Kurzfassung
Die Instandsetzung von Motoren ist im Regelfall günstiger als ein Austauschmotor des Herstellers. ATM Tornau Motoren in Oldenburg/Holstein hat sich darauf spezialisiert, kaputte Motoren wieder flottzukriegen.
Ein kapitaler Motorschaden ist oftmals auch ein wirtschaftlicher Totalschaden, da der Preis für den Austauschmotor den Restwert des Fahrzeugs übersteigen würde. Dann bleibt für den Fahrzeugbesitzer nur der Weg zum Schrottplatz. Eine bessere Option ist die Instandsetzung des Motors, was jedoch nur wenige Kfz-Betriebe beherrschen. Ein Betrieb, der sich darauf spezialisiert hat, ist die ATM Tornau Motoren GmbH in Oldenburg. 1991 von Axel Tornau in Jahnshof (Schleswig-Holstein) gegründet, hat der Betrieb ein rasantes Wachstum hingelegt. 2015 war es dann Zeit für eine Erweiterung: In Oldenburg entstand auf 4.000 Quadratmetern ein deutlich größeres Instandsetzungswerk. Repariert wurde dort alles, was einen Motor hat: egal ob Auto-, Schiffs- oder Lkw-Motor.
ATM Tornau Motoren Motorinstandsetzung
Bildergalerie- Ausgabe 3/2024 Seite 022 (733.9 KB, PDF)
2.000 Motoren auf Lager
2018 übernahm Georg Barton ATM Motoren. Das "ATM", das ursprünglich für "Axel Tornau Motoren" stand, wurde unter Barton zu "Austauschmotoren" Tornau. Seitdem geht es mit dem Betrieb weiter bergauf. Mittlerweile liegen mehr als 2.000 Motoren auf Lager, die in fünf Hallen verteilt sind und dort professionell instandgesetzt werden. Viele weitere Ersatzteile und auch Motorenöle befinden sich im Sortiment. Dabei kam Barton nur durch Zufall zu dem Betrieb. "Ich bin gelernter Fahrzeugtechniker und Maschinenbauer und habe zunächst bei BMW in München und in Südafrika gearbeitet. Ich bin dann jedoch in die Windenergie-Branche gewechselt und habe das 30 Jahre lang gemacht", erklärt Barton. Dann wollte er sich in diesem Bereich selbstständig machen. Durch die BMW-Vergangenheit und einen Zufall wurde er auf ATM Motoren aufmerksam und nutzte seine Chance.
Möglichst viel wiederverwenden
Bei ATM Tornau kaufen Kunden aus aller Welt instandgesetzte Motoren oder auch einen neuen Motor, wenn er gerade verfügbar ist. Oder es lassen sich Einzelteile des Motors wie nur der Motorblock, der Zylinderkopf oder der Kurbeltrieb einzeln kaufen. Eine Instandsetzung kommt den Kunden im Regelfall deutlich günstiger als ein Austauschmotor des Herstellers. "Bei einem Austauschmotor werden alle Anbauteile wie der Turbolader gleich mit erneuert, obwohl das nicht immer notwendig ist", sagt Barton. Ein typischer VW-Austauschmotor kostet dann schon um die 10.000 Euro, während derselbe Motor bei ATM Tornau Motoren nur 3.000 Euro kosten würde. Dabei kann Tornau viele deutsche und auch ausländische Fahrzeughersteller abdecken, darunter alle Fahrzeuge aus dem VAG-Konzern, aber auch Mercedes-Benz, BMW und Ford. Auf Neuteile gibt es die gesetzlich vorgeschriebenen zwei Jahre Garantie und ein Jahr auf instandgesetzte Motoren.
Bei der Instandsetzung wird im Gegensatz zum Austauschmotor versucht, möglichst viel wiederzuverwenden. Der Ablauf ist dabei immer gleich: Es wird immer eine komplette Überholung des Motors durchgeführt. Gleitlager, Kolben sowie Kolbenringe werden immer ausgetauscht, da sich diese Teile nicht instandsetzen lassen. Ersatzteile stammen oftmals auch aus neuen Motoren, die aus einer Überproduktion übrig geblieben sind.
Bei einem exotischen Fahrzeug und auch bei älteren Motoren ist es oft schwierig, die passenden Ersatzteile zu bekommen. Hier muss improvisiert werden. "Wenn der Zylinderkopf beispielsweise nicht mehr vorhanden ist oder auch nicht nachbestellt werden kann, müssen wir auch Schweiß- und Fräsarbeiten durchführen. Wir arbeiten auch Motorblöcke auf", erklärt der Geschäftsführer. Dabei werden oft Zylinderlaufbuchsen eingesetzt, so können die Original-Kolben verwendet werden.
"Wir stellen immer wieder fest, dass ältere Menschen kein neues Auto mehr wollen. "
Georg Barton, ATM Tornau
Beratung von Fachleuten
Die Kundschaft von ATM Tornau Motoren ist dabei bunt gemischt: Es gibt sowohl den findigen Hobbyschrauber, der sich einen instandgesetzten Motor für seinen VW T3 kauft, als auch Werkstätten, mit denen ATM Tornau seit Jahren zusammenarbeitet. Und die Kunden der Werkstatt sind oft Menschen, die sich im Falle eines Motorschadens kein neues Auto leisten können oder wollen. "Wir stellen immer wieder fest, dass gerade ältere Menschen sich kein neues Auto mehr kaufen wollen, weil sie das nicht mehr bedienen können. Die wollen ihr altes Auto am Leben erhalten und kommen zu uns", sagt Barton. Die Bedingung ist dabei immer, den alten Motor an ATM Tornau abzugeben, denn sonst hätte der Betrieb nichts mehr zum Wiederaufbereiten. Wie bei Reman-Teilen mit Pfandsystem wird dann der alte Motor mit dem wiederaufbereiteten gegengerechnet.
Gerade bei Privatkunden ist es wichtig, auch die entsprechende Beratung mit anzubieten. Von den 40 Mitarbeitern, die bei ATM Tornau Motoren in der Instandsetzung tätig sind, sind alleine 25 Kfz-Mechaniker, die den ganzen Tag mit der Motorenaufbereitung beschäftigt sind und nichts anderes machen. Wenn ein Kunde anruft, kennen sie sich gut mit der Materie aus und können helfen. "Wir versuchen immer zu helfen und herauszufinden, wo der Fehler liegt. Meistens sind wir erfolgreich", sagt Barton. Wenn der alte Motor nach Oldenburg gelangt, wird im Regelfall auch der Vorschaden inspiziert. Wenn der Kolben beispielsweise angeschmolzen ist und der Motor schon 300.000 Kilometer gelaufen ist, deutet das darauf hin, dass die Injektoren kaputt sind. Der Kunde wird dann aufgefordert, die Injektoren zu tauschen.
Generell nehmen Motorschäden zu, gerade bei modernen Downsizing-Motoren. "Die sind empfindlicher. Oft haben wir Ein-Liter-Motoren in der Aufbereitung, die sehr sportlich bewegt werden. Da kommt es schon vor, dass der Zylinderkopf reißt", erklärt Barton. Als Beispiel nennt er den Ecoboost-1,0-Liter-Motor von Ford, den es mittlerweile mit 174 PS gibt. "Wenn der Kunde den mit 200 Kilometern pro Stunde auf der Autobahn tritt, ist der nach 70.000 Kilometern durch", so Barton.