Das Bundesverkehrsministerium hält an seiner bisherigen Einstellung fest und spricht sich erneut gegen Nachrüstungen von Diesel-Pkw aus. Die Vorarbeiten für technische Nachrüstungen der Abgasreinigung direkt am Motor bräuchten mindestens zwei Jahre, es könne also nicht vor 2020 damit begonnen werden, heißt es in Berechnungen des Ministeriums von Andreas Scheuer (CSU), die der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag vorlagen. Zudem würden über die bereits laufenden Software-Updates an 6,3 Millionen Dieselautos mehr gesundheitsschädliche Stickoxide (NOx) eingespart als mit möglichen Nachrüstungen der Hardware.
So rechnet das Ministerium: Software-Updates bei 6,3 Millionen Diesel-Fahrzeugen der Abgasnormen Euro 5 und Euro 6 bringen - mit einer Reduzierung von durchschnittlich 30 Prozent bei durchschnittlichen NOx-Emissionen von 750 Milligramm pro Kilometer - eine Einsparung von 1.417 Kilogramm pro Kilometer Fahrleistung aller umgerüsteten Fahrzeuge. 3,2 Millionen der 6,3 Millionen Diesel seien bereits umgerüstet, im Jahr 2019 werde man damit fertig. 5,3 Millionen Updates hatten die Autobauer bis Ende 2018 zugesagt.
Wirksamkeit bei Umbauten um 32 Prozent geringer
Dagegen komme für Hardware-Nachrüstungen am Motor aufgrund des Bauraums nur rund ein Drittel der Pkw-Flotte der Euro-5-Diesel in Betracht, heißt es im Verkehrsministerium. Das seien etwa zwei Millionen umrüstbare Fahrzeuge. Wenn man von einer NOx-Einsparung von 65 Prozent ausgehe, ergebe sich insgesamt eine Einsparung von nur 975 Tonnen pro Kilometer Fahrleistung aller nachgerüsteten Fahrzeuge.
"Das gilt auch nur, wenn alle bei einer kostenträchtigen Hardware-Nachrüstung mitmachen", heißt es weiter. Damit habe die Hardware-Nachrüstung eine um 32 Prozent geringere Wirksamkeit als eine Software-Umrüstung.
Neue "Verbündete" erfreuen Umweltministerin
Gegenwind erhält das Bundesverkehrsministerium aus dem Bundesumweltministerium. Nach Signalen aus der CDU für Hardware-Nachrüstungen an älteren Dieselautos hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze sich erfreut gezeigt. "Nachrüstungen auf Kosten der Hersteller sind der beste und gerechteste Ausweg aus der Dieselkrise", sagte die SPD-Politikerin, die im Kampf gegen schmutzige Stadtluft und Fahrverbote schon länger technische Nachrüstungen der Abgasreinigung am Motor fordert, der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. "Die Zahl der Verbündeten dafür steigt jeden Tag. Ich hoffe, dass das so weiter geht, damit die Bundesregierung schon bald mit vereinten Kräften die Automobilindustrie in die Verantwortung nehmen kann."
Am Montag hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Teilnehmerangaben in einer Sitzung der Unionsfraktion gesagt, sie werde sich um die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen kümmern. Das Thema spiele im hessischen Landtagswahlkampf eine Rolle, die Bürger stellten viele Fragen. In Frankfurt am Main droht nach einem Gerichtsurteil ein Fahrverbot für ältere Diesel, am 28. Oktober wird in Hessen ein neuer Landtag gewählt. CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte, es solle "dort, wo es sinnvoll und machbar ist, und auch schnell machbar ist", über Hardware-Nachrüstungen gesprochen werden. (dpa)