Die Fehlersuche bei neueren Fahrzeugen ist ein komplexes Unterfangen. Fehlereinträge können nicht immer eindeutig einer bestimmten Fehlerursache zugeordnet werden. Die Suche nach hilfreichen Informationen ist dann in der Werkstatt ein zeitraubender Prozess. Der weiter steigende Anteil elektronischer Komponenten in den Autos macht es nötig, dass Steuergeräte für viele Fehlerbehebungen neu programmiert werden müssen.
Seit Einführung der Euro 5-Abgasnorm 2009 sind die Fahrzeughersteller verpflichtet, Werkstätten alle technischen Reparaturinformationen zur Verfügung zu stellen und die Reprogrammierung von Steuergeräten zu ermöglichen. Auch freie Werkstätten können über die Online-Portale der Fahrzeughersteller auf Originaldiagnoseund Servicedaten sowie Reparatur- und Wartungsinformationen zugreifen. Für den Datenabruf muss sich die Werkstatt kostenpflichtig im Herstellerportal anmelden.
Der Zugriff auf diese Herstellerportale ermöglicht unter anderem auch die Pflege des elektronischen Servicehefts. Dazu muss man wissen: Zur Programmierung der Steuergeräte können nur Diagnosegeräte verwendet werden, die Euro 5-fähig sind. "PassThru" ist eine Schnittstelle, mit der die aktuellste Software-Version vom Online-Portal des Herstellers in das Steuergerät des Fahrzeugs installiert werden kann. Um die PassThru-Technologie nutzen zu können, sind neben dem kostenpflichtigen Zugang zum Herstellerportal ein Pass-Thru-Modul notwendig sowie ein PC mit der entsprechenden Schnittstelle. Die beiden Diagnosetester KTS 560 und KTS 590 von Bosch sind mit einem weiterentwickelten PassThru-Interface voll PassThru-fähig und laut Hersteller inzwischen für nahezu alle Fahrzeughersteller-Portale einsetzbar. Komplett neu ist die Unterstützung des neuen und im Vergleich zu CAN Bus viel schnelleren Datenprotokolls DoIP (Diagnostics over Internet Protocol). Die integrierte Fahrzeugschnittstelle auf Ethernet-Basis ermöglicht eine bis zu einhundermal schnellere Datenübertragung. "Wir sind die ersten, die DoIP mit unserem VCI unterstützen", erklärte Henrik Plars, Produktmanager Diagnose IAM Europa bei Bosch im Rahmen eines Pressetermins im Bosch Service Training Center in Plochingen. Die Datenübertragung via DoIP wird aufgrund des hohen Datendurchsatzes von vielen Fahrzeugherstellern zur Programmierung der Steuergeräte in der Fertigung genutzt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis bei neuen Fahrzeugen DoIP auch im Aftersales für die Diagnose zum Einsatz kommt. Volvo, Jaguar und Land Rover setzen die Ethernet-Schnittstelle bereits ein und empfehlen für bestimmte Diagnosetätigkeiten deren Nutzung. "Wir gehen davon aus, dass dies der Trend bei allen Herstellern ist", erklärte Plars. Mit CAN-Bus wären dann nur noch einige Basis-Diagnosen möglich, umfangreiche Diagnosen und die Reprogrammierung von Steuergeräten gehen künftig nur noch über die Ethernet-Schnittstelle.
Vom Wissen der Masse profitieren
Viele technische Probleme treten bei Fahrzeugen immer wieder auf, sie zeigen das gleiche Fehlerbild und werden dann in denselben Schritten repariert. Mit dem Online-Informationskanal "Erfahrungsbasierte Reparatur" (EBR) will Bosch diesen Erfahrungsschatz nutzbar machen. In Plochingen demonstrierte der Aftermarket-Spezialist das Potenzial der wissensbasierten Funktion innerhalb der Bosch Werkstattsoftware Esitronic. Technische Fehler, die immer wieder auftreten, sind für unterschiedliche Fahrzeugmodelle hinterlegt. Inzwischen kennt Esitronic EBR rund 500.000 Reparaturfälle aus dem Werkstattalltag. Über die Online-Datenbank, die als Erweiterung des Esitronic Abo-Modells genutzt wird, hat die Werkstatt immer Zugriff auf den aktuellsten Datenbestand. Neben der Freitextsuche kann auch nach Fehlercodes gesucht werden. Das System listet daraufhin bekannte Fehler für den betreffenden Fahrzeugtyp auf sowie die damit verbundenen Reparaturlösungen.
Kurzfassung
Die Diagnosemodule der KTS-Reihe von Bosch bieten in Verbindung mit der Software Esitronic die neue PassThru-Technologie sowie das superschnelle DoIP-Protokoll. Die Funktion "EBR" liefert Werkstätten erfahrungsbasierte Reparaturvorschläge.
Diagnose-Trend Ethernet
DoIPHinter dem Kürzel verbirgt sich eine neue Diagnoseschnittstelle auf Ethernet-Basis. Das neue Protokoll zur Datenübertragung DoIP (Diagnostics over Internet Protocol) erlaubt eine bis zu einhundertmal schnellere Datenübertragung im Vergleich zur Datenübertragung mittels CAN-Bus. Bislang wurde DoIP meist zum Flashen der Steuergeräte genutzt. Das hohe Datenvolumen in den Steuergeräten erfordert eine leistungsfähige Datenübertragung. Bildverarbeitende Systeme wie kamerabasierte Fahrerassistenzsysteme benötigen eine hohe Bandbreite für den Datentransfer. Es ist wahrscheinlich, dass künftig immer mehr Fahrzeughersteller Ethernet auch für die Fahrzeugdiagnose nutzen.PassThruMittels PassThru-Technologie können freie Werkstätten Steuergeräte über ein Diagnosegerät programmieren. Außerdem haben sie direkten Zugriff auf alle benötigten Diagnose-, Service- und Wartungsdaten für Fahrzeuge. Die Euro 5/6-Norm verpflichtet Fahrzeughersteller alle technischen Reparaturinformationen auf ihren Online-Portalen zur Verfügung zu stellen. Für die Nutzung von PassThru benötigt die Werkstatt neben dem Zugang zum Herstellerportal ein PassThru-fähiges Diagnosegerät. Zur Programmierung wird mittels PassThru eine direkte Verbindung zwischen dem Fahrzeug in der Werkstatt und dem Hersteller aufgebaut.
- Ausgabe 05/2017 Seite 34 (303.2 KB, PDF)