Die Straßen in einigen Regionen Deutschlands sind teilweise in bedauernswertem Zustand und gleichen manchmal einer Kraterlandschaft. Schlaglöcher sind aber nur einer von vielen Feinden eines modernen Fahrwerks - auch Bordsteinkanten können bei hartem Kontakt die sensible Achsgeometrie schnell aus der Spur bringen. Laut Werkstattausrüster Beissbarth haben eigene Testreihen in Werkstätten ergeben, dass bei rund 75 Prozent der Fahrzeuge die Achsgeometrie von den Sollwerten abweicht. Ein schief stehendes Lenkrad, einseitiges Ziehen des Wagens, Geräusche aus dem Fahrwerk und ein "schwammiges" Fahrverhalten sind die Folgen, die in der Regel ein Autofahrer spürt und die ihn zum Werkstattbesuch veranlassen.
Achsmessung bringt Folgegeschäft
Doch nicht immer sind die Auswirkungen so gravierend, dass man sie spürt. Dann gibt ein Blick auf die Reifen Auskunft über den Zustand des Fahrwerks. Einseitige Abnutzung und Sägezahnbildung deuten auf eine mögliche Fehleinstellung oder einen Schaden an der Radaufhängung hin. Vor allem während des saisonalen Räderwechsels, aber auch im Rahmen von Inspektionen und sonstigen Werkstattbesuchen sollte jede Werkstatt das Abriebbild der Reifen kontrollieren. Aber auch ein Wechsel der Radgröße, Reparaturen am Fahrwerk oder gleich der Einbau eines Sportfahrwerks machen die Achsvermessung unumgänglich. Das Angebot einer Achsvermessung generiert auch durch Folgegeschäfte mehr Umsatz und sorgt für zufriedene Kunden. In jüngerer Zeit haben sich weitere Einsatzgebiete für die Achsvermessung ergeben. Die immer häufiger anzutreffenden Fahrerassistenzsysteme können nur dann exakt kalibriert werden, wenn die Achsgeometrie stimmt. So ist vor der Kalibrierung eine Achsvermessung unerlässlich. Ein Spurhalteassistent kann beispielsweise nur richtig arbeiten, wenn die Achswerte exakt eingestellt sind ( siehe Kasten im Bericht zum Schadenforum auf Seite 40).
Die Qual der Wahl
Ein weiteres Feld für den lohnenden Einsatz einer Achsmessanlage sind Elektrofahrzeuge. Hohes Drehmoment in Verbindung mit hohen Fahrzeuggewichten stellt eine große Belastung für die Fahrwerksteile dar. Eine verstellte Achsgeometrie hingegen hat unter anderem auch Auswirkungen auf die Reichweite, weshalb diesen Fahrzeugen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.
Bei der Wahl eines Achsmessgeräts spielen für die Werkstatt verschiedene Faktoren eine Rolle. Zur Auswahl stehen unterschiedliche Techniken in ebenso unterschiedlichen Preisregionen. Die Spanne reicht von wenigen Tausend bis über 50.000 Euro. Neben den Messverfahren unterscheiden sich die Systeme vor allem bei den Rüstzeiten. Je häufiger man Achsvermessungen durchführt, umso schneller amortisiert sich ein teures Gerät. Die modernsten Geräte derzeit arbeiten berührungslos und vermessen das Fahrzeug "im Vorbeifahren" in wenigen Sekunden. Sie sind aufgrund der hohen Investition allerdings eher für Betriebe mit hohem Durchlauf und dort etwa als feste Einrichtung in der Dialogannahme geeignet. Nach Aussagen der Hersteller stehen aber die einfachen Systeme den aufwendigeren in Sachen Messgenauigkeit in nichts nach, sondern sind lediglich aufwendiger in Aufbau und Bedienung. Auf den folgenden Seiten finden Sie einen Überblick über aktuelle Systeme zur Achsvermessung.
Kurzfassung
Bei etwa drei von vier Fahrzeugen weicht die Achsgeometrie von den Sollwerten ab. Werkstätten müssen bei der Wahl eines Achsmessgeräts verschiedene Faktoren berücksichtigen. Ein Überblick.
- Ausgabe 11/2019 Seite 34 (377.2 KB, PDF)