Der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) richtet sich neu aus. Das gab laut Mitteilung ZKF-Präsident Peter Börner im Rahmen des 70. Branchentreffs am 15. und 16. Juni 2018 in Wolfsburg bekannt. Dort standen Zukunftsthemen und neue Wege des Verbandes im Mittelpunkt. Börner zeigte vor rund 400 Teilnehmern künftige Veränderungen der Branche auf und betonte die stärkere Zusammenarbeit für mehr gemeinsames Handeln im Sinne des Handwerks.
"Die Automobilhersteller grenzen sich zunehmend vom freien Markt ab und versuchen, durch digitale Möglichkeiten den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeuges für sich zu beanspruchen." Neue technische Entwicklungen und sich stark verändernde Mobilitätskonzepte würden dafür sorgen, dass sich auch das Berufsbild im Karosserie- und Fahrzeugbau sowie dem Kfz-Gewerbe noch stärker verändern wird. Hinzu käme ein dauerhafter allgegenwärtiger Fachkräftemangel. "Diese dramatischen Veränderungen lassen sich besser gemeinsam bewältigen", erklärte der ZKF-Präsident. "Mit Einsatz und Engagement wird es uns gelingen, im ZDK als vollwertiges aber eigenständiges Mitglied die Interessen der ZKF-Mitglieder zu vertreten und die Branche im Sinne der freien Werkstatt voranzutreiben. Die Eigenständigkeit des ZKF bleibt jedoch gewahrt."
Eine zentrale Aufgabe für die Zukunft werde die Telemetrie und die daraus entstehenden neuen Serviceleistungen rund um das Fahrzeug sein. "Uns im ZKF wird es alleine nicht gelingen, eine Telemetrie-Datenbank aufzubauen, in welche per Gesetzgebung alle Fahrzeuge ihre Zustands und Bewegungsdaten einspielen", betonte Börner. Diese Datenbank sei aber Voraussetzung dafür, dass freie Werkstätten und damit auch Reparaturfachbetriebe künftig noch im Bewusstsein des Autofahrers vorkommen. "Gemeinsam müssen wir erreichen, dass wir auf den Bildschirm des Fahrzeuges kommen." Auch dafür sei der Schulterschluss mit dem ZDK besonders wichtig, um politischen Einfluss auf die EU-Gesetzgebung zu nehmen und technische Lösungen zu entwickeln.
Erfolgsgeschichte repair-pedia
Bereits seit fast zwei Jahren sei die webbasierte Wissensdatenbank repair-pedia online und werde von mehr als 1.000 Mitgliedsbetrieben genutzt. "Die Idee aus der Agenda 2020 des ZKF, die der Vorstand auf Basis vieler Anforderungen der Ausschüsse und Mitglieder verwirklicht hat, ist eine Erfolgsgeschichte", zog der ZKF-Präsident ein positives Fazit und ergänzte: "Die Zusammenarbeit mit der Eurogarant AutoService AG zeigt, welche starken Lösungen der Verband und die AG gemeinsam entwickeln können." Heute hätten die Fachbetriebe des ZKF Zugriff auf 280.000 Reparaturanleitungen und -tipps. Repair-pedia ist über entsprechende Schnittstellen zu den Kalkulationssystemen verbunden und zeigt diese automatisch an.
Kritik übte Börner an den Arbeitszeitvorgaben, die als Berechnung des Reparaturaufwandes dienen. "Die Vorgaben sind eine Katastrophe. Jährlich sammelt die IFL über 400 Beweise dafür, dass die Arbeitszeiten nicht stimmen. Zeitvorgaben oft aus Vorgänger- und Vergleichsmodellen mathematisch auf das neue Modell hochgerechnet." Das produziere elementare Fehler, hieß es in Wolfsburg. "Diese falschen Vorgaben werden dann den Werkstätten als Basis ihrer Kalkulation vorgeschrieben, von denen wir alle wissen, dass diese weder nachvollziehbar noch erreichbar sind."
Nach wie vor stehe die Branche auch vor einem weiteren Problem, verursacht durch die Rechnungskürzungen der Versicherer und Prüfdienstleister. "Gemeinsam mit Eurogarant bieten wir mit dem Dienstleistungsservice für Betriebe zwar eine effektive Lösung, doch vielen Werkstätten kosten die ungerechtfertigten Kürzungen immer noch Zeit und Nerven. Wir werden deshalb künftig verstärkt rechtlich gegen Rechnungskürzungen vorgehen", kündigte Börner an. (tm)