Auf Einladung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann diskutierten Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Landesminister aus Baden-Württemberg, Staatssekretäre, Führungskräfte von Herstellern und Zulieferern sowie die die Chefs von Organisationen wie VDA, Hochschulen, IG Metall oder EnBW im Rahmen des Strategiedialogs Automobilwirtschaft am Donnerstag in Berlin über die Zukunft der Automobilwirtschaft. Und das Kfz-Gewerbe war auch vertreten: Michael Ziegler, Vorsitzender des Landesverbands Baden-Württemberg, machte den Politikern und Wirtschaftsführern die Sorgen und Probleme des Kfz-Handels und der Werkstätten deutlich: "Das Kfz-Gewerbe ist in großer Sorge um die Automobilwirtschaft insgesamt und besonders um die mittelständischen Betriebe unserer Branche. Wir sehen seit über einem Jahr eine massive Kaufzurückhaltung vor allem der privaten Kunden und zunehmend auch der gewerblichen Käufer."
Übergangslösung nötig
Neben der hohen Inflation, hohen Energiepreisen und der Verunsicherung der Kunden durch Kriege und Krisen sprach er in diesem Zusammenhang auch die viel zu hohen Preis von E-Fahrzeugen an. "Die breite Bevölkerungsschicht kann oder will sich diese Fahrzeuge nicht mehr leisten. Im preissensiblen Segment von 15.000 bis 30.000 Euro gibt es praktisch keine Angebote." Manche Hersteller kündigten zwar inzwischen günstigere E-Fahrzeuge an, diese würden aber kurzfristig nicht zur Verfügung stehen. Deshalb beobachte das Kfz-Gewerbe mit großer Sorge die Überlegungen von Teilen der Politik, nun auch noch die Dienstwagensteuer für Verbrenner zu erhöhen oder die Kfz-Steuer auf den Zeitpunkt der Zulassung zu verlagern und Verbrenner mit einem Malus zu versehen. "Damit würgt man den Markt vollends ab und es ist letztlich auch eine soziale Frage", so Ziegler wörtlich. Man habe nicht nur bei dieser Thematik den Eindruck, dass Teile der Politik und Gesellschaft einen regelrechten Kampf gegen das Auto und die individuelle Mobilität als solche führen würden.
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Klimaschutz unbestritten
Aus Sicht des Verbandschefs muss das Auto immer ein Teil der Lösung aller Überlegungen zum Klimaschutz sein, weil die Menschen auf individuelle Mobilität angewiesen seien und diese in der ganz überwiegenden Mehrheit auch wollen. Dabei sei klar, dass alle Klimaschutz wollen und sich anstrengen müssen, hier zügig voranzukommen. Aber: "Ziele müssen auch realistisch sein und mit vertretbarem Aufwand umsetzbar sein. Sonst frustriert man die Unternehmen, und die Menschen wenden sich ab."
Bürokratieabbau gefordert
Auch zum Thema Bürokratie fand Ziegler starke Worte: "Wir erleben in den letzten Jahren eine nie dagewesene Regelungswut und Überregulierung vieler Bereiche gerade auf der europäischen Ebene, aber auch in Bund und Land. Das stranguliert die Unternehmen zunehmend und sorgt dafür, dass immer mehr kleine und mittlere Unternehmen aus dem Markt ausscheiden."
Bundeswirtschaftsminister vage
Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck blieb in seinem Statement zu der Problematik eher vage. Zwar sagte er, dass die Automobilwirtschaft ein wichtiger industrieller Pfeiler unseres Landes sei und die Bundesregierung die Unternehmen und Beschäftigen bei der notwendigen Transformation unterstützen wolle. Bei der aktuellen Diskussion um den Haushalt arbeiteten die Ministerien an Lösungen für die Förderung von Zukunftsinvestitionen. Er forderte aber auch von der Wirtschaft Anstrengungen, damit wettbewerbsfähige und bezahlbare Elektrofahrzeuge am Standort Deutschland hergestellt und Beschäftigung gesichert werden.