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TÜV Report 2024: Tesla Model 3 ist großer Verlierer

16.11.2023 11:04 Uhr | Lesezeit: 4 min
Schnitt beim TÜV-Report 2024 schlecht ab: Tesla Model 3.
© Foto: picture alliance / Andrej Sokolow/dpa

"Es ist in diesem Jahr ein ganz besonderer Report. Es gibt ein paar Megatrends und es gibt eine Überraschung eines bestimmten Herstellers, der für viel Furore gesorgt hat in den letzten Jahren", sagte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, bei der Vorstellung des TÜV-Reports 2024.

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Erstmals wurden die HU-Ergebnisse von Elektrofahrzeugen in den TÜV Report integriert. Bislang waren die Zahlen zu gering, um statistisch gültige Aussagen treffen zu können. Um es ins Ranking zu schaffen müssen die HU-Ergebnisse einiger tausend Fahrzeuge vorliegen. "Beinahe 75 Prozent der gut zehn Millionen von den TÜV- Gesellschaften bei der Hauptuntersuchung (HU) geprüften Fahrzeuge haben sofort die Plakette erhalten", sagt Jürgen Wolz, Leiter Service Line Mobility und Amtliche Tätigkeiten Deutschland bei der TÜV SÜD Division Mobility.

Die Überraschung: Bei den 2-3-jährigen Fahrzeugen belegt der Tesla Model 3 mit einer Mängelquote von 14,7 Prozent den letzten Platz in dieser Altersklasse. Der nicht mehr produzierte VW e-Golf ist mit einer Mängelquote von 2,6 Prozent der beste Kompaktwagen unter den zwei bis drei Jahre alten Fahrzeugen. Der Renault Zoe rangiert mit 5,1 Prozent im gehobenen Mittelfeld. Das zeigt: Elektrofahrzeuge schneiden bei der Hauptuntersuchung (HU) durchwachsen ab.

"Das Zeitalter der Elektromobilität in der Gebrauchtwagenbewertung beginnt mit dieser Ausgabe des TÜV-Reports, denn es rollen immer mehr E-Autos auf die Prüfstellen", so Bühler. Im Bereich der E-Fahrzeuge zeigen sich zwei typische Mängel, die für die technische Sicherheit der E-Fahrzeuge relevant sind: So werden besonders häufig Mängel an der Bremse und am Fahrwerk festgestellt.

TÜV-Report: Häufig Mängel bei der Bremsfunktion

Bühler: "Überdurchschnittlich häufig werden Mängel bei der Bremsfunktion festgestellt. Ein Grund ist die Rekuperation, mit der E-Fahrzeuge Bremsenergie zurückgewinnen können. Die Bremsbeläge werden im Vergleich zu Verbrennern daher seltener beansprucht, was zu einer Beeinträchtigung der Bremsleistung führen kann."

Ein weiterer Schwachpunkt vieler E-Autos ist laut TÜV Report die Achsaufhängung. Insbesondere beim Renault Zoe liegen die Mängelquoten bei der ersten und zweiten HU deutlich über dem Durchschnitt. "Die Achsaufhängungen vieler Elektroautos leiden unter dem hohen Gewicht der Antriebsbatterien", sagte Bühler. "Die Folge sind negative Prüfergebnisse bei der HU und teure Reparaturen.“ Das gilt auch für das Model 3 von Tesla. Neben Defekten an den Achsaufhängungen weist der Tesla überdurchschnittlich hohe Mängelquoten an den Bremsen sowie an der Beleuchtung auf. Das beschert dem Model 3 im Ranking der 2- bis 3-Jährigen am Ende den letzten Platz unter den 111 in dieser Altersklasse untersuchten Pkw-Typen.

"Elektroautos brauchen weniger Wartung? Stimmt nur bedingt! Und betrifft vor allem den Antriebsstrang, weil keine Flüssigkeiten oder beweglichen Teile ausgetauscht werden müssen. Dass der Tesla Model 3 so schlecht abschneiden würde, haben wir auch nicht erwartet. Das Ergebnis bestätigt aber unsere Hypothese, dass Elektroautos eben auch regelmäßig gewartet werden müssen", sagte Jürgen Wolz, Leiter Service Line Mobility und Amtliche Tätigkeiten Deutschland bei der TÜV SÜD Division Mobility.


TÜV-Report 2024 - Zentrale Ergebnisse

TÜV-Report 2024 Charts Bildergalerie

Jedes fünfte Fahrzeug fällt bei der Hauptuntersuchung durch

Die Gesamtauswertung des TÜV-Reports 2024 zeigt: Mit einem Anteil von 20,5 Prozent ist gut jeder fünfte Pkw mit "erheblichen" oder "gefährlichen Mängeln" unterwegs und daher bei der Hauptuntersuchung durchgefallen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein leichter Anstieg um 0,3 Prozentpunkte. Damit bewegen sich die Mängelquoten wieder auf dem Niveau der Jahre vor Corona. Der "Corona-Effekt", der in den zurückliegenden Jahren zu niedrigeren Beanstandungsquoten geführt hatte, ist damit verpufft.

Bei 11,2 Prozent der Fahrzeuge haben die Sachverständigen auf den TÜV-Prüfstellen "geringe Mängel" festgestellt (plus 0,5 Punkte). Rund 15.000 Fahrzeuge (0,05 Prozent) wurden als "verkehrsunsicher" eingestuft und mussten sofort stillgelegt werden. Das Fazit: "Eine nachhaltige Verbesserung der technischen Sicherheit des Pkw-Bestandes in Deutschland ist in den vergangenen Jahren ausgeblieben."

Ein weiterer Trend: Das Durchschnittsalter des Pkw-Bestandes in Deutschland steigt kontinuierlich und liegt derzeit im Schnitt bei zehn Jahren. Der TÜV-Report legt daher besonderes Augenmerk auf ältere Fahrzeuge. Denn der Anteil der beanstandeten Fahrzeuge steigt mit dem Alter. Im Jahr 2023 sind 45 Prozent der Fahrzeugflotte zehn Jahre oder älter. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es noch 42 Prozent.

Mehr Beanstandungen bei älteren Autos 

Wegen der steigenden Bedeutung älterer Autos bildet der aktuelle TÜV-Report erstmals auch 12- bis 13 Jahre alte Fahrzeuge ab. Die Durchfallquote (erhebliche Mängel) liegt in dieser Altersklasse im Schnitt bei 28,9 Prozent. Die anfälligsten Modelle sind Renault Twingo mit 39,9 Prozent und Dacia Logan mit 40,9 Prozent.

Gesamtsieger des TÜV-Reports 2024 ist der VW Golf Sportsvan. Der Anteil der 2- bis 3-jährigen Fahrzeuge mit erheblichen Mängeln beträgt nur 2,0 Prozent. Das ist der niedrigste Wert aller geprüften Fahrzeuge. Auf das Treppchen schaffen es auch der Audi Q2 mit 2,1 Prozent und der Audi TT mit 2,5 Prozent. Bei den 4- bis 5-Jährigen kann neben Doppelsieger Golf Sportsvan der VW T-Roc mit einer Mängelquote von 4,5 Prozent überzeugen. Bei den 6- bis 7-Jährigen gewinnt der Mazda CX-3 mit 6,5 Prozent. Im Ranking nach Fahrzeugklassen liegt bei den Minis der Opel Karl mit 3,6 Prozent bei der ersten HU an der Spitze. Bei den etwas größeren Kleinwagen gewinnt der Peugeot 208 mit 4,0 Prozent und der E-Golf bei den Kompakten (2,6 Prozent). Bei den SUV liegt der Audi Q2 vorne (2,1 Prozent) und bei den Vans der Golf Sportsvan (2,0 Prozent).

Zugang zu sicherheitsrelevanten Fahrzeugdaten

Der TÜV-Verband fordert angesichts der Elektrifizierung und Digitalisierung des Fahrzeugbestandes eine Weiterentwicklung der Hauptuntersuchung. "Die Prüfung der Hochvoltbatterie von E-Autos besteht bisher aus einer reinen Sichtprüfung", sagte Bühler. Mit zusätzlichen Prüfpunkten könne der Schutz vor elektrischen Schlägen und Überspannungen verbessert werden. "Die Prüforganisationen benötigen einen besseren Zugang zu sicherheitsrelevanten Fahrzeugdaten, um den Zustand der Batterie und andere Komponenten prüfen zu können", sagte Bühler. Dazu zählen die Cybersicherheit und der Software-Stand, da Updates der Hersteller Einfluss auf Funktion und Sicherheit des jeweiligen Fahrzeugs haben. Darüber hinaus kann mit Datenanalysen effektiver gegen den weit verbreiteten Tachobetrug vorgegangen werden. Nach Schätzungen der EU-Kommission wird bei der Hälfte aller grenzüberschreitend gehandelten Gebrauchtwagen der Kilometerstand manipuliert.

Zudem spricht sich der TÜV-Verband für die Einrichtung eines digitalen Fahrzeugregisters aus. "Ein digitales Fahrzeugregister bildet die Historie eines Fahrzeugs ab und dokumentiert sicherheits- und umweltrelevante Änderungen", sagte Bühler. Zu den Veränderungen gehörten neben nachgerüsteten Anhängerkupplungen, Alufelgen oder Spoilern auch Software-Updates, die Einfluss auf die Fahreigenschaften und weitere Funktionen eines Autos haben.


Für den TÜV-Report 2024 sind 10,2 Millionen Hauptuntersuchungen von Pkw im Zeitraum Juli 2022 bis Juni 2023 ausgewertet worden. TÜV SÜD hat als größter HU-Anbieter über viereinhalb Millionen Resultate beigesteuert. Untersucht wurden dabei 221 unterschiedliche Fahrzeugtypen.

Weitere Details finden Sie auf der Internetseite des TÜV-Verbands zum Download!



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