Unternehmensberatung für Kfz-Betriebe - Serie Teil 4
Mit einem professionell ausgearbeiteten Businessplan gelang es Werkstattinhaber Armin Muck, seine Bank von den Vorteilen eines Standortwechsels zu überzeugen.
Von der Loyalität seiner Stammkunden ist Armin Muck ausgesprochen positiv überrascht: Obwohl er mit seiner Werkstatt zum Jahreswechsel 2013/2014 von Riedstadt-Goddelau ins 30 Kilometer entfernte Mörfelden-Walldorf gezogen ist, halten sie ihm die Treue. „Wir haben einen unkomplizierten Hol- und Bringservice eingerichtet“, erklärt Muck. „Da ich nach wie vor in Riedstadt wohne, fahre ich mit den Fahrzeugen der Stammkunden morgens in die Werkstatt und bringe sie nach der Reparatur wieder zurück.“ Dass dies mittlerweile an fast jedem Arbeitstag der Fall ist, freut ihn besonders, ist es doch ein deutliches Zeichen dafür, dass die Kunden mit der Arbeit seiner Werkstatt zufrieden waren und immer noch sind.
Mindestens genauso wichtig ist ihm allerdings, dass er in Mörfelden-Walldorf binnen weniger Monate zahlreiche neue Kunden gefunden hat. Denn an seinem alten Standort sah er kein Potenzial mehr für weiteres Wachstum. „Auf 6.200 Einwohner kommen in Riedstadt mittlerweile sieben Kfz-Betriebe“, sagt Muck. In Mörfelden-Walldorf sei das Verhältnis deutlich besser: Dort gibt es rund 34.500 Einwohner und 16 Werkstätten. Doch nicht nur die Wettbewerbssituation ist nun entspannter, auch die Lage der Werkstatt ist wesentlich günstiger: Sie befindet sich direkt an einer Bundesstraße in einem Gewerbeneubau, in dem noch eine große Rewe-Niederlassung sowie ein Tierfuttermarkt untergebracht sind. „Dadurch haben wir viel Laufkundschaft“, fasst Armin Muck zusammen. Er sicherte sich diesen Standort bereits gute neun Monate vor dem ersten Spatenstich, der im Mai 2013 erfolgte. Von dem geplanten Werkstattneubau erfuhr er durch einen Kollegen, mit dem er sich gemeinsam ehrenamtlich im Vorstand der Kfz-Innung Groß-Gerau engagiert. Entwickler des Immobilienprojekts war die Schoofs Immobilien GmbH, Frankfurt, die den Standort wiederum für die Kaiser WerkstattSysteme GmbH (KWS) erschloss, die ihr Franchisesystem unter der Marke „die autowerkstatt“ betreibt.
„Im Oktober 2012 habe ich mir die ersten Unterlagen von KWS zusenden lassen, Ende des Jahres waren Miet- und Franchisevertrag bereits unterzeichnet“, erinnert sich Muck und berichtet, dass er dank der Empfehlung seines Kollegen bei Kaiser WerkstattSysteme „offene Türen“ vorfand. Blieb nur noch die Frage nach der Finanzierung des Umzugs. Denn obwohl Armin Muck den größten Teil seiner Werkstattausstattung mit an den neuen Standort nahm, gab es doch einen gewissen Kapitalbedarf.
Beratung beim Businessplan
Zum Beispiel für die Kaution, den Auf- und Abbau der Hebebühnen, die Investition in zwei neue Hebebühnen mit Unterflurtechnik und eine Lagerbühne, um den vorhandenen Platz besser auszunutzen. Darüber hinaus musste der Umsatzausfall für die Umzugsphase zwischenfinanziert werden – auch wenn dieser Zeitraum extrem kurz war: „Wir haben die alte Werkstatt am 19. Dezember 2013 geschlossen und die ersten Fahrzeuge bereits am 9. Januar 2014 am neuen Standort repariert“, erzählt Muck.
Nach kurzer Rücksprache mit seiner Hausbank wusste der Werkstattinhaber, dass er einen Businessplan vorlegen musste, um die Finanzierung seiner Umzugspläne zu sichern. Für die Erstellung des Businessplans sicherte sich Unternehmer Muck die Unterstützung der Betriebsberater vom Landesverband des Kfz-Gewerbes Hessen. Mit denen hatte er bei einem früheren Projekt zur Betriebsoptimierung bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. „Um den Businessplan zusammenzustellen, waren wir insgesamt drei Tage vor Ort, die Hintergrundarbeit in unserem Büro nahm nochmals drei Tage in Anspruch“, sagt Betriebsberater Thomas Klein, der die Beratung gemeinsam mit Roger Seidl, Geschäftsführer beim hessischen Kfz-Gewerbe, durchführte. Die Bilanzen und betriebswirtschaftlichen Auswertungen der Werkstatt lieferten Basisinformationen für die Unternehmensbeschreibung, die einen Teil des Businessplans bildete. Sie wurde durch Angaben zum beruflichen Werdegang von Armin Muck abgerundet.
Darüber hinaus enthielt der Businessplan Informationen zur Branchenstruktur in Deutschland und die allgemeine wirtschaftliche Lage des Kfz-Gewerbes. „Dafür konnten wir auf fundierte Verbandsinformationen zurückgreifen“, erklärt Klein. Außerdem wurde das KWS-Konzept erläutert. Ein weiteres Kapitel bildete eine mit Zahlen hinterlegte Markt- und Standortanalyse. „Hier haben wir uns auf die von KWS im Vorfeld ermittelten Informationen bezogen, die sehr aussagekräftig waren“, so Klein. Kernstück des Businessplans war die Beschreibung des Investitionsvorhabens, zusammen mit einer detaillierten Personal- und Realisierungsplanung, die den zeitlichen Ablauf des Projekts beschrieb. „Und selbstverständlich haben wir auch eine Kapitalbedarfs- und Ertragsplanung sowie eine Liquiditätsberechnung durchgeführt“, erklärt der Betriebsberater. Bei der Kapitalbedarfsplanung wird zusammengestellt, wann wie viel Geld wofür gebraucht wird. Bei der Ertragsplanung wurde dagegen berechnet, ob sich die Investition lohnen wird. Wichtig ist aber auch die Kapitaldienstrechnung. „Dabei haben wir ermittelt, wie viel Geld Armin Muck mit seiner Werkstatt monatlich erwirtschaften wird und welcher Teil davon eingesetzt werden kann, um die Verbindlichkeiten bedienen zu können“, erklärt Thomas Klein. Die Ergebnisse dieser Berechnungen überzeugten die Entscheider der Hausbank ganz offensichtlich: Schon wenige Tage nach der Präsentation des Businessplans, bei der Armin Muck von den beiden Betriebsberatern begleitet wurde, gab die Bank grünes Licht. „Das ist wirklich gut gelaufen“, freut sich Armin Muck. Darüber hinaus unterstützten die Betriebsberater ihn auch bei Detailfragen rund um Personalplanung und Arbeitsabläufe. Während es am alten Standort ein einziges Tor in den Werkstattbereich gab, ist die neue Werkstatt nach dem Boxenprinzip gestaltet: Jeder Arbeitsplatz ist mit einer Hebebühne ausgestattet und kann über ein separates Tor angefahren werden. Dadurch entfallen lästige Rangierarbeiten. Dennoch muss die Belegung optimiert werden, um zu verhindern, dass Fahrzeuge, für die Ersatzteile bestellt wurden, Hebebühnen länger als nötig blockieren. Das ist nicht zuletzt deshalb von Bedeutung, weil die neue Werkstatt deutlich kleiner ist als die alte: Vorher standen 440 Quadratmeter zur Verfügung, in Mörfelden-Walldorf sind es nur noch 240.
Standort- und Systemwechsel
„Allerdings nutzen wir den Platz hier auch deutlich besser“, betont Muck. „Daher haben wir auch in die Lagerbühne investiert.“ Die Einlagerung von Reifen hat er an einen Dienstleister übertragen. Für die Räder- und Reifensaison riet Berater Thomas Klein dazu, eine Aushilfskraft zu beschäftigen, da die Personaldecke anderenfalls zu dünn werden könnte. Derzeit beschäftigt Armin Muck eine Bürokraft, in der Werkstatt arbeiten neben Muck noch ein Mechatroniker und zwei Azubis.
Vor dem Umzug war Armin Muck Mitglied des Werkstattsystems 1a autoservice. Den Wechsel zu KWS, der eine Bedingung für die Übernahme des Standorts bildete, bereut er jedoch nicht: „Die Franchisegebühren sind zwar deutlich höher als das, was wir als 1a-Partner bezahlt haben. Doch dafür erhalten wir nun auch umfassende Unterstützung rund um Werbung und Kaufmännisches – und selbstverständlich auch technischen Support.“ Der Umzug selbst sei gut gelaufen, es kam zu keinerlei Engpässen oder Problemen – obwohl es durchaus schwierig war, alles unterzubringen, wie Muck einräumt.
Alle Zeichen auf Erfolg
Ob die im Businessplan ermittelten Umsätze und Erträge realistisch sind, wird sich in den nächsten Monaten herausstellen. Denn leider wurde kurz nach der Eröffnung der Werkstatt ein Mitarbeiter krank und fiel für mehr als zehn Wochen aus. Mit der Anlaufphase ist Armin Muck dennoch sehr zufrieden – auch wenn er selbst seit Mitte November sieben Tage die Woche arbeitet. „An unserem neuen Standort ist dank eines benachbarten Neubaugebiets und der beiden Einzelhandelsunternehmen deutlich mehr los – und dass uns so viele alte Kunden die Treue halten, ist auch ein ausgesprochen gutes Zeichen.“ Eva Elisabeth Ernst
▶ Armin Muck erstellte den Businessplan mit Hilfe der Betriebsberater vom hessischen Kfz-Gewerbe.
Der Businessplan
Nicht nur bei der Gründung eines Unternehmens, auch im Zuge der Unternehmensnachfolge, bei Gründungen von Betriebsstätten, Standortverlagerungen und anderen größeren unternehmerischen Vorhaben fordern Banken einen Businessplan, bevor sie über die Kreditvergabe entscheiden. Bleibt die Frage, was ein Businessplan denn nun konkret ist. „Im Grunde handelt es sich dabei um eine schriftliche Zusammenfassung des Vorhabens, die mit plausiblen Zahlen hinterlegt ist“, fasst Thomas Klein, Betriebsberater des hessischen Kfz-Gewerbes, zusammen. Für mittelständische Kfz-Betriebe empfiehlt er folgende Grobgliederung eines Businessplans:
Kurze, aber dennoch möglichst präzise Beschreibung der geplanten Investition
Hintergrundinformationen zum Gründer oder Unternehmer (beruflicher Werdegang, private Ausgangssituation) sowie zum ggf. bereits bestehenden Unternehmen (Beschreibung des Unternehmens und seiner Spezialisierungen, Anzahl der Mitarbeiter, Geschäftsentwicklung in Form von Umsatz- und Ertragszahlen)
Allgemeine Informationen zur Branchenstruktur und der Lage des Kfz-Gewerbes in Deutschland
Marktanalyse für das Einzugsgebiet der Werkstatt, ggf. auch eine Standortanalyse
Rentabilitätsberechnung der geplanten Investition: Wie schnell wird das eingesetzte Kapital wieder erwirtschaftet?
Berechnung des Liquiditätsbedarfs, der durch die Investition entsteht. Wichtig ist auch die Kapitaldienstplanung, bei der dargelegt wird, wie es der Werkstatt gelingt, die neuen, aber auch die alten Verbindlichkeiten pünktlich zu begleichen.
Liquiditätsplanung: Dem Kapitalgeber wird aufgezeigt, ob sich das Unternehmen im vereinbarten finanziellen Rahmen bewegen wird.
Realisierungsplanung: Wie sieht der zeitliche Ablauf des Projekts aus? Welche Meilensteine werden wann erreicht?
„Sich bei der Erstellung eines Businessplans und bei dessen Erläuterung im Bankgespräch externe Unterstützung zu holen, ist dringend anzuraten“, sagt Thomas Klein. „Denn das gehört nicht zu den typischen Aufgaben eines Kfz-Unternehmers.“ Erfahrene Berater wissen, welche Informationen in einen Businessplan gehören und wie man sie präsentiert. Allerdings dient ein Businessplan nicht nur dazu, Bankkredite zu bekommen. Er trägt dazu bei, dass der (künftige) Werkstattunternehmer größere Vorhaben möglichst gründlich plant und diese Planungen mit Zahlen hinterlegt. Damit fällt es auch leichter, im laufenden Geschäft zu überprüfen, ob die Werkstatt noch auf Kurs ist.
- Ausgabe 4/2014 Seite 64 (3.4 MB, PDF)