Nach der Entdeckung neuer auffälliger Diesel-Abgaswerte bei Audi soll auch die VW-Tochter Porsche genauer in den Blick genommen werden. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) sei angewiesen worden, Untersuchungen am Modell Cayenne durchzuführen, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums am Montag in Berlin. Porsche wollte dies auf Anfrage in Stuttgart nicht kommentieren. Man sei noch nicht offiziell informiert worden, hieß es aus dem Unternehmen.
Hintergrund der angekündigten Porsche-Untersuchungen ist eine Anfang Juni vom Ministerium publik gemachte Kombination von Motor und Getriebe bei Audi. Zwei Audi-Modelle können demnach am Lenkwinkel erkennen, dass sie auf einem Prüfstand stehen und die Abgasreinigung dann voll aktivieren - während die Wagen im normalen Straßenbetrieb mehr Schadstoffe ausstoßen. Das KBA stuft das als unzulässig ein, vorgesehen ist daher ein Pflicht-Rückruf für 24.000 Fahrzeuge.
Audi sollte bis zum Montag Lösungsvorschläge für eine entsprechende Umrüstung einreichen. Das Ministerium ging nach Angaben des Sprechers davon aus, dass die Unterlagen im Lauf des Tages eingehen.
Der "Spiegel" hatte kürzlich von einem beim TÜV Nord in Auftrag gegebenen Test berichtet, bei dem zu hohe Stickoxid-Werte eines Porsche Cayenne aufgefallen seien. Ein Insider äußerte daraufhin den Verdacht, das Modell könnte eine unzulässige Abschalteinrichtung der Schadstoffreinigung haben.
Im VW-Abgas-Skandal spielt Porsche bisher eher eine Nebenrolle. In Deutschland ist bisher der kleinere Geländewagen Macan Teil eines "freiwilligen" Rückrufs von 630.000 Fahrzeugen verschiedener Marken, bei denen amtliche Zweifel an der Abgastechnik bestehen - aber nicht der Vorwurf einer illegalen Einrichtung erhoben wird. Von insgesamt 33.000 Macan-Modellen wurden inzwischen laut Porsche rund 26 000 nachgebessert. Große Dieselmotoren liefert Audi im VW-Konzernverbund auch an Porsche und an die Kernmarke Volkswagen. Porsche bezieht dabei seine Dieselantriebe von dem Ingolstädter Unternehmen. (dpa)