Kurzfassung
Der asp-Werkstattclub powered by TÜV SÜD richtet sich an Werkstätten und Autohäuser – in diesem Jahr mit einer Veranstaltungsserie zum Thema Schadenmanagement. Für Kfz-Betriebe schlummert hier noch Potenzial.
Welche Möglichkeiten gibt es, sich erfolgreich gegen Rechnungskürzungen bei der Reparatur von Vollkasko- und Teilkaskoschäden zu wehren? Welchen Mehrwert bringt eine digitale Schadenakte in der Praxis und welche Voraussetzungen sollten Betriebe für das profitable Schadenmanagement mitbringen? Und an welchen Stellen ist die Kooperationen im Schadenmanagement mit Dritten sinnvoll? Dies waren nur einige der vielen Fragen, die beim zweiten asp-Werkstattclub powered by TÜV SÜD in der Zukunftswerkstatt 4.0 mit rund 50 Teilnehmern diskutiert wurden. "Rechnungskürzung vermeiden, warum viele Werkstätten unnötig Geld verschenken“ – so lautete der Untertitel der Veranstaltung.
Ralph Sander, Vertriebsleiter Marktgebiet Stuttgart, TÜV SÜD Auto Service GmbH, stellte das modulare Schadenmanagement von TÜV SÜD vor. In der Zusammenarbeit zwischen Werkstatt und TÜV SÜD stelle sich immer wieder heraus, dass Kfz-Betriebe nicht alles in Rechnung stellen, was eigentlich vom Versicherer bezahlt werden müsste: "Viele Positionen werden oft aus Unwissen nicht in Rechnung gestellt. Lassen Sie das Geld nicht liegen, diese Posten summieren sich“, appellierte Sander an die Teilnehmer des Workshops.
Modulares Schadenmanagement
Dabei unterstützen TÜV SÜD-Gutachter Autohäuser und Werkstätten im gesamten Prozess von der Schadenannahme bis zur Endabrechnung, inklusive der Kommunikation zwischen Kunde, Versicherung, Autohaus, Sachverständigem und Rechtsanwalt. Das TÜV SÜD-Schadenmanagement besteht aus den fünf Modulen Schadengutachten, Liquidität, Prozessqualität, digitale Akte und Schadenmanager für die internen Prozesse im Autohaus. In der digitalen Akte werden alle Schritte der Schadenbearbeitung abgewickelt, zusammengeführt und dokumentiert.
Rechtsbeistand bei Kaskoschäden
Warum sich die Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Anwalt für Werkstätten lohnen kann, rechnete Rechtsanwalt Marcus Kaiser, CEO der Kanzlei Kaiser & Kollegen, vor. Für den auf Kfz-Schäden spezialisierten Rechtsanwalt liegt genau darin der Schlüssel, um sich erfolgreich gegen Rechnungskürzungen durch den Versicherer zu wehren. Kaiser ging insbesondere auf Kaskoschäden ein, bei denen Kürzungen von vielen Werkstätten zähneknirschend hingenommen würden. "Im außergerichtlichen Bereich bekommen wir etwa in 90 bis 95 Prozent der Fälle unberechtigte Kürzungen von der Versicherung ersetzt", erklärte Kaiser in Hinblick auf Kaskoschäden.
Die Auseinandersetzung mit Versicherern sei ein Fall für Spezialisten, mahnte Kaiser: "Kein Mitarbeiter im Autohaus kann dies leisten, der administrative Aufwand ist viel zu hoch und die Erfolgsaussicht, beim Versicherer Gehör zu finden, gering." Kaiser & Kollegen setzen auf ein konsequentes Eskalationsschema, das ablehnenden Schreiben der Versicherung mit juristisch fundierten Argumenten begegnet. Die Kanzlei kümmert sich auch um ältere Forderungen, die noch nicht verjährt sind. Die Verjährungsfrist betrage drei Jahre. Hier schlummere in den meisten Betrieben einiges an Forderungsmasse.
Daniel Kargl, Serviceleiter beim Autohaus Weeber, berichtete über seine Erfahrungen mit TÜV SÜD als Partner im Schadenmanagement. Mit insgesamt zehn Autohäusern an verschiedenen Standorten in Baden-Württemberg gehört Weeber zu den größten Kunden in der Region. "Die Fahrzeugannahme erfolgt dezentral an den unterschiedlichen Standorten. Dort haben wir geschulte Serviceberater, die sich den ganzen Tag nur um Schaden und K&L kümmern", erläuterte Kargl. TÜV SÜD-Mitarbeiter erstellen vor Ort die Kostenkalkulation und neutrale Schadengutachten. Auf dieser Basis übernehmen dann wiederum eigene Mitarbeiter die Beratung des Kunden. Die Zusammenarbeit mit TÜV SÜD als neutrale Instanz habe sich bewährt, so Kargl, und führte drei wesentliche Gründe an: "Wir haben einheitliche Prozesse und eine einheitliche Kostenkalkulation, was die Abwicklung beschleunigt und erleichtert." Zudem profitiere man von dem TÜV-Logo auf der Kalkulation und den Gutachten. "Das ist bei den Versicherern bekannt und genießt hohe Anerkennung“, so Kargl. Das führe wiederum dazu, dass es weniger Diskussionen um einzelne Posten mit dem Versicherer gebe. "Der Schritt war richtig und gut“, so das abschließende Fazit zur Zusammenarbeit mit TÜV SÜD im Schadenmanagement.
asp-Werkstattclub Oktober 2023
BildergalerieKosten der Ersatzmobilität
Welche Möglichkeiten sich Werkstätten und Autohäusern im Bereich der Ersatzmobilität bieten, erläuterte Vinzenz Pflanz, Mitglied des Vorstands bei Sixt und verantwortlich für den weltweiten Einkauf von Fahrzeugen sowie für den Vertrieb. "Die Bereitstellung des Leihwagens ist eine der Top-Ausgaben im Autohaus und es gibt sehr viel Optimierungs-Potenzial", stellte Pflanz fest. Der Sixt-Vorstand hob in seiner Präsentation die hohe Bedeutung des Ersatzwagens für die Kundenbindung hervor. "Wir werden einen Rückgang bei den Werkstattumsätzen mit Reparatur und Ersatzteilen erleben. Der Aspekt der Kundenbindung wird dadurch immer wichtiger, dazu gehört auch die Bereitstellung des optimalen Ersatzfahrzeugs", erklärte Pflanz.
Michael Otte, Manager Werkstattsysteme bei der Carat Gruppe, stellte in Esslingen das neue Glassystem Firstglass vor. "Damit wollen wir den Werkstätten helfen, das Glasgeschäft wieder stärker an sich zu binden", so Otte. Derzeit würden die allermeisten Glasschäden durch Versicherungen zu Glasspezialisten wie Carglass oder Junited Autoglas gesteuert. Das Paket umfasst eine Eingangsschulung sowie eine Eingangszertifizierung durch TÜV SÜD, außerdem die Teilnahme an einer Weiterbildungsmaßnahme einmal jährlich. Das System sei offen für alle Werkstätten, sofern sie über die notwendige Ausstattung verfügen – dazu gehöre unter anderem die Möglichkeit zur Kalibrierung von Sensoren und Kameras.
Rennfahrer-Legende Volker Strycek nahm die Teilnehmer mit auf die Rennstrecke. Sein Thema sind E-Fuels und die Frage, in welchen Bereichen ihr Einsatz sinnvoll sein kann. Rennsport und Nachhaltigkeit müssen kein Widerspruch sein, so sein Fazit.