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Statistiker: Insolvenzwelle bleibt 2022 aus

17.03.2023 15:40 Uhr | Lesezeit: 3 min
Auch 2023 rechnen Fachleute mit keiner großen Pleiteserie - auch wenn ein weiterer, moderater Anstieg der Insolvenzen wegen des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds wahrscheinlich scheint.
© Foto: Axel Bueckert / Getty Images / iStock

Die Zahl der Firmeninsolvenzen steigt erstmals seit der Finanzkrise 2009 wieder – aber auf niedrigem Niveau. Das gilt auch für die Kfz-Branche.

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Die befürchtete Pleitewelle in der deutschen Wirtschaft ist im vergangenen Jahr trotz gestiegener Energiepreise und höherer Zinsen ausgeblieben. Zwar stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erstmals seit der weltweiten Finanzkrise 2009 wieder an. Sie legte um 4,3 Prozent auf 14.590 gemeldete Fälle zu. Experten sprachen von einem niedrigen Niveau und erwarten auch im laufenden Jahr trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes keine Pleitewelle.

"Seit Einführung der neuen Insolvenzordnung 1999 gab es nur 2021 noch weniger Insolvenzen", sagte Frank Schlein, Deutschland-Geschäftsführer des Informationsdienstleisters Crif. Im laufenden Jahr geht er von einem Anstieg der Firmenpleiten um knapp 13 Prozent auf bis zu 16.500 Fälle aus. "Wir sehen keine Insolvenzwelle, sondern vielmehr eine Normalisierung des Insolvenzgeschehens in Deutschland."

Moderater Anstieg erwartet

Der Berufsverband der Insolvenzverwalter (VID) erwartet allenfalls einen moderaten Anstieg der Unternehmensinsolvenzen. "Für einzelne Branchen, wie etwa der Baubranche, werden die Insolvenzrisiken allerdings allein schon aufgrund des Zinsanstiegs deutlich größer ausfallen", sagte Verbandsvorsitzender Christoph Niering. 

Nach vorläufigen Angaben der Wiesbadener Behörde stiegen die beantragten Unternehmensinsolvenzen im Februar um 10,8 Prozent gegenüber dem Vormonat, nachdem sie im Januar noch um 3,2 Prozent gesunken waren. Die Verfahren fließen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liege in vielen Fällen fast drei Monate davor.

Das sind die Ursachen

Hauptursachen für Firmenpleiten im vergangenen Jahr waren nach Einschätzung Schleins hohe Energiekosten, anhaltende Probleme in den Lieferketten und die hohe Inflation. "Hinzu kam die Konsumzurückhaltung bei den Verbrauchern, die aufgrund der hohen Energiepreise und der Inflation weniger Geld zur Verfügung hatten."

Um eine Pleitewelle in der Corona-Pandemie zu verhindern, war zudem von März 2020 bis Mai 2021 die Pflicht, einen Insolvenzantrag zu stellen, für überschuldete Unternehmen ganz oder teilweise ausgesetzt gewesen. Experten hatten nach dem Auslaufen dieser Ausnahmen mit einem Anstieg der Insolvenzen gerechnet.

36 Kfz-Insolvenzen gemeldet

Die meisten Firmeninsolvenzen zählten die Statistiker 2022 im Baugewerbe mit 2.698 Fällen – ein Zuwachs von 11,3 Prozent. Dahinter rangierte der Handel (2.239 Verfahren / plus 5,5 Prozent). Für den Wirtschaftsbereich Kfz-Handel sowie Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen wurden 36 Fälle gemeldet, nach 31 im Jahr davor. Insgesamt standen hier 32,7 Millionen Euro im Feuer. Die Steigerung geht dabei ausschließlich auf die Werkstätten zurück (16 Verfahren / plus 60 Prozent). Rückläufig war dagegen die Entwicklung bei den Kfz-Handelsbetrieben (minus 6,3 Prozent) und im Teile-/Zubehörhandel (minus 20 Prozent).

Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus dem Jahr 2022 über alle Branchen hinweg bezifferten die Amtsgerichte auf rund 14,8 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch rund 48,3 Milliarden Euro gewesen. Der Rückgang ist den Angaben zufolge darauf zurückzuführen, dass 2021 mehr wirtschaftlich bedeutende Unternehmen Insolvenz beantragten als im Folgejahr.

Zahlungsmoral deutlich verschlechtert

Die Zahlungsmoral hat sich nach einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade im vergangenen Jahr allerdings deutlich verschlechtert. Das wurde als klarer Hinweis auf weltweit steigende Insolvenzrisiken gewertet. "Insgesamt erwarten wir in diesem Jahr rund 15 Prozent mehr Pleiten als 2022 und damit eine Normalisierung des Insolvenzgeschehens", erklärte der Allianz-Trade-Chef für den deutschsprachigen Raum, Milo Bogaerts.

Im weltweiten Schnitt wurden die Rechnungen 2022 erst nach 59 Tagen bezahlt und damit fünf Tage später als im Jahr zuvor. Deutschland dauerte es 49 Tage und damit vier Tage länger als im Jahr zuvor. Das war eine Woche früher als in europäischen Nachbarländern üblich.

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