Elektronische Komponenten steuern heute nahezu alle Funktionen im Fahrzeug. Das reicht vom Motormanagement über Fahrerassistenzsysteme wie ESP oder ABS, die Regelung des Ladestroms und Steuerung des Fernlichts bis hin zur Klimaanlage, zu Infotainment, Navigation und Fahrzeugzustandsanzeigen. Dass die Hard- und Software daher extrem komplex aufgebaut ist, wundert nicht, zumal die Steuergeräte und Anzeigen untereinander auch noch vernetzt sind. Ein Defekt hat daher oft auch Einfluss auf andere Funktionen. Hier den Fehler zu finden, gelingt meist nur noch mit modernsten Diagnosegeräten. Ist der Fehler ein defektes Steuergerät oder Display, ist es in Werkstätten aus Kostengründen heute meist üblich, es komplett gegen ein neues auszutauschen. Je nach Gerätetyp können so mal schnell 2.000 Euro und mehr auf der Rechnung stehen. Ist diese Praxis bereits bei neueren Fahrzeugen für den Kunden sehr ärgerlich, hat so mancher Altfahrzeug-Besitzer in der Vergangenheit den Reparaturauftrag storniert und sein Fahrzeug lieber verschrotten lassen.
Schwarze Schafe
Mittlerweile aber haben sich die Ansichten geändert - besonders bei freien Werkstätten. Anstatt auszutauschen, werden defekte Steuergeräte und Elektronik-Komponenten jetzt von darauf spezialisierten Instandsetzungsfirmen repariert. Doch aufgepasst: "Aus der Fülle der Anbieter im Internet den richtigen herauszufinden, ist nicht leicht", warnt Wolfgang Droschzak, SBW- und VfK-geprüfter und anerkannter Kfz-Sachverständiger aus Garching bei München. "Passt man nicht auf, ist der Schaden nach der Reparatur meist noch größer als vorher." Vor allem vor Firmen, die Aufträge lediglich sammeln, um die Geräte zur Instandsetzung irgendwohin ins Ausland zu schicken, kann er nur warnen, da ihnen oft das Know-how fehlt. Um nicht unseriösen Unternehmungen aufzusitzen, empfiehlt der Kfz-Profi, die Webseite genau zu checken und auf ausgewiesene Handwerksbetriebe zu achten.
Seriöse Elektronik-Instandsetzer reparieren die Komponenten im eigenen Haus oder zusammen mit ausgewiesenen Partner-Betrieben. Auch informieren sie, was sie reparieren können und welche Dienstleistungen und Services noch angeboten werden. Das Spektrum der Reparaturen deckt heute nahezu jedes Steuergerät und elektronische Komponente ab. Grenzen gibt es jedoch bei der Hardware, wenn beispielsweise größere Wasserschäden oder Beschädigungen der Hauptplatine durch externe Kurzschlüsse (beispielsweise verbrannte Platinen) vorliegen. Auch bei mechanischen Beschädigungen, zum Beispiel durch Unfälle, sind Reparaturen oft nicht mehr durchführbar, vor allem wenn es zu Display- oder Platinenbrüchen gekommen ist.
Aber nicht nur die Hard-, auch die Software setzt Grenzen bei der Instandsetzung. Vor allem wenn es bei einem Update des Herstellers in der Werkstatt zu einem Stromausfall oder zu einer Netzunterbrechung gekommen ist. "Dann kann die Software im Steuergerät gelöscht worden sein, oder die neu aufgespielte hat Fehler oder lässt sich nicht mehr updaten", sagt Droschzak. Ähnliches geschieht, wenn die Software lange nicht mehr aktiv war. "Nach langen Standzeiten des Fahrzeugs, vor allem wenn die Batterie abgeklemmt oder lang schon tiefentladen ist, kommt es vor, dass sich Software selbst löscht", so Droschzak. "Es ist daher sehr wichtig, den Batterieladestatus des Fahrzeugs regelmäßig zu prüfen und rechtzeitig nachzuladen. Auch ist die Zündung zu aktivieren, damit das Steuergerät hochfährt." Das gilt übrigens auch für eingelagerte Steuergeräte.
Neben solchen Bedienfehlern gibt es auch typische modell- und herstellerspezifische Hardware-Gerätefehler. Spezifische Angaben über die Art der Fehler werden jedoch mit dem Verweis auf das eigene Reparatur-Know-how von den Elektronik-Reparaturfirmen nicht gemacht. Alle Fahrzeug- und Gerätehersteller haben jedoch primär Probleme im Bereich Motorsteuerungen. "Hier sind es oft Kontaktprobleme an den Steckern, die sich gelegentlich mit Elektronik-Spray lösen lassen", so Droschzak. "Auch frühe ABS-, ASR- und ESP-Steuergeräte in Youngtimern sind hiervon betroffen. Ursache sind hier oft korrodierte Sensor-Anschlüsse." Hierfür macht Droschzak mangelnden Korrosionsschutz, falsche Platzierung im Fahrzeug und fehlende Abdeckungen verantwortlich. Um die Probleme dauerhaft zu lösen, fragen Unternehmen bei Einsendung defekter Komponenten nach einer detaillierten Fehlerbeschreibung (Symptome am Fahrzeug) und - wenn möglich - ausgelesenen Fehlercodes.
Danach erhält der Kunde einen Kostenvoranschlag. Nähern sich die Reparaturkosten dem Preis eines Ersatzgerätes an, wird für gewöhnlich von einer Reparatur abgeraten. Dann bieten Instandsetzer ein geprüftes und gebrauchtes Steuergerät, günstige Neugeräte oder maßgeschneiderte Lösungen an. Die Kostenersparnis gegenüber einem Neuteil liegt zwischen 30 und 90 Prozent. Auch die Reparaturdauer ist mit ein bis zwei Tagen und in schwierigen Fällen bis zu fünf Tagen nach Eingang des Gerätes recht kurz. Selbst Express-Reparaturen gibt es. Sie werden, wenn technisch möglich, innerhalb weniger Stunden oder eines Tages abgearbeitet.
Kurzfassung
Noch vor kurzer Zeit war es üblich, defekte Kfz-Elektronik-Komponenten gegen neue zu tauschen. Strengere Umweltauflagen und hohe Ersatzteil-Kosten machen jedoch Reparaturen immer lukrativer. Es wundert daher nicht, dass immer mehr Anbieter für Elektronik-Komponenten-Reparatur auf den Markt drängen. Wir sagen Ihnen, worauf Sie bei diesen achten müssen.
- Ausgabe 04/2020 S.28 (131.4 KB, PDF)