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Fahrbericht Porsche Panamera Sport Turismo: Der Kombinator

20.07.2017 09:00 Uhr
Mit dem Panamera Sport Turismo hat sich Porsche die Nische in der Nische erschlossen.
© Foto: Porsche

Mit dem Panamera Sport Turismo hat sich Porsche die Nische in der Nische erschlossen. Und das Konzept des "Supersportoberklassekombis" überzeugt.

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Von Peter Weißenberg/SP-X

Ist das Zeitalter des vernunftgewordenen Autos wirklich erst so kurz her? Jedenfalls war in den 80er-Jahren noch gewiss: Wer auch am Abend oder Wochenende noch Bedarf hatte, Dachlatten, Farbeimer oder Regale auf Baustellen oder in den eigenen Rohbau zu bringen, der hat sich einen Kombi gekauft. Opel Omega oder Ford Granada oder so.

Die Massenmarken haben sich aus diesem ihrem Paradesegment längst zurückgezogen. Ab Oktober bietet dagegen ausgerechnet Porsche einen Kombi in der Fünf-Meter-Plus-Klasse an. Mit mindestens 97.557 Euro ungefähr zu dem Preis, den der frühere Kombi-Käufer für sein ganzes Eigenheim ausgegeben hat. Es darf auch gern das Doppelte sein, wenn noch Nachtsichtgerät mit Fußgänger-Erkennung, Massagesitze oder ein Burmester-Soundsystem drinstecken. Wie viel Vernunft steckt also im Panamera Sport Turismo? Und wie viel Porsche?

Design-Chef Michael Mauer schwört zu letzter Frage: "Alle Werte und Attribute". Nach ersten Ausfahrten mit dem Porsche-Kombi wird ihm kaum jemand widersprechen. Selbst der - mit Verlaub - schwächste Porsche-Kombi katapultiert Passagiere und Pipapo in wenig mehr als fünf Sekunden aus dem Stand auf 100 Stundenkilometer. Und auch die 259 km/h Endgeschwindigkeit erreicht der wie alle Sport Turismo stets allradangetriebene Porsche in spielerischer Leichtigkeit. In seiner Topversion Turbo Sport Turismo geht es über die 300-Stundenkilometer-Marke. Und wer sich noch ein wenig geduldet, kann in ein paar Monaten im Turbo S E-Hybrid den noch eiligeren Lieferanten markieren.

Komfort und Fahrspaß

Aber der Kombi ist eben zugleich auch Abkömmling der Oberklasse-Limousine Panamera. Hinterachslenkung, elektronische Wankstabilisierung und das Porsche Traction Management sorgen darum für zuweilen kaum fassbare Traktion und Stabilität. Der Komfort kommt ebenso nie zu kurz.

Der Fahrspaß ohnehin nicht. Zwischen der Limousine und dem Kombi gibt es selbst auf dem Papier bestenfalls marginale Unterschiede. Dass alle vier Räder mitlenken, sorgt für Fahrdynamik, die dem Fixstern 911 kaum nachsteht. Die Intelligenz aus dem 48-Volt-Stromnetz beschleunigt die Wankstabilität und eine verbesserte Luftfederung mit drei Kammern und 60 Prozent mehr Volumen besänftigt auch raue Straßenbeläge. Und das auch, wenn im Sportmodus eine der Kammern stillgelegt wird, im Sport-Plus ruhen deren zwei. Selbst bei der Hatz über die engen Kurven einer Rennstrecke belegt der Kombi, dass er auch Sportwagen kann. Trotz mehr als fünf Meter Länge und bis zu 2,2 Tonnen Gewicht klebt der Porsche auf der Piste, fegt wie an der Schnur gezogen um die Kurven.

Von den Fahrleistungen der Achtzylinder-Top-Motorisierungen und des Hybriden gar nicht erst zu reden: Hier hat sich der Porsche wirklich zu Recht seine Nische in der Oberklasse erschlossen. Der Panamera mit der großen Klappe wird so zum sportlichen Kombinator, der mit seinen Fahrleistungen selbst einschlägige AMG- oder Bentley-Konkurrenz in die Schranken verweist. Im Normalverkehr kommt dazu die Voraussicht des schlauen Abstandsregeltempomaten: Der sieht optimale Beschleunigungs- und Verzögerungswerte etwa durch Ortseinfahrten schon für die nächsten drei Kilometer im Voraus und schaltet, beschleunigt und verzögert von selbst optimal. Erleben - und staunen ...


Porsche Panamera Sport Turismo

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Niedrige Ladekante

Wer am Steuer sitzt, kann da nur bei einer Frage ins Grübeln kommen: Lohnen sich die bis zu 7.000 Euro Aufpreis für die große Heckklappe? Von der reinen Zuladung her lautet die Antwort: Nein. Denn viel mehr Gepäck darf auch der Sport Turismo nicht laden. Aber er kann es natürlich mit sperrigeren Zuladungen durch die stets elektrisch öffnende Klappe aufnehmen. Auch wenn die Fläche nach Umklappen der Sitze nicht ganz eben ist, lässt sich also Vieles über die niedrige Ladekante einfacher verstauen. "Genau das haben sich viele Panamera-Kunden gewünscht", sagt Iris Miesel, Projektleiterin für den Aufbau.

Im Fond finden auch sehr groß Gewachsene dank der neuen Form leichter Zugang und bequemer Platz. Sogar einen fünften Sitz bietet der Panamera als Sport Turismo erstmals. Den sollte allerdings eher doch nur einer der lieben Kleinen einnehmen.

Vor der B-Säule entspricht der Sport Turismo indes lupenrein der Limousine. Er ist und bleibt also ein Fahrerauto - in der zweiten Generation des Panamera auf höchstem Niveau auch bei Bedienung und Verarbeitung. Zur Seite des traditionell zentralen analogen Drehzahlmessers blitzen die hochauflösenden Displays auf. Sie bieten nach Gusto die passenden Fahrdaten vom G-Meter bis zu Navi- oder Verbrauschangabe. Und in der Mittelkonsole sitzt das Touchscreen-Infotainmentsystem inmitten einer reduzierten Zahl von Tasten. Auch bei Porsche braucht es etwas Zeit, um das Bedienkonzept zu verinnerlichen. Aber dann bietet es alles, was der voll vernetzte Mensch so braucht.

Sport Turismo - oder einfach: Kombi -, das ist da eigentlich nur eine Frage der Ästhetik. Projektleiterin MIesel geht davon aus, dass etwa jeder fünfte Panamera-Kunde sich von den praktischen Vorteilen betören lässt. Vielleicht auch von einem besonderen Effekt: Die Dachlinie mündet in einem Spoiler, der über drei Stellungen verfügt: bis 170 km/h ist er eingefahren, ab 170 km/h (oder im Sport/Sport Plus-Modus) fährt er um acht Grad aus oder das optionale Panorama-Dach ist geöffnet. Dann spreizt sich die Spoiler-Kante auf 26 Grad, um Windgeräusche zu reduzieren.

Vor dem Straßencafé aber kann der Fahrer den Spoiler per Knopfdruck auch in die Maximalstellung ausfahren. Und das kann ja zuweilen auch ein Kaufargument sein. Der Kombinator-Unterschied sozusagen. 

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