Als Verband der Hersteller und Importeure von Werkstattausrüstung hat der ASA ein turbulentes Jahr hinter sich. Neuer Präsident, neuer Geschäftsstellenleiter und jede Menge inhaltliche Arbeit in den Fachbereichen. In der Mitgliederbefragung "Quo vadis - ASA" sollte die Frage geklärt werden, ob der Verband noch richtig aufgestellt ist. ASA- Präsident Frank Beaujean erläutert die wichtigsten Ergebnisse.
asp: Welche Themen haben Sie im ersten Jahr als ASA-Präsident vor allem beschäftigt?
F. Beaujean: Sehr wichtig war aus meiner Sicht der intensive Blick auf die eigenen Strukturen im Verband. Wir haben uns sehr grundlegenden Fragen gestellt: Wofür steht eigentlich der ASA? Wo liegen unsere Stärken und was können wir vielleicht noch besser machen? Teil dieses strategischen Projekts war auch eine umfassende Mitgliederbefragung zu 13 Themenkomplexen. Bei unserem letzten erweiterten Vorstandstreffen in Bologna wurden die Ergebnisse vorgestellt und intensiv diskutiert. Die Schlüsse, die wir daraus gezogen haben, sind auch gleich in konkrete Anträge eingeflossen.
asp: Was bewegt Ihre Mitglieder?
F. Beaujean: Es hat sich ganz klar gezeigt, dass sich unsere Mitglieder über den Verband die professionelle Vertretung ihrer Interessen erwarten - nicht zuletzt in den entscheidenden gesetzgeberischen Gremien. Das ist der Kern unserer Marke und das sollte auch gefördert werden mit entsprechenden Ressourcen. Was die Wahrnehmung des ASA durch andere Verbände und Stakeholder im Markt betrifft, so war die deutliche Botschaft, dass wir ein sehr willkommener Gesprächspartner sind und Spezialist in vielen Sachfragen. Die technische Expertise unserer Mitglieder wird durchaus gesehen und geschätzt. Das gilt auch für die verlässlichen Marktzahlen, die wir regelmäßig erheben.
asp: Sind Sie auch auf Baustellen gestoßen?
F. Beaujean: Ein wichtiges Ergebnis ist die Entscheidung, künftig die Mitgliedschaft offener zu gestalten. Alle Dienstleister, die selbst keine Ausrüstung herstellen oder importieren, finden künftig einen Raum in dem neuen Bereich B2B. Hier haben wir ein eindeutiges Votum unserer Mitglieder. Deshalb werden wir eine entsprechende Satzungsänderung nächstes Jahr in der Mitgliederversammlung zur Abstimmung geben. Wir wollen damit auch jenen Unternehmen einen offiziellen Platz einräumen, die zwar historisch gewachsen schon Mitglied sind, aber streng genommen als Nicht-Hersteller gar nicht dem ASA angehören dürften. Das ist jetzt sauber gelöst und wir sind froh, diese geschätzten Mitglieder in der Familie halten zu können. Verbesserungsbedarf sahen viele Mitglieder in der Kommunikation des Verbandes. Wir tun zwar viel, aber wir sprechen noch zu wenig darüber. Um unser politisches Gewicht zu stärken und das Profil zu schärfen, ist eine bessere Kommunikation des Verbandes notwendig. Hier haben wir uns neu aufgestellt und deutlich verstärkt. Unter anderem haben wir die Webseite zur besseren Außendarstellung komplett überarbeitet. Eine weitere Konsequenz ist die Schaffung einer hauptamtlichen Stelle.
asp: Wie ist die Stimmung derzeit?
F. Beaujean: 2016 und 2017 war die Branche im Gleichklang zur allgemeinen industriellen Entwicklung. Die Situation ist gut, auch wenn am Ende nicht alle Wünsche in Gänze erfüllt wurden. Der Leitfaden 5 für die AU ist nach anfänglicher Verunsicherung im Markt gerätetechnisch ziemlich geräuscharm über die Bühne gegangen. Ein Problemkind ist derzeit das Reifenservicesegment: Das Qualitätsbewusstsein beim Kauf von Ausrüstung ist hier deutlich unterentwickelt. Dafür lösen sich aufgrund der guten wirtschaftlichen Situation in anderen Bereichen Investitionsstaus auf. Getrieben ist das teilweise auch durch Änderungen der entsprechenden Richtlinien - das betrifft vor allem Scheinwerfereinstellprüfgeräte, aber auch Bremsprüfstände. Diese positive Situation wird sicher noch zwei, drei Jahre anhalten. Unsicherheiten ergeben sich allerdings durch internationales Störfeuer: Brexit, Trump und Erdogan seien hier als Stichworte genannt. Die Entwicklung in der Türkei ist für die Branche eine bittere Pille, die nach dem weitgehenden Ausfall Russlands erst einmal verdaut werden muss.
asp: Wo ist die Dynamik am größten?
F. Beaujean: Die Einrichtung eines regelkonformen Arbeitsplatzes für die Scheinwerfereinstellprüfungen treibt die Betriebe derzeit um. Investitionsbedarf besteht hier allerdings eher bei der baulichen Auslegung der Bodenflächen als beim SEP selbst. Hier herrscht sehr viel Unsicherheit in der Branche, teilweise auch, weil so viele unterschiedliche und zum Teil widersprüchliche Informationen im Markt kursieren. Das Thema ist komplex, man muss hier wirklich ins Detail gehen. Bei den Bremsprüfständen haben wir eine stabile Nachfrage aufgrund der Bremsprüfstandsrichtlinie 2011 und der anstehenden Ersatzbeschaffung vor dem Ablauf der Bestandsschutzfrist. Bei Hebebühnen stellen wir eine höhere Dynamik fest. Die Bühnen werden jetzt fit für die Scheinwerfereinstellprüfung gemacht. Der Platzbedarf in den meisten Werkstätten ist begrenzt. Deshalb ist es vernünftig den vorhandenen Platz optimal zu nutzen, ganz gleich ob Stempel-, Scherenoder Viersäulenbühne.
asp: Wie geht es bei der AU weiter?
F. Beaujean: So wie es aussieht, soll die verpflichtende Endrohprüfung sehr bald kommen - ich persönlich rechne damit nicht mehr in 2017 -, aber das ist Diskussionsgrundlage. Die Grenzwerte sollen dann im Nachgang abgesenkt werden. Hintergrund ist die damit einhergehende Reduzierung der Fehlertoleranzen der Messgeräte und Fragen der Eichung bzw. Kalibrierung. Deshalb gestaltet man den Übergang zu niedrigeren Grenzwerten erst im zweiten Schritt.
asp: Müssen die Werkstätten jetzt in neue Geräte investieren?
F. Beaujean: "Jetzt und müssen" - ganz klar nein. Eine Investition in neue Abgastester steht derzeit nicht an. Die Sensortechnik hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt. In den Geräten, die heute im Einsatz sind, sind die Sensoren empfindlich genug, um auch die erwarteten, gesenkten Grenzwerte zu bewältigen. Selbst Geräte, die sieben bis acht Jahre alt sind, bewältigen das locker. Noch ältere Messgeräte können weiterhin über die normale Ersatzbeschaffung ausgetauscht werden.
asp: Wann ändert sich die Messmethodik?
F. Beaujean: Der Schritt zur Partikelzählung und damit einer neuen Messmethode kommt vermutlich nicht vor 2021. Wir begrüßen das grundsätzlich. Es ist durch viele Studien belegt, dass vor allem die Mikropartikel zu gesundheitlichen Schäden führen. Der ASA will sich daher der Thematik offensiv stellen. Es geht darum, die Vorgaben mit einer praktikablen Prüfmethode darzustellen, diese wird derzeit erarbeitet und zwar für Diesel und Benziner. Wenn sich die Messmethode ändert, ist auch zu erwarten, dass Werkstätten in neues Equipment investieren müssen.
asp: Wie ist die Situation bei Kalibrierung von Bremsenprüfständen?
F. Beaujean: Die Hersteller sind hier mittlerweile gut aufgestellt. Wir haben mehr und mehr ordnungsgemäß kalibrierte Prüfmittel für Bremsenprüfstände zur Verfügung. Zum Stichtag 1.1.2017, zu dem sich die Kalibrierung von der Stückprüfung gelöst hat, waren wir leider noch nicht so weit. Wir haben gelernt, dass die gute Absicht des Gesetzgebers, schrittweise zuerst eine vereinfachte Kalibrierung einzuführen und erst im zweiten Schritt eine Kalibrierung nach ISO 17025, sich nicht ausgezahlt hat. Die meisten Firmen haben aus Kapazitätsgründen entschieden, gleich auf den finalen Schritt hin zu arbeiten, also auf eine Kalibrierung, die der ISO Norm 17025 vollständig entspricht. Wir haben jetzt eine Kalibrierung, die bereits vollständig der ISO-Norm 17025 entspricht. Wir sprechen daher von "ISO 17025 affiner Kalibrierung". Die Unternehmen sind alle im Akkreditierungsverfahren, es fehlt bildlich gesprochen nur noch der Stempel der DAkkS als akkreditierende Stelle. Die Konformität ist dann bis 1.1.2018 auf jeden Fall zu erreichen
asp: Wie aufwändig ist die Kalibrierung im Vergleich zur Stückprüfung?
F. Beaujean: Vergleichsweise aufwändig. Wir rechnen in Bezug auf die Dauer mit Faktoren von 2,5 bis 4. In dieser Bandbreite werden sich auch die Mehrpreise im Vergleich zur Stückprüfung bewegen. Die infrastrukturellen Kosten für die Prüfmittel, die ständig auf kalibriertem Niveau gehalten werden müssen, muss logischerweise irgendwie eingepreist werden.
asp: Wie gut sind die Werkstätten beim Thema Scheinwerferprüfung informiert?
F. Beaujean: Das Bewusstsein in den Betrieben ist grundsätzlich vorhanden. Man schläft keinen Dornröschenschlaf. Alle Unternehmer, die jetzt Geld in die Hand nehmen und sich einen Arbeitsplatz nach der Richtlinie von 2014 einrichten, werden in jedem Fall von einem langjährigen Bestandsschutz profitieren.
Interview: Dietmar Winkler
Kurzfassung
Eine aufwändige Mitgliederbefragung hat dem ASA-Verband gute Noten bescheinigt. Künftig will sich der Verband auch für Unternehmen öffnen, die nicht selbst Hersteller oder Importeur von Werkstattausrüstung sind. Wirtschaftlich läuft es gut.
- Ausgabe 06/2017 Seite 42 (161.3 KB, PDF)