In der gemeinsamen Umfrage unter mehr als 500 Werkstätten haben asp AUTO SERVICE PRAXIS und die Initiative Qualität ist Mehrwert Fragen zum Teileeinkauf gestellt. Wir wollten wissen, welche Präferenzen Werkstätten bei der Teilebeschaffung an den Tag legen, beispielsweise hinsichtlich Teilequalität, Markentreue oder Einkaufsquelle.
Erfahrung ist Trumpf
Wir haben gefragt, was bei der Beurteilung der Teilequalität das wichtigste Kriterium ist. Ist es die Marke, der man vertraut, oder sind Empfehlungen entscheidend? Die Antwort hat uns überrascht, denn tatsächlich sind es vor allem eigene Erfahrungen, die bei der Teileauswahl eine Rolle spielen. Über die Hälfte (53 Prozent) der befragten Teilnehmer favorisierte die eigene Erfahrung noch vor dem Markennamen auf der Verpackung (36 Prozent), dem Preis (7 Prozent) und einer Empfehlung (4 Prozent).
Auf die Frage, welche Ersatzteile bei der Reparatur jüngerer Autos (jünger als 5 Jahre) und bei älteren Autos (älter als 5 Jahre) eingebaut werden, hatten wir einen spürbaren Unterschied erwartet. Tatsächlich entscheidet sich jedoch in beiden Fällen die große Mehrheit für ein qualitativ hochwertiges Markenteil. Hier waren Mehrfachnennungen möglich.
Bei älteren Fahrzeugen ist klar: 89 Prozent entscheiden sich für ein Qualitätsmarkenteil der Teilehersteller. Budgetmarken sind mit 21 Prozent ebenfalls relevant.
Bei den jüngeren Fahrzeugen unter fünf Jahren entscheiden sich immerhin noch 87 Prozent für ein Qualitätsmarkenteil der Teilehersteller und 42 Prozent für das Originalteil vom Fahrzeughersteller. Die Budgetmarken kommen nur noch auf sechs Prozent, werden also als Option eher nicht in Betracht gezogen.
Wiederaufbereitete Teile
Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit ist auch in der Kfz-Branche angekommen. Dass renommierte Teilelieferanten Produktlinien für wiederaufbereitete Teile aufgelegt haben, passt als ressourcenschonende Strategie ins Bild. Für Ersatzteile wie Turbolader oder Lichtmaschinen ist das wiederaufbereitete Teil heute keine Seltenheit mehr und das zeigt auch unsere Umfrage: Demnach gaben nur 15 Prozent der befragten Werkstätten an, gar keine wiederaufbereiteten Teile zu verbauen. Die überwiegende Mehrheit zeigt sich dagegen aufgeschlossen. Das wiederaufbereitete Teil erhält den Zuschlag bei älteren Fahrzeugen (26 Prozent), aus Preisgründen (20 Prozent), aus Gründen der Nachhaltigkeit ( 25 Prozent ) oder auf Kundenwunsch (14 Prozent).
Welcher Teiletyp sind Sie?
Bildergalerie- Ausgabe 7-8/2024 Seite 022 (2.4 MB, PDF)
Mitgebrachte Teile
Das leidige Thema der mitgebrachten Teile sorgt für ein klares Meinungsbild unter den befragten Werkstätten: 58 Prozent sagen "Nein, wir verbauen grundsätzlich keine mitgebrachten Teile." 28 Prozent lassen sich darauf ein, wenn der Kunde das unbedingt wünscht, allerdings nur unter Ausschluss der Gewährleistung. Nur jede zehnte Werkstatt hat kein Problem mit mitgebrachten Teilen, solange es nicht um sicherheitsrelevante Ersatzteile geht.
Fehlbestellungen
Eine gute Nachricht für den Handel: 66 Prozent der Werkstätten geben an, dass der Anteil der Fehlbestellungen unter fünf Prozent liegt, bei einem Drittel liegt der Anteil immerhin unter zehn Prozent. Nur eine Minderheit von vier Prozent hat das Gefühl, die Fehlbestellungen lägen über zehn Prozent.
Unsere Fragen zu den Einkaufsquellen zielten vor allem in Richtung Online-Bestellung. Wie attraktiv sind Webshops mittlerweile für Werkstätten als zusätzlicher Einkaufskanal bei Kfz-Ersatzteilen?
54 Prozent kaufen zusätzlich zur Grundversorgung durch "ihren" Großhändler auch bei ausgewählten B2B-Online-Shops/-Marktplätzen im Internet. Offenbar können sich nicht alle Befragten dafür erwärmen, denn 35 Prozent sagen, dass sie grundsätzlich nicht auf Onlineshops ausweichen - dieser Wert hat uns überrascht. Wenn man danach fragt, weshalb der Onlinekauf nicht infrage kommt, geben knapp 40 Prozent Probleme bei Retouren und Reklamationen an.
Jeder Vierte zweifelt grundsätzlich an der Teilequalität und jederFünfte beklagt die zu langen Lieferzeiten bei Onlinebestellungen. Das zeigt: Werkstätten schätzen grundsätzlich die Liefergeschwindigkeit ihres Großhändlers und die kulante Abwicklung von Reklamationen und Fehlbestellungen. Auf der anderen Seite sprechen aber auch gute Gründe für den Onlinekauf: 31 Prozent nehmen gerne den teils günstigeren Einkaufspreis mit. 36 Prozent geben die Lieferfähigkeit als schlagendes Argument an. Klar, wenn der eigene Großhändler ein bestimmtes Teil nicht liefern kann, wird man vielleicht im Internet fündig und bestellt dort.
Elektronik/Software
Sehr klar spiegelt sich in den Antworten die Erfahrung wider, dass immer mehr Ersatzteile nach dem Einbau auch eine Anpassung der Software erfordern. Immerhin 79 Prozent der Befragten machen diese Erfahrung. 56 Prozent geben an, dass die Komplexität aufgrund der Vernetzung von Bauteilen im Fahrzeug zunimmt. Genauso viele verzeichnen damit einhergehend eine Zunahme von Software-Problemen bei digital hochgerüsteten Fahrzeugen. Die Hälfte der Befragten gibt an, dass die Zunahme von Softwarekomponenten vermehrt den Einsatz von Remote-Services via Herstellerportal erforderte.
Datenzugang
Und so verwundert es kaum, dass 83 Prozent der befragten Kfz-Betriebe den diskriminierungsfreien Zugang zu Fahrzeugdaten geradezu für überlebensnotwendig für ihren Betrieb halten. Jeder zweite fürchtet auf Dauer gar die "elektronische Aussperrung" der freien Werkstätten durch die Automobilhersteller. Ein Drittel gibt sich optimistisch und ist überzeugt, dass der freie Reparaturmarkt eine Lösung auch für diese Herausforderung findet. Einige der Befragten wiesen darauf hin, dass der Zugang am Ende nur eine Frage der Kosten sei und dass diese erkaufte Wettbewerbsgleichheit letztlich zulasten des Kunden gehen könnte. Der freie Reparaturmarkt wartet schon seit Jahren vergeblich auf eine wettbewerbsneutrale europäische Lösung.