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Zulieferer: Kurze Atempause bei Continental

11.11.2020 10:20 Uhr | Lesezeit: 4 min
Zulieferer: Kurze Atempause bei Continental
Continental steckt weiterhin in der Krise. Tausende Arbeitsplätze stehen auf der Kippe.
© Foto: picture alliance/Christophe Gateau/dpa

Der Frühling war heftig, seit dem Sommer mehren sich die Hoffnungszeichen. Neue Aufträge sowie ein Aufwärtstrend in China und Nordamerika lassen den Autozulieferer Continental zuversichtlicher werden. Insgesamt aber bleibt die Lage brenzlig.

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Nach dem Corona-Einbruch im Frühjahr läuft das Geschäft bei Continental wieder besser - doch der teure Konzernumbau und die trüben Aussichten für die weltweite Autoproduktion halten den Zulieferer unter Druck. Wie das Dax-Unternehmen am Mittwoch berichtete, lag der Verlust im dritten Quartal unterm Strich bei knapp 720 Millionen Euro. Das ist zwar nur eine leichte Verbesserung gegenüber dem zweiten Jahresviertel, als ein Minus von 741 Millionen Euro in der Bilanz gestanden hatte. Im laufenden Betrieb meldete Conti allerdings eine deutliche Entspannung: Der Fehlbetrag vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten von 634 Millionen Euro wurde zuletzt in einen bereinigten Gewinn von 832 Millionen Euro gedreht.

"In einem weiter schwierigen Marktumfeld zeigen wir eine mehr als zufriedenstellende Leistung», sagte Vorstandschef Elmar Degenhart. In China und Nordamerika stabilisierte sich der Automarkt. Der Umsatz der Hannoveraner lag indes unter Vorjahresniveau: Er sank um mehr als sieben Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Seit dem Jahresbeginn sackten die Erlöse gar um fast ein Fünftel ab, der Nettoverlust war auf dieser Basis noch um mehr als ein Viertel (-26,1 Prozent) größer als 2019.

Vorsichtiger Optimismus

Degenhart, der Ende November die Vorstandsspitze abgibt, sprach von "einer gewissen Vorsicht", die man mit Blick auf die Folgen der Viruskrise aufrechterhalten müsse. Eine "jahrelange Aufholstrecke" liege vor der Industrie. Es gebe jedoch Anlass, nach dem beispiellos schwachen zweiten Quartal optimistischer zu sein. Vieles dürfte davon abhängen, wie gut es gelingt, die Pandemie einzudämmen. Auto- und Maschinenbauer hatten während der ersten Corona-Welle mit drastischen Bestellrückgängen und unterbrochenen Lieferketten zu kämpfen.

Grund für die anhaltenden Belastungen bei Continental sind auch hohe Abschreibungen und Umbaukosten. Der Wert von früher übernommenen Unternehmensteilen etwa der Ex-Siemens-Tochter VDO muss nach unten korrigiert werden, ebenso derjenige bestimmter Produktionsanlagen. Hinzu kommt die umstrittene Strategie "Transformation 2019-2029", mit der sich die Conti-Gruppe weiter in Richtung Software, Sensorik und Elektronik entwickeln will. Bis zum Jahresende würden hier "weitere Aufwendungen in noch nicht feststehender Höhe" erwartet, hieß es.

Management und Gewerkschaft streiten heftig um Stellenabbau

Gewerkschafter und Betriebsräte waren zuletzt Sturm gelaufen gegen den ausgeweiteten Stellenabbau, in Werken wie Aachen oder Karben sollen wesentliche Bereiche der Fertigung dichtgemacht werden. Conti bemüht sich, Beschäftigte angesichts des strukturellen Umbruchs in der Branche weiter zu qualifizieren. Es werden jedoch auch viele der weltweit rund 30 000 betroffenen Jobs verlagert oder gestrichen.

 Ende September hatte der Konzern insgesamt knapp 233 700 Mitarbeiter, 7700 weniger als zum Jahreswechsel 2019/2020. Ursachen der Abnahme sind Produktionsrückgänge, Einsparungen und der interne Umbau. "Mit den jüngsten Entscheidungen im Vorstand und Aufsichtsrat haben wir einen wichtigen Meilenstein passiert und wenden unseren Blick jetzt verstärkt nach vorne", so Degenhart. Finanzvorstand Wolfgang Schäfer sagte: "Bisher sind rund 3500 Arbeitsplätze von der Restrukturierung betroffen, davon verbleiben rund 20 Prozent im Unternehmen mit anderen Aufgaben, und 80 Prozent verlassen das Unternehmen."

Kosten für Forschung und Entwicklung höher als angenommen

Zusätzlich dürften Rückstellungen für Gewährleistungen sowie höhere Forschungs- und Entwicklungskosten stärker belasten als angenommen, warnte der Konzern. Andererseits gibt es die im Corona-Frühling noch ersehnten neuen Aufträge: Die Antriebssparte Vitesco, die demnächst ausgegliedert werden soll, meldete ein Milliardengeschäft mit einer Hochvolt-Box für E-Autos. "Die Elektroantriebe waren der am stärksten wachsende Bereich", berichtete Schäfer über das Geschäftsfeld.

Im Kernbereich Autozulieferung orderte ein Großkunde ein Bremssystem. Conti rüstet bereits zudem das neue E-Auto ID.3 von Volkswagen mit einem Zentralrechner aus - ähnliche Aufträge anderer Autohersteller über mehr als 4 Milliarden Euro stünden derzeit in den Büchern.

Sieben Milliarden Euro weniger Umsatz erwartet

Die Branche stellt sich auf schwierige Zeiten ein. Conti rechnet für 2020 mit einem globalen Produktionsminus von bis zu 19 Prozent bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen. Der Jahresumsatz des Konzerns könnte bei 37,5 Milliarden Euro landen (2019: 44,5 Mrd Euro) - falls sich "keine neuen, unerwarteten Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie" zeigen.

"Das Nettoergebnis werden wir operativ nicht schaffen zu drehen", räumte Schäfer mit Verweis auf das bislang aufgelaufene Minus von fast 1,2 Milliarden Euro ein. Damit droht das zweite Verlustjahr in Folge. 2019 hatte Conti mit einem negativen Betriebsergebnis von 268 Millionen und netto von mehr als 1,2 Milliarden Euro abgeschlossen. (dpa)

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