Stromer können auch Spaß machen. Mit dieser Botschaft sind vor drei Jahren ein paar junge Honda-Ingenieure angetreten, um die Entwicklungsabteilung des japanischen Herstellers mit einem kleinen Elektroschock aus dem Tiefschlaf zu wecken. Denn wo die Akku-Technik bei Honda bislang allenfalls für Mini-Mobile und Öko-Studien genutzt wurde, haben sie den ersten voll elektrischen Sportwagen aus Japan auf die Räder gestellt.
Aktuell rund 225 PS stark und ohne noch ohne nennenswerte Reichweite, steckt die Technik unter dem etwas in die Breite gegangenen Blechkleid des Hybrid-Coupés CR-Z, das jetzt endlich so böse fährt, wie es schon immer aussieht. Denn was den Wagen so elektrisierend macht, ist nicht seine vergleichsweise bescheidene Höchstgeschwindigkeit von etwa 210 km/h und auch nicht das schiere Sprintvermögen – wenngleich einem trotzdem fast die Spucke wegbleibt, wenn der Prototyp in weniger als vier Sekunden auf Tempo 100 kommt. Es ist vor allem die unerreichte Querdynamik, die das eigenwillige Antriebskonzept ermöglicht.
Weil der Prototyp ähnlich wie vor ein paar Jahren der Mercedes SLS eCell mit vier Elektromotoren fährt, die alle nur ein Rad antreiben und einzeln angesteuert werden können, sind der flexiblen Verteilung des Drehmoments keine Grenzen gesetzt. Kein Wunder, dass der Prototyp am Kurveneingang ganz leicht untersteuert, nur um am Scheitelpunkt lustvoll mit dem Heck nach außen zu drehen und sich am Kurvenausgang schon wieder soweit stabilisiert hat, dass es mit voller Kraft voraus geht. Vier Motoren, eine schlaue Bordelektronik und anstelle der gewöhnlichen Traktionskontrolle ein Mischpult wie ein Discjockey – das ergibt Fahrspaß hoch vier.
Gipfelstürmer
Wie gut das Konzept funktioniert, das hat die junge Truppe um Projektleiter Yoshi Horiuchi bereits eindrucksvoll beweisen. Denn um ihren "4-Motor-EV-Drive" haben die Quertreiber einen Rennwagen im Stil des Hybrid-Coupés CR-Z geschustert und diesen Batterie-Boliden im Sommer zum Hill Climb auf den Pikes Peak in Colorado geschickt – mit Erfolg: Der Gipfelstürmer hat im Gegensatz zum zivilen Prototypen 450 PS und der Akku ist mit einer Kapazität von 50 kWh gleich dreimal so groß. Doch mit einer Zeit von 10:23 Min war er das schnellste Auto seiner Klasse und hat so auch dem ganzen Projekt gehörigem Nachdruck verliehen, sagt Projektleiter Horiuchi: "Spätestens seit unserem Klassensieg haben wir wichtige Fürsprecher in der Führungsebene."
Diesen Rückenwind will Horiuchi nutzen, um aus dem elektrischen Einzelgänger ein Serienmodell zu machen – und zwar "so schnell wie möglich." Mindestens 350 PS stark und mit über 400 Kilometern Reichweite soll er noch deutlich vor Ende des Jahrzehnts nicht nur die Entwickler, sondern auch die Kunden elektrisieren. Allerdings darf man sich vom Format des Prototypen nicht täuschen lassen. Selbst wenn ein kompakter E-Sportler als "Tesla des kleinen Mannes" durchaus seinen Reiz hätte, räumt Horiuchi ein. "Aber in welchem Segment wir antreten, ist leider noch nicht entschieden." (sp-x)