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Fahrbericht Maserati Levante: Fremdgehen auf Italienisch

06.09.2016 10:06 Uhr
Maserati Levante
Mit dem Levante bringt Maserati sein erstes SUV auf den Markt.
© Foto: Maserati

Nach der Premiere auf dem Genfer Salon im Frühjahr kommt der Maserati Levante in diesen Tagen auch auf deutsche Straßen. Das erste SUV der Traditionsmarke will mit Eleganz und Leistung, Luftfederung und klugem Allradantrieb glänzen.

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Von Peter Maahn/SP-X

Porsche hat angefangen, Jaguar, Lamborghini und sogar Bentley zogen nach. SUV-Riesen sind auch für die noblen Sportwagenbauer eine Erfolgsgeschichte. Bieten sie doch ein Übermaß an bulliger Kraft auch abseits von Rennpisten und Autobahnen, auch wenn man solche PS-Protze auf holprigem Geläuf nicht wirklich braucht.  Insofern sind die 202 kW / 275 PS, die der neue Maserati Levante Diesel (ab 70.500 Euro) auf alle vier Räder verteilt, nicht wirklich von Nöten.

Die sportliche Marke Maserati geht also fremd und bringt ein dickes SUV, das als erstes Modell in der 100jährigen Firmengeschichte auf Wunsch auch mit Anhängerkupplung zu haben ist. Etwas spät haben die Strategen der kleineren der beiden Fiat-Luxustöchter erkannt, dass die geräumigen und erhabenen Alleskönner den engen und flachen Sportflundern den Rang laufen können. Während ein Ferrari-SUV nicht in Sicht ist, darf sich die Schwester-Marke mit dem Dreizack jetzt an der Jagd auf die Bankguthaben der Besserverdiener beteiligen. Der Levante, nach einem Wind der Mittelmeerregion benannt, soll bei den wenigen Maserati-Händlern für einen  Orkan sorgen. „Er wird schnell unser meistverkauftes Modell werden“, prophezeit Maserati-Chef Harald Wester und rechnet weltweit mit gut 30.000 Verkäufen im nächsten Jahr. Damit würde der Hochbeiner mehr Kunden anlocken als alle anderen Maseratis zusammen. Keine Utopie: Porsche hat's mit Cayenne und Macan schon vorgemacht, die sich besser verkaufen als die klassischen Sportwagen.

Wobei auch der Levante eine Art Sportwagen ist, sich nur in einem 2,1 Tonnen schweren Fünf-Meter-Schiff versteckt hat. Da sich in Deutschland gut 75 Prozent der künftigen Eigner für die Diesel-Version des schönen Italieners entscheiden werden, fällt die Wahl der Antriebsarten nicht schwer. Auch wenn der rund 88.500 Euro teure Benziner (316 kW / 430 PS) lockt, startet die erste Fahrt im mit 70.500 Euro auch recht exklusiven Selbstzünder. Der Motor ist bekannt, arbeitet er doch auch im etablierten Ghibli, der ohnehin die Rolle des Genspenders für den Levante spielt. Das geht schon mit der Frontpartie los, die mit weit geöffnetem Kühlermaul und zentralem Dreizack-Logo für respektvolle Aufmerksamkeit sorgt. Die Gestaltung der Seitenpartie des Italo-Riesen mit nach hinten abfallender Dachpartie unterstreicht den Anspruch der Sportwagen-Legende auf Dynamik. Das Heck dagegen sieht dank glatter Formen eher brav aus. Das Innenleben des Levante gleicht dann wieder dem Ghibli, verwöhnt mit edlen Materialien, die je nach Kauflust und Etat aus der Aufpreisliste gewählt werden können.

Großen Sechszylinder mit wohligem Schnurren

Beim Druck auf den Startknopf meldet sich der großen Sechszylinder mit wohligem Schnurren. Wurde zuvor allerdings die Sporttaste betätigt, wird die Musik aus dem Motorraum mit dumpfem Bass-Blubbern untermalt. Nicht aufdringlich, aber durchaus potent. Im Fahrbetrieb später dringen kaum noch Töne des Soundgenerators in den Innenraum. Der Druck auf die bewusste Taste bewirkt noch mehr. Die serienmäßige Luftfederung wird spürbar härter, die Automatik schaltet schneller durch ihre acht Stufen und das Dickschiff hängt noch besser am Gas. Wobei die gewaltige Durchzugskraft von 600 Newtonmetern ohnehin nie das Gefühl von Schwäche aufkommen lässt.

Die für manche Maseratisti wohl etwas zu leichtgängige hydraulische Lenkung lässt sich zumindest im Alltagsbetrieb gut bedienen. Bei der zeitweiligen Kurvenhatz auf norddeutschen Landstraßen wäre in der Tat mehr Rückmeldung über die Lenkung an die Handoberflächen des Fahrers wünschenswert. Aber welcher SUV-Kunde twistet schon um enge Ecken? Er genießt viel lieber die erhabene Sitzposition, die Geräumigkeit oder das feine Ambiente um sich herum. Dankbar wird er auch bei gelassener Fahrweise für den ebenfalls vom Ghibli übernommenen Allradantrieb sein. Dessen Elektronik bedient vornehmlich die Hinterachse. Erst wenn die wegen Glätte oder allzu stürmisch angegangenen Kurven aus der Fassung gerät, wandert ein Teil der Antriebskraft nach vorne. Bis zu 50 Prozent des Drehmoments können so in Bruchteilen von Sekunden verlagert werden.

Ein gelungener Späteinsteiger also, dieser Levante. Auch wenn er gegenüber seinem Hauptkonkurrenten in Sachen Assistenzsysteme Federn lassen muss. Während der Porsche Cayenne mit einem ganzen Paket an elektronischen Helferlein aufwartet, muss sich der Italiener mit ein paar Standards begnügen. So sind immerhin Toter-Winkel-Warner oder Rückfahrkamera bestellbar. Aktive Systeme wie Spurhalte-Assistent, halbautomatisches Einparken oder Staufolge-Automatik sucht man im Maserati vergeblich. Da die angestrebte Kundschaft durchaus technik-affin ist, sollte der große Fiat-Konzern seiner feinen Töchter da schnell auf die Sprünge helfen.

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