In den USA wurden im vergangenen Jahr deutlich mehr Fahrzeuge zurückgerufen als neu zugelassen. Das Center of Automotive der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach hat eine Rückrufquote von 113 Prozent errechnet. Das liegt über dem Mittelwert von 99 Prozent für den Zeitraum 2005 bis 2010, aber unter dem Jahreswert von 2010 von fast 160 Prozent. Damals waren rund 18 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten beordert worden, 2011 waren es nach Zählung der Experten der FHDW 14,5 Millionen Einheiten. Trotz dieser Entwicklung und obwohl die in Relation gesetzten Zahlen keine Aussage darüber treffen, wie viele von den neu zugelassenen Fahrzeugen tatsächlich von Rückrufen betroffen waren (u.U. betrafen nur wenige der ausgewerteten Rückrufe ein 2011 neu zugelassenes Fahrzeug), wertet Institutsleiter Stefan Bratzel die Statistik als Indiz dafür, dass sich die Qualität der Fahrzeuge tendenziell verschlechtert, insbesondere bei Fabrikaten aus Nippon. "Die japanischen Automobilhersteller weisen im Vergleich der globalen Konzerne wie im Vorjahr die größten Qualitätsprobleme auf." Den Negativ-Spitzenwert erzielt laut Statistik Honda mit 332 Prozent (3,8 Mio. zurückgerufene Fahrzeuge), gefolgt von Subaru (222 Prozent) und Toyota (213 Prozent). Weit überdurchschnittlich betroffen seien im Jahr 2011 auch Ford und Suzuki gewesen. Bei Ford mussten mehr als 3,3 Mio. Autos zurückgerufen werden (vor allem Airbag- und Korrosionsmängel), was einer Rückrufquote von 155 Prozent entspricht. Die deutschen Hersteller weisen dagegen laut Bratzel wie im Vorjahr eine unterdurchschnittliche Mängelquote auf. BMW, Volkswagen und Daimler befinden sich mit Rückrufquoten von 91, 66 bzw. 53 Prozent im Jahr 2011 im oberen Mittelfeld der globalen Automobilunternehmen. Porsche belegt mit sieben Prozent wiederum einen Spitzenplatz. "Verwundbare Hersteller" Markenrankings im Zusammenhang mit Rückrufen sind umstritten. Gerade japanische Hersteller argumentieren immer wieder, dass Rückrufaktionen Folge eines konsequenten Qualitätsmanagements sind und damit eigentlich positiv bewertet werden müssten. Tatsächlich betreffen viele Mängel nicht nur einen Hersteller, sondern gleich mehrere Autobauer mit dem selben Zulieferer. Der Umgang insbesondere mit nicht sicherheitsrelevanten Problemen ist aber unterschiedlich. "Die Analyse der globalen Hersteller zeigt, dass insbesondere hohe Wachstumsziele Hersteller dazu verleiten können, die Qualitätsanforderungen zu vernachlässigen", mahnt dagegen Bratzel. Die aus Kostengründen notwendigen Produktionsstrategien des Gleichteile- und Plattformeinsatzes bzw. in jüngerer Zeit von Modulbaukästen hätten das "Verwundbarkeitsrisiko" der Hersteller in erheblicher Weise erhöht. Ambitionierte Automobilkonzerne wie Volkswagen müssten entsprechend sehr darauf achten, dass die Qualitätsanforderungen nicht auf Kosten der Realisierung schneller Absatzziele geopfert würden. (ng) Statistiken zu der US-Rückrufbilanz des FHDW finden Sie unter diesem Text in der Infobox ("Dateidownload"). Transparenz im deutschen Markt liefert unsere Rückruf-Datenbank.
- US-Rückrufquote 2005 - 2011 (34.6 KB, IMAGE/GIF)
- US-Rückrufquote Hersteller (37.4 KB, IMAGE/GIF)
- US-Rückrufbilanz: Baugruppen (45.1 KB, IMAGE/GIF)