Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental hat nach wie vor mit Problemen zu kämpfen und ist im zweiten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. "Der aktuelle Gegenwind ist orkanartig", sagte Finanzchefin Katja Dürrfeld am Dienstag. "Für das zweite Halbjahr sind wir hingegen zuversichtlich", fügte sie hinzu. Auch dank eines hohen Auftragseingangs im Autozuliefergeschäft sollen die Finanzziele weiter Bestand haben.
Auch im zweiten Quartal schrieb der umsatzmäßig größte Geschäftsteil der Hannoveraner rote Zahlen, wie schon zu Jahresbeginn. Doch Conti sieht wieder Aufwärtstendenzen. Zuletzt lasteten die Corona-Lockdowns in China, der Materialmangel insbesondere bei Elektronikteilen und auch Russlands Krieg gegen die Ukraine auf den Zahlen - Conti ächzt unter den anziehenden Kosten für Einkauf, Frachten und Energie. Aber:
Im zweiten Quartal gingen Bestellungen für über sechs Milliarden Euro in der Autozulieferung ein. Auch die Autobauer rechnen dank einer besseren Versorgungslage bei Chips wieder mit einer stabileren Produktionsauslastung. So erwarten die Niedersachsen dieses Jahr weiter einen Anstieg der weltweiten Fahrzeugproduktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen zwischen vier und sechs Prozent. Im zweiten Quartal ging sie in Europa noch um fünf Prozent, im wichtigen Markt China gar um sechs Prozent zurück. In Nordamerika gab es hingegen ein kräftiges Plus von zwölf Prozent. Conti hängt in der Erstausrüstung von Autos direkt von den Zahlen ab - bauen die Hersteller keine Autos, rufen sie auch keine Teile ab. Um sich für den erwarteten Produktionszuwachs in der zweiten Jahreshälfte zu rüsten, nahm Conti auch viele Teile auf Lager.
Preiserhöhungen mit Kunden vereinbart
Der Umsatz des Konzerns war bei den fortgeführten Geschäften in den Monaten April bis Juni wie bereits bekannt um 13 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro gestiegen. Ohne Wechselkurseffekte und Zu- wie Verkäufe von Unternehmensteilen hätte das Wachstum bei acht Prozent gelegen. Vor einem Jahr hatte die Chipknappheit in der Branche die Geschäfte spürbar eingeschränkt. Inbesondere in der Reifensparte schoben diesmal Preiserhöhungen an, aber auch im Autogeschäft vereinbarte Conti höhere Preise mit den Kunden.
Obwohl das einträgliche Reifengeschäft erneut mit hoher Profitabilität aufwarten konnte, fiel letztlich unter dem Strich ein Verlust von 250,7 Millionen Euro beim Dax-Konzern an. Vor einem Jahr hatte der Konzern einen Gewinn von 545,3 Millionen Euro ausgewiesen.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern ging im Konzern wegen der schwierigen Lage an den Märkten um rund ein Fünftel auf 410,5 Millionen Euro zurück. Allerdings fielen dann noch Buchwertabschreibungen im Autozuliefergeschäft in Höhe von 370 Millionen Euro an wegen gestiegener Zinsen. Zusätzliche Sanktionen gegen Russland kosteten wegen der dortigen Geschäfte Wertberichtigungen von 75 Millionen Euro. Umbaukosten in der Kunststofftechnik-Sparte Contitech fielen mit weiteren 63 Millionen Euro ins Gewicht.
Conti betreibt ein Reifenwerk in Russland und hat nach einer anfänglichen Pause die Produktion wieder aufgenommen. Das Management denkt aber über einen kompletten Rückzug aus dem Land nach. Insgesamt beschäftigt der Dax-Konzern rund 1.300 Menschen in Russland.