Vom 25. bis 28.04.2024 zog die Oldtimermesse Retro Classics in Stuttgart 70.000 Besucher in die sechs Messehallen. TÜV SÜD war wieder mit einem eigenen Stand vor Ort. Die Classic-Experten standen für Fragen der vielen Oldtimerfreunde zur Verfügung, beispielsweise zu Wertgutachten.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion "Oldtimer als Geldanlage" am Stand von TÜV SÜD wurde erörtert, wie sich die Wertentwicklung bei Young- und Oldtimern zuletzt verändert hat und von welchen Faktoren die Wertsteigerung abhängt. Bei dem Expertengespräch, moderiert vom Motorjournalisten Konstantin Beims, gingen der Oldtimersammler Peter Rössler, Thomas Hientz vom Nationalen Automuseum The Loh Collection und Lars Kammerer, Marketingleiter von TÜV SÜD Division Mobility der Frage nach, ob historische Fahrzeuge in Zeiten hoher Inflation vor Wertverlust schützen.
Dabei wurde deutlich: Eine pauschale Aussage über die Wertentwicklung von Oldtimern ist nicht möglich, zu groß ist die Abhängigkeit vom Fahrzeugtyp und vom sich ändernden Nachfrageverhalten seitens der Käufer. Während einzelne Fahrzeugtypen wie der Ford Capri der ersten Generation mit einer Wertverdoppelung zwischen 2018 und 2022 aufwarten, haben andere Typen massiv verloren, beispielsweise der Mercedes 190 SL.
TÜV SÜD Retro Classics 2024
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- Ausgabe 5/2024 Seite 044 (646.6 KB, PDF)
Rückblickend war die Corona-Pandemie eine besondere Zäsur: "In den Jahren vor Corona hat sich der Markt wahnsinnig schnell und dynamisch mit durchschnittlichen Wachstumsquoten von jährlich zehn Prozent entwickelt", erklärte Lars Kammerer. "Dann kam Corona und damit einhergehend eine deutliche Marktkonsolidierung." Für das Jahr 2022 lag die Wertsteigerung im Durchschnitt bei 4,8 Prozent, dies laufe unter Einbeziehung der Inflation gerade einmal auf einen Werterhalt hinaus. Peter Rössler gab zu bedenken, dass der Aspekt der Wertanlage vor allem bei besonders teuren Fahrzeugen eine Rolle spiele, für die Mehrheit der Käufer gehe es dagegen vor allem um Emotion und Liebhaberei. Und Thomas Hientz stellte eine Verschiebung im Markt fest, was an nachwachsenden Käufergruppen liege, die andere Präferenzen haben. "Vorkriegsautos sieht man hier kaum noch auf der Messe, dafür sehr stark Autos aus den 1970er- und 1980er-Jahren." Das heiße aber nicht im Umkehrschluss, dass nun jedes Autos aus dieser Zeit im Wert zulegen werde, betonte Lars Kammerer: "Das ist auf keinen Fall zu erwarten, es sind eher besondere Autos, die in geringer Stückzahl gebaut wurden oder eine besondere individuelle Historie aufweisen. Massenware aus den 90er-Jahren wird keine Wertsteigerung erfahren."
Fragen an ...
asp: Welche Bilanz ziehen Sie nach der Retro Classics?
Lars Kammerer: Auf der Retro Classics Stuttgart 2024 spiegelte sich wieder die ganze Vielfalt der Mobilität wider: Neben dem vielfältigen Automobilangebot waren Nutzfahrzeuge ebenso vertreten wie Busse oder Traktoren. Die automobile Vielfalt zeigte sich in Kleinwagen - in 2024 besonders viele Fiat Panda 4x4 - über Brot-und-Butter-Autos, den legendären VW T1 bis hin zu Sportwagenlegenden. Wie in fast jedem Jahr, konnten sehr viele Porsche 911 bewundert werden.
asp: Haben sich die Preise nach dem Hype wieder normalisiert?
L. Kammerer: Die Zeiten der Preissteigerungen sind eindeutig vorbei. Der Oldtimermarkt macht derzeit eine gesunde Konsolidierung durch. Selbstverständlich sind Ausreißer nach oben und unten mit dabei. Die vielen Gespräche auf der Messe haben gezeigt, dass die Preise in deutlich ruhigere Fahrwasser kommen. Die gute Nachricht: Die Freude am Hobby und Kulturgut, weniger das Investment stehen hier im Vordergrund.
asp: Werden Youngtimer wichtiger?
L. Kammerer: Diese Fahrzeuge haben ihren eigenen Charme und sprechen gerade jüngere Automobil-Enthusiasten an. Viele verbinden Erinnerungen aus der Kindheit mit diesen Autos. Jede Generation hat ihre Klassiker - auch die Volumenfahrzeuge der 90er-Jahre finden ihre Liebhaber.
