachlich richtig abgezeichnet und seinem Arbeitgeber zur Überweisung vorgelegt haben, die nichts mit der Arbeit des Betriebsrats zu tun hatten. Stattdessen sollen sie nur seiner Gewerkschaft IG Metall genutzt haben.
Dietrich-Stephan war am Mittwoch zunächst nicht zu erreichen. Ein Sprecher der ZF sagte, das Unternehmen habe eine interne Untersuchung veranlasst. "Wir unterstützen grundsätzlich staatsanwaltliche Untersuchungen."
Der Konzern mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee könnte nach den Medienberichten unrechtmäßig rund 140.000 Euro gezahlt haben. Diese seien womöglich unter anderem für Wahlkampfseminare gezahlt worden, an denen nur IG Metall-Betriebsräte teilgenommen haben. Dem Betriebsrat des Unternehmens gehören neben 28 Mitgliedern der IG Metall auch sechs bzw- drei Betriebsräte der Listen "Wir ZF'ler" und der Christlichen Gewerkschaft Metall (CGM) an.
Bereits Mitte Juni hatte die Sprecherin der Liste "Wir ZF'ler" einen Antrag auf ein entsprechendes Gutachten vor dem Arbeitsgericht Ulm gestellt. Die Expertise soll nach Angaben ihres Anwalts klären, ob Dietrich-Stephan der IG Metall-Liste im Betriebsrat Vorteile verschafft hat. Der Vorsitzende erklärte die Anschuldigungen damals für haltlos. ZF und die Belegschaft hätten es nicht verdient, in Misskredit gebracht zu werden. (dpa)