Der Zulieferer Mahle hat 2021 trotz des herausfordernden Umfelds ein profitables Wachstum erzielt. Der Umsatz im Aftermarket-Geschäft stieg um 18,5 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro – ein neues Allzeithoch.
"Wir haben ein starkes Wachstum in einem schwierigen Marktumfeld trotz angespannter Lieferketten und sinkender Fahrleistungen in der Flotte erzielt", sagte Olaf Henning, Mitglied der Mahle-Konzernleitung und Leiter des Geschäftsbereichs Aftermarket, auf der heutigen Pressekonferenz des Zulieferers. Trotz der Corona-Krise konnte Mahle 2021 seinen Umsatz um 18,5 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro steigern. Das ist der höchste Jahresumsatz seit der Gründung des Geschäftsbereichs. Eine Prognose für 2022 wollt Henning aufgrund der unsicheren Lage jedoch nicht abgeben.
Batteriediagnose als Wachstumsfeld
Besonders zulegen konnte dabei das Geschäft mit der Werkstattausrüstung, in der Mahle eine Reihe von neuen Lösungen für die Batteriediagnose unter dem Titel "BatteryPro" vorgestellt hat. Das Ziel: E-Fahrzeug-Batterien sollen für freie Werkstätten in Zukunft diagnostizierbar sein und sich warten lassen. Seit Ende März dieses Jahres gibt für das hauseigene Diagnosegerät TechPro bereits die neue Funktion "E-Scan", mit der der Batteriezustand und der einzelnen Zellen an E-Fahrzeugen über die OBD-Schnittstelle ausgelesen werden kann. Zum Jahresende wird diese Funktion durch die neuen Diagnosegeräte "E-Health" und "E-Care" ergänzt.
E-Health soll Fahrzeugbatterien über den Ladestecker diagnostizieren können und innerhalb von zehn Minuten eine Angabe zum Gesundheitszustand der Batterie machen können. Dabei werden die gemessenen Daten in der Cloud ausgewertet. So soll sich der Zustand einer Traktionsbatterie in Relation zu anderen erfassten Batterien gleichen Typs vergleichen lassen. Darüber hinaus soll E- Health eine Prognose über die restliche zu erwartende Laufzeit der Fahrzeugbatterie geben können. Das Verfahren ist gerade in der Erprobungsphase mit einer Prüforganisation und einem namhaften Flottenbetreiber und soll im nächsten Schritt auch für batterieelektrische Lkw und Busse angeboten werden.
E-Care ist ein hingegen ein Servicegerät zur Wartung der Kühlkreisläufe von Fahrzeugbatterien, ähnlich einem Klimaservicegerät. Mahle schwieg sich noch über die Funktionsweise des Gerätes aus, jedoch soll es Werkstätten ermöglichen, die Kühlflüssigkeit in Batterien wechseln zu können, was sich in Zukunft als ein Geschäftsmodell erweisen könnte.
Im Bereich der Automatikgetriebeölspülung hat Mahle die ATX-Serie um die Modell ATX 250 und 280 erweitert, die in Sachen Konnektivität verbessert worden sind. So soll sich die Getriebeölspülung per Smartphone-App überwachen lassen. Darüber hinaus soll eine technische Hilfe von Mahle-Mitarbeitern direkt über das Gerät möglich sein. Das neue ADAS-Kalibriergerät TechPro Digital ADAS 2.0 bietet zudem noch mehr automatisierte Funktionen als der Vorgänger. Dank der Vernetzung und der digitalen Kalibriertafeln ist kein Ablesen und Abtippen von Angaben mehr notwendig, was die Fehlerhäufigkeit reduziert und den Kalibrierprozess auf fünf Minuten reduziert. Ein Upgrade-Kit für die Nutzer der ersten Generation des Geräts soll es ebenfalls geben.
Nutzfahrzeug-Portfolio ausbauen
Bis 2030 möchte Mahle zudem das Teileangebot für Nutzfahrzeuge sukzessive ausbauen. Darunter Teile aus dem Antriebsstrang, die besonders robust ausgeführt werden müssen. Auch das Programm an Startern, Lichtmaschinen und Turboladern sowie Reparatur-Kits im Nutzfahrzeugbereich soll ausgebaut werden. Darüber hinaus plant der Zulieferer ein wachsendes Portfolio an elektronischen Bauteilen und eine zunehmend breitere Palette an Filtrationslösungen für alternative Antriebsstränge. Auch die Produkte im Bereich Thermomanagement, darunter beispielsweise Verdampfer und Kompressoren, sollen ausgebaut werden.
Um die "digitale Kundenerfahrung" zu verbessern, soll zudem das digitale Informationsangebot ausgeweitet werden. Werkstätten sollen technische Informationen, Fehleranalysen und ein Füllmengentool über das neue TechTool finden. Der Konzern richtet zudem eine digitale Werkstatt ein, in der Mahle-Produkte rund um konventionelle und alternative Antriebsstränge mit realistischer Grafik virtuell erlebbar gemacht werden.
Vollautomatische Lager
Um seine Lieferfähigkeit in einer angespannten globalen Lieferkettensituation zu gewährleisten, richtete Mahle Aftermarket seine Logistikstrukturen zudem neu aus und verfolgt einen konsequenten Digitalisierungskurs. Es sollen zudem die Bestände in den Lagern erhöht und alternative Distributionswege gesucht werden.
In Zukunft plant das Unternehmen vollautomatische Logistik-Hubs, um eine schnelle und fehlerfreie Lieferung zu garantieren. Noch 2022 soll ein vollautomatisches Lager in Olive Branch (USA) eröffnet werden. Weitere europäische Standorte sollen 2023 folgen. Der Zulieferer plant, sukzessive ein Netz vollautomatischer Hubs aufzubauen. Kunden sollen von schnelleren Lieferungen, weniger Retouren und günstigere Warenlogistik profitieren.