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Fahrbericht Citroën e-Mehari: Mit einem Lächeln auf den Lippen

20.06.2016 06:49 Uhr
Fahrbericht Citroën e-Mehari: Mit einem Lächeln auf den Lippen
Mit dem neuen e-Mehari beschwört Citroën sonnige Erinnerungen an die Sommer im Süden.
© Foto: Citroen

Citroën ist in Sommerlaune und schickt seine Kundschaft auf eine elektrische Zeitreise. Denn mit dem neuen e-Mehari beschwören die Franzosen sonnige Erinnerungen an die Sommer im Süden.

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Von Benjamin Bessinger/SP-X

Mit einem Citroën ist auf Sylt normalerweise kein Staat zu machen. Dort, wo ein Porsche so gewöhnlich ist wie andernorts ein Polo und man an jeder zweiten Ecke einen Bentley sieht, dreht sich nach den Familienkutschen aus Frankreich nun wirklich keiner um. Bis jetzt zumindest. Doch in dieser Saison könnte sich das ändern. Denn nach über 40 Jahren bringt Citroën jetzt den Mehari zurück und baut damit wieder ein kunterbuntes Strandauto, nach dem sich selbst in Westerland, List oder Hörnum die Hälse recken.

Obwohl der Viersitzer mit der Kunststoffkarosse und dem markanten Überrollbügel ganz im Geist der späten Sechziger gezeichnet ist und an die süßen Sommer von Saint Tropez erinnert, ist der französische Beachboy kein Retro-Auto im engeren Sinne. Vielmehr richten die Franzosen den Blick sogar nach vorn und bauen deshalb einen Elektro-Motor ein. Der arbeitet zwar flüsterleise und zumindest lokal emissionsfrei, passt aber zumindest in Sachen Fahrdynamik sogar zum Original. Denn mit 68 PS und 140 Nm bei 1,5 Tonnen hat der e-Mehari ungefähr so viel Temperament wie das klassische Modell, das mit einem 0,6 Liter großen und 30 PS starken Zweizylinder aus der Ente auskommen musste.

Dass man dieses Auto mit einem Dauergrinsen fährt, liegt deshalb weniger an den 6,4 Sekunden, die der e-Mehari auf Tempo 50 braucht. Und auch nicht an den 110 km/h, die er nach einer gefühlten Ewigkeit bei Vollgas erreicht. Selbst wenn es dann um die vier Kunststoffsitze wilder stürmt als in einen offenen Porsche beim doppeltem Tempo. Und über die Querdynamik hüllt man besser den Mantel des Schweigens. Die Laune lebt vor allem von der gefühlten Extraportion Freiheit auf diesem luftigen Hochsitz und vom ansteckend sonnigen Gemüt des kleinen Charmeurs, in dem man Wolken und andere Widrigkeiten einfach weglächelt und sich schon auf dem Weg zur Sansibar vorkommt wie ein Filmstar, wenn er vor dem Festival-Palais in Cannes am Roten Teppich auffährt.

Mut und charmanter Eigensinn

Obwohl das Auto mit einfachem Rahmen und Kunststoffkarosse, simplem Fahrwerk und  leichtgängiger Lenkung, konventioneller E-Maschine und einem 30 kWh großen Lithium-Polymer-Akku technisch eher von schlichter Konstruktion ist und Citroën obendrein den Elektrofahrzeug-Spezialisten Bolloré mit Konstruktion und Produktion betraut hat, zeugt der e-Mehari von Mut und charmantem Eigensinn. Denn nicht nur in Paris und beim Importeur in Köln sind alle überzeugt davon, dass sich kein deutscher Hersteller so ein Spaß- und Imageprojekt erlaubt hätte. Erst recht nicht mit einer derart mageren Ausstattung, die außer Klimaanlage und Freisprecheinrichtung nicht einmal ein Radio oder Airbags zu bieten hat – von elektrischem Helfern oder Assistenzsystemen ganz zu schweigen. Doch Citroën sieht den e-Mehari  in der Tradition solch unkonventioneller Fahrzeuge wie dem C3 Pluriel und rechtfertigt nicht zuletzt mit solchen Autos seinen neuen Markenclaim "Le Caractère". Und für dieses Image ist der elektrische Mehari um Längen besser als jedes andere Modell mit Doppelwinkel.

Zwar sind seine Fahrleistungen vergleichsweise lächerlich, erst recht neben all den Porsches und Bentley, denen der e-Mehari hier auf Sylt die Schau stiehlt. Es dauert im dümmsten Fall schier unendliche 13 Stunden, bis der Akku wieder voll genug ist für 100 Kilometer über Land oder 200 Kilometer in der Stadt. Und wo die ganzen Luxuskarossen mit einem Knopfdruck ihre elektrisches Komfort-Verdeck aufziehe und lächelnd jeden Schauer parieren, riskiert man beim Citroën alle Fingernägel, wird beim Aufbau der komplizierten Dachkonstruktion aus Steckscheiben und Rollfolien trotzdem nass und hat am Ende nur schlechte Laune. Doch es gibt neben dem Aufmerksamkeitswert trotzdem noch eine weitere Parallele zwischen dem e-Mehari und den ganzen Nobelhobeln auf der Jet-Set-Insel: Den Preis. Denn mit 27.000 Euro plus monatlich 87 Euro für die Akku-Miete ist der charmante Retro-Stromer für einen Kleinwagen genauso überteuert wie Bentley oder Porsche in ihrem Segment. Sorgen um den Absatz machen sich die Franzosen trotzdem nicht. Weil der e-Mehari sich als Kleinserie um teure Zulassungskriterien herum mogelt, dürften sie für ganz Europa ohnehin nur 1.000 Autos bauen. Und es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn die nicht bereits nach dem ersten Sommer vergriffen wären.

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