Andreas Hoffmann-Daimler besitzt kein Auto. Das ist insofern verwunderlich, da er der Urenkel des schwäbischen Autobauers Gottlieb Daimler ist, dem Vater des Automobils. "Ich hatte irgendwann mehr Strafzettel als Tankbelege und da entschied ich mich, das Auto abzuschaffen. Eine Entscheidung, die ich bis heute nicht bereut habe." Dieser Umstand sagt auch viel über das Verhältnis des 48-jährigen Architekten zur heutigen Daimler AG aus. Die Familie hält seit mehr als hundert Jahren keine Anteile mehr am Konzern, dessen Vorgänger der Urgroßvater 1890 unter dem Namen Daimler-Motoren-Gesellschaft gegründet hatte. Lediglich zum 125. Geburtstag des Automobils saß Hoffmann-Daimler mit im Autokorso. Schon im Elternhaus wurde nicht viel über die Wurzeln gesprochen. Der Vater, ein Enkel Daimlers, war Orthopäde und Wissenschaftler an der Universitätsklinik Tübingen. Er starb, als Andreas Hoffmann-Daimler zwölf Jahre alt war. "Als ich das nötige Alter hatte, um meinen Vater mit Fragen zu löchern, war er leider nicht mehr da und meine Mutter konnte das ganze Thema gar nicht so weitertragen." Hoffmann-Daimler studierte in Stuttgart und ausgerechnet die Planung eines Dienstleistungszentrums für Porsche lockte ihn nach Ravensburg. Inzwischen jedoch habe er sich an die Familiengeschichte getraut. "Es sind meine Wurzeln, es ist meine Familie und es ist meine Lebensgeschichte, mit der ich mich mittlerweile versöhnt habe." Besonders die Forschungsabteilung des Unternehmens fasziniere ihn: "Ich finde diese Jungs einfach bewundernswert. Die forschen mittlerweile an Dingen, die können wir uns als Normalsterbliche noch gar nicht vorstellen." (lr/dpa)
Daimler: Auf den Spuren des Urgroßvaters
Der Urenkel von Gottlieb Daimler hat ein gespaltenes Verhältnis zur heutigen Weltmarke - und begibt sich lieber mit Bus und Bahn auf die Spuren des berühmten Urahns.