Nachdem die Zahl der Rückrufe bis 2006 kontinuierlich stieg – Höchststand: 167 –, verzeichnet das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) seither einen leichten Rückgang. 2007 waren es 157, im vergangenen Jahr 148 Rückrufe. Beim KBA spricht man sogar von einer möglichen Trendwende. Genaueres Hin-sehen ergibt jedoch ein anderes Bild.
Rückruf ist nicht gleich Rückruf. Das KBA wird nur dann in Kenntnis gesetzt, wenn der Mangel eine ernste Gefahr für die menschliche Sicherheit und Gesundheit darstellt oder die Fahrzeughalter-Datenbank der Flensburger benötigt wird. Von den 148 Rückrufen 2008 traf Ersteres in 69 Fällen zu. KBA-Begriff: überwachter Rückruf. Der Datenbank-Service wurde folglich 79 mal genutzt. Andere, weniger gefährliche und ohne KBA-Datenbank abwickelbare Mängel bleiben von der Statistik unerfasst.
Die Mängel-Realität kennt niemand besser als die Leser von asp. Mitte Mai über www.autoservicepraxis.de befragt, ob sie den vermeintlichen Rückgang in der Praxis bestätigen können, antworteten überwältigende 81 Prozent mit Nein. Nach deren Erfahrungen ist die Gesamtzahl der Mängel keineswegs rückläufig, nur werden diese häufig ohne großes Aufsehen bei den nächsten Werkstattaufenthalten der betroffenen Fahrzeuge mit beseitigt. Was von der beschönigenden Bezeichnung „Serviceaktion“ zu halten ist, die Journalisten immer öfter von Vertretern der Autohersteller und -importeure zu hören bekommen, erklärte KBA-Mann Klaus Pietsch bereits in asp 2/2006: „Aus behördlicher Sicht gibt es den Begriff Serviceaktion nicht.“
Auch künftig ist keine Trendwende zu erwarten. Die wirtschaftliche Situation zwingt Zulieferer zum Sparen, denn die mit den Autobauern vereinbarten Preise orientieren sich an Stückzahlen, die derzeit nicht erreichbar sind. Kommt finanzieller Druck der Autobauer hinzu, wiederholt sich der López-Effekt, der auch statistisch erfassbar sein wird.
Peter Diehl, Redakteur
- Ausgabe 6/2009 Seite 3 (87.7 KB, PDF)