Kurzfassung
Der Markteintritt ist für asiatische Hersteller mit Risiko und hohen Kosten verbunden. Diese finden Unterstützung bei der G.A.S. (Global Automotive Service GmbH). Davon können gerade freie Kfz-Werkstätten profitieren.
Wer ein chinesisches E-Auto fährt, soll möglichst wenig Aufwand bei Inspektion, Wartung und Reparaturen mit seinem Fahrzeug haben. Doch wie soll das gehen, wenn man gerade erst frisch einen Markt für sich erschließt? Es würde Jahre dauern, ein flächendeckendes Servicenetz aufzubauen. Speziell in Deutschland, wo die Konkurrenz groß ist. Eine Strategie kann es daher sein, ein bestehendes Servicenetz zu nutzen. Genau hier positioniert sich das Werkstattnetz der Global Automotive Service GmbH (G.A.S.). Es umfasst deutschlandweit rund 1.700 Mehrmarken-Werkstattbetriebe. Davon sind allein mehr als 600 Betriebe Elektro-Mehrmarken-Werkstätten. Wiederum 14 Betriebe davon sind bereits jetzt auf einen chinesischen E-Fahrzeughersteller spezialisiert. "Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Anzahl dieser Werkstätten noch wächst, je mehr asiatische E-Fahrzeuge beziehungsweise Marken über deutsche Straßen rollen werden", so Nico Kuhnke, Netzleiter bei der Global Automotive Service GmbH in Essen. Die absolute Zahl der Werkstätten und deren Verteilung spielt aber für den Kunden eher eine untergeordnete Rolle, denn im Bedarfsfall muss dieser lediglich mittels App oder Hotline den Service anfordern. Das Auto wird dann bei ihm zu Hause abgeholt und nach durchgeführter Reparatur oder geleistetem Service dem Kunden wieder vor die Tür gestellt.- Ausgabe 7-8/2023 Seite 018 (559.3 KB, PDF)
Klare Struktur
Wer so viel Service bieten möchte, braucht eine durchorganisierte Struktur, aber auch viel Know-how und Erfahrung, die das Service-Netzwerk der G.A.S. bieten kann. Diese konnte bereits in der Vergangenheit für ihre Flottenkunden eine komplette Infrastruktur im Aftersales-Service, mit eigenem Teilebezug in OEM-Qualität, Lagerhaltung und eigenen Konditionen aufbauen.
Zertifiziert nach Herstellervorgabe
"Die Dienstleistungen der G.A.S. beschränken sich aber nicht nur auf das Werkstattnetz, sondern auch auf die IT, die Logistik und Konfektionierung von Teilen beziehungsweise Herstellerdaten, um diese dem Markt anzupassen", so Kuhnke. "Aufbauend auf unseren Erfahrungen können wir uns jetzt mit den asiatischen E-Fahrzeugherstellern eine neue Kundengruppe erschließen, die vor allem den Eintritt in den deutschen Markt sucht. Um hierfür den Weg zu bereiten, zertifizieren und qualifizieren wir unter anderem die Kfz-Werkstätten nach Herstellervorgabe." Damit wird ein neuer Markt von der G.A.S. erschlossen. Derzeit sind einige asiatische Hersteller mit der G.A.S. in Verhandlung, um ihren Markteintritt in Deutschland vorzubereiten.
Doch was genau können diese Hersteller erwarten? "In erster Linie ist es die Möglichkeit, jederzeit auf ein schnell ausbaufähiges Servicenetzwerk in ganz Deutschland zugreifen zu können", so Kuhnke. "Die Besonderheit dabei ist, dass wir schon zum Markteintritt in Deutschland das größte zertifizierte Elektrowerkstattnetz in Europa, das nach DGUV-I 209-093 für Arbeiten an Fahrzeugen mit Hochvoltsystemen zertifiziert ist, zur Verfügung stellen können." Die G.A.S. garantiert dabei eine IAM-Ersatzteilversorgung in Erstausrüsterqualität (GVO-konform). Das bedeutet auch, dass Garantie beziehungsweise Gewährleistungsansprüche, aber auch Unfallschäden problemlos abgearbeitet werden können. Das Schadenmanagement wird dabei von der G.A.S.-Tochtergesellschaft G.A.R. (Global Automotive Repair) und dem zur G.A.S.-Gruppe zählenden Schadendienstleister DMS (Damage Management System) übernommen. Sogar die Pflege des digitalen Servicenachweises ist damit gewährleistet, was den späteren Gebrauchtwagenverkauf der Fahrzeuge fördern wird.
Damit die Partnerwerkstätten der chinesischen E-Autohersteller und deren Mitarbeiter stets auf dem neuesten technischen Stand sind und über optimal geschultes Personal verfügen, hat die G.A.S eine Kooperation mit dem Schulungsanbieter Cognizant Mobility GmbH aus München geschlossen. Beide Firmen haben hierfür einen gemeinsamen Webauftritt unter dem Namen "Omni Automotive Services" ins Leben gerufen. Die Partnerschaft zwischen Cognizant und der G.A.S. sieht Kuhnke dabei als einen Zusammenschluss der je eigenen Kompetenzen zu einem gemeinsamen Marktauftritt mit hohen Synergieeffekten.
Laut Kuhnke werden hier Dienstleistungen und Schulungen im Bereich Aftersales erarbeitet und angeboten, ebenso Strategien zum Markteintritt. Automotive-Kunden erhalten aber auch individuelle Beratungsleistungen und Workshops zur Begleitung ihres Markteintritts.
Hohe Anforderungen an Werkstätten
Derart aufgestellt, hat G.A.S. mittels dieser Kooperation alle Möglichkeiten, auch für künftige asiatische Marktneulinge entsprechend den Hersteller-Vorgaben kompetente Werkstätten bereitzustellen und zu qualifizieren. "Generell sind dabei die Anforderungen an die Werkstätten bei Elektrofahrzeugen sehr hoch", sagt Kuhnke. "So verlangen wir beispielsweise die WdK-Standards für Reifenservices bei E-Fahrzeugen mit UHP-Reifen oder die Qualifikation von Hochvolt-Mechatronikern, die heute mindestens Stufe 2S abdecken sollten."
Zum Nutzen der Werkstatt
Von dem Konzept profitieren natürlich auch die Werkstätten. Als Service-Partner eines großen Autoherstellers haben sie vergleichbare Kundenbindungspotenziale wie eine Markenwerkstatt und damit sichere Einnahmen, argumentiert G.A.S. Daneben sei die G.A.S. das einzige mehrmarkenfähige, zentral geführte Werkstattnetz freier Unternehmen im Full Service in Europa, das eine Spezialisierung auf Elektroservice bietet. Kuhnkes Empfehlung Richtung Werkstätten: "Wichtig ist, dass Werkstätten mehrere Mitarbeiter gleichzeitig auf denselben Stand qualifizieren. So können krankheitsbedingte Ausfälle, aber auch Abgänge hoch qualifizierter Mitarbeiter besser kompensiert werden. Deshalb unterstützen wir freie Werkstätten stark bei Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen."
Ein Hersteller hat bereits den Weg zur G.A.S. gefunden - der E-Fahrzeughersteller Nio. Die Fahrzeuge des chinesischen Anbieters werden über das Servicenetz gewartet und repariert. Das verkündete G.A.S.-Geschäftsführer Andreas Brodhage schon im November 2022 anlässlich der Profi Service Tage von Coparts in Frankfurt. Laut Brodhage stehe das gesamte Teileprogramm des Herstellers über das eigene Zentrallager zur Verfügung. G.A.S. schule zudem die Nio-Mitarbeiter.