Die deutsche Autobranche hat die von Lungenfachärzten losgetretene Debatte über die Grenzwerte für Stickoxide und Feinstaub begrüßt. "Es ist richtig, dass wir in Deutschland jetzt eine intensive Debatte darüber führen, ob die Stickoxidgrenzwerte, die die EU vorgegeben hat, auf einem seriösen wissenschaftlichen Fundament stehen und darüber, ob die Messstellen richtig positioniert sind", sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, dem 'Handelsblatt' (Montag). Zu einer guten Regulierung gehöre, Gesetze und ihre Anwendung immer wieder zu hinterfragen. Die Grenzwerte sind Grundlage für Dieselfahrverbote in einigen deutschen Städten.
Eine Gruppe deutscher Lungenfachärzte hatte in der vergangenen Woche den gesundheitlichen Nutzen der aktuellen Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide bezweifelt. "Welche Konsequenzen das für Fahrverbote hat, kann nur im Einzelfall entschieden werden", sagte Mattes der Zeitung. Das Interesse sei, dass die Luftqualität in den Städten weiter verbessert werde. "Wir sind davon überzeugt, dass es dafür intelligentere Lösungen als Fahrverbote gibt." Die Branche setze auf die Bestandserneuerung, die vorankomme. Allein in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres seien 700.000 alte Dieselfahrzeuge von den Straßen gekommen und durch neue Euro-6-Diesel ersetzt worden.
Eine Gruppe von Lungenärzten hatte die Debatte angestoßen, indem sie den gesundheitlichen Nutzen der Grenzwerte für Stickstoffdioxide anzweifelte. Sie widersprach damit unter anderem Positionierungen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Auch das Forum der Internationalen Lungengesellschaften (FIRS) widersprach der Gruppe von gut 100 Lungenärzten.
Regierung möchte Ärzte-Einschätzungen zu Diesel klären
Die Bundesregierung strebt angesichts gegensätzlicher Wortmeldungen von Ärzten zur Gefährlichkeit von Diesel-Abgasen eine wissenschaftliche Klärung an. Die verschiedenen Erklärungen würden nun zum Anlass genommen, darüber nachzudenken, wie man eine fundierte gemeinschaftliche Position herstellen könne, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Darüber werde derzeit mit der Leopoldina als Nationaler Akademie der Wissenschaften gesprochen. (dpa)