asp-Werkstattclub: Schadenmanagement in Werkstätten

Nach erfolgreichen Stationen in Hersbruck und Hamburg fand jetzt in Berlin der dritte asp-Werkstattclub powered by TÜV SÜD statt. Der Schwerpunkt lag wie auch bei den bisherigen asp-Werkstattclubs auf den fachlichen Austausch rund ums Schadenmanagement in lockerer Workshop-Atmosphäre mit dem Ambiente einer fantastischen Location. Tony Riedel, Sachverständiger für Schaden- und Wertgutachten bei TÜV SÜD, präsentierte gleich zu Beginn die vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten und Services, die TÜV SÜD im Schadenbusiness zu bieten hat.

Neben der Erstellung des neutralen Schadengutachtens können die Experten von TÜV SÜD zahlreiche administrative Aufgaben übernehmen. Gerade mit den organisatorischen Aufgaben sind viele Werkstätten überfordert. "Es fällt vielen Mitarbeitern, die Schadenabwicklung als Zusatzaufgabe im Betrieb nebenher machen schwer, den Überblick zu behalten", erklärte Riedel.

Kostenvoranschläge, Anwaltskorrespondenz, Kaskoabwicklung, Reparaturfreigaben und Organisation der Ersatzmobilität für den Kunden – das verlange jede Menge Erfahrung und Zeit. TÜV SÜD könne bei der Optimierung der Schadenkalkulation behilflich sein und den Reparaturablauf nach anerkannten Regeln der Technik und unter Beachtung der Herstellervorgaben erstellen. Zudem verzichteten viele Betriebe auf bares Geld, denn sie wüssten oft gar nicht, welche Posten sie in Rechnung stellen könnten. Der TÜV-Experte verwies auf typische Handlingkosten, die von der Werkstatt dem Sachverständigen in Rechnung gestellt werden könnten.

Typischerweise gehört dazu der Einsatz der Hebebühne. Zur Feststellung von Schäden an Achsen bei Anstoß an Reifen oder Felgen sei zudem häufig eine Fahrwerksvermessung und/oder eine Karosserie-Eingangsvermessung notwendig. Riedel warb dafür, bei der Abwicklung von Schäden grundsätzlich immer einen Rechtsanwalt einzuschalten. Riedel: "Wenn Kunden mit rechtlichen Fragen kommen, ist der Autoaus-Mitarbeiterin der Regel gar nicht auskunftsfähig. Hierfür gibt es Rechtsanwälte als Spezialisten." Jeder sollte sich auf seine Kernkompetenz konzentrieren und das sei im Falle des Autohauses das Reparieren.

Eindringlich warnte Riedel vor einem weit verbreiteten Irrtum bei vielen Kunden: "Oft sind Geschädigte eines Haftpflichtschadens der Meinung, wenn man sich mit dem Unfallgegner einig sei, dann werde der Schaden von der Versicherung im Sinne des Geschädigten reguliert. Das ist aber nicht unbedingt der Fall. Die Versicherung entscheidet nach rein rechtlichen Maßstäben. Nur ein Rechtsanwalt kann hier auf Augenhöhe kommunizieren."

Riedel ging in seinem Vortag auf die Optimierung der Prozesse bei der Schadenabwicklung ein, insbesondere auf die digitale Schadenakte, die als Drehscheiben für alle Beteiligten immer den aktuellen Stand eines laufenden Schadensfalles zeigt. "Die digitale Schadenakte sorgt dafür, dass man immer alle Vorgänge in Blick hat und jederzeit auf einen Blick sieht, wie weit die Abwicklung eines Schadens sei. Zudem können hier Dokumente und Bilder hinterlegt werden, das alles geht digital ohne Installationsaufwand."

Neues zum Werkstattrisiko

Der auf Verkehrsrecht spezialisierte Rechtsanwalt Dr. Roland Kern, hbc Hofbeck, Buchner & Collegen, erklärte anschließend, was sich beim Thema Werkstattrisiko aufgrund neuer Rechtsprechung geändert hat. Die BGH-Urteile vom 16.01.2024 und vom 12.03.2024 haben erhebliche Auswirkung auf die Praxis im Schadengeschäft. Die Rechtsprechung stärkt grundsätzlich die Position des Geschädigten bei Haftpflichtschäden. Der Grundsatz, dass der Geschädigte darauf vertrauen darf, dass seine Werkstattrechnung vom Unfallverursacher bzw. dessen Versicherung in voller Höhe erstattet wird, wurde von den Richtern bestätigt und sogar erweitert. Allerdings erfolgt dies bei gleichzeitiger Abtretung möglicher Ansprüche des Kunden gegen die Werkstatt an die Versicherung.

Diese kann dann auf dieser Basis ihrerseits Forderungen an die Werkstatt stellen, wenn ihrer Auffassung nach bestimmte Posten in der Rechnung der Werkstatt nicht gerechtfertigt seien. 

"Dieses Risiko kann man ausschalten, indem man ein neutrales Schadengutachten vorlegt", erklärte Alexander Braunsdorf, Geschäftsführer des SKIBA Ingenieurbüros in Potsdam. Er war Teilnehmer der Expertenrunde, bei der auch Rechtsanwalt Tim Dammenhayn und Alexander Korn, Geschäftsführer der Freie KFZ Meisterwerkstatt Korn in Beelitz und Caputh Rede und Antwort standen.

Neutrales Gutachten höheren Stellenwert als Kostenvoranschlag

Ein neutrales Gutachten habe einen deutlich höheren Stellenwert als ein Kostenvoranschlag. "Zudem spielt der TÜV Gutachter als neutraler Dritter eine wichtige Rolle als Zeuge", betonte Braunsdorf. Alexander Korn, Geschäftsführer der Freie KFZ Meisterwerkstatt Korn, hat bisher sehr gute Erfahrungen mit der Einbindung von Rechtsanwälten gemacht und würde diese jeder Werkstatt empfehlen.

Der auf Verkehrsrecht spezialisierte Rechtsanwalt Tim Dammenhayn erinnerte daran, dass es wichtig sei, am besten über einen Rechtsanwalt mit dem Versicherer klar zu kommunizieren. "Das ist wichtig, wenn es wegen Lieferschwierigkeiten von Ersatzteilen zu längeren Wartezeiten komme. Dann kann man auch längere Standzeiten oder Nutzungsausfälle geltend machen."

Rennsportlegende begeistert mit Plädoyer

Volker Strycek, Rennsportlegende und ehemaliger Sportchef bei Opel, nahm das Publikum zum Abschluss in seinem Vortrag mit auf die Rennstrecke. Der begeisterte Techniker erläuterte die spannenden Entwicklungen, die der Rennsport aktuell beim Einsatz klimaneutraler Treibstoffe leistet. Insbesondere sprach sich Strycek für mehr Technologieoffenheit aus, wenn es darum geht den verkehrt klimaverträglich zu gestalten: "Es gibt nicht nur schwarz und weiß – die Welt ist bunt und ebenso vielfältig sollten die technischen Lösungen sein für die Antriebe der Zukunft."

Beim gemeinsamen Abendessen im Restaurant Trofeo auf dem Gelände der Classic Remise in Berlin hatten alle Teilnehmer die Gelegenheit in lockerer Atmosphäre mit den Schaden-Experten zu sprechen und ihr Netzwerk unter Kollegen zu pflegen.