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Ford Mustang "Eleanor": 60 Sekunden für die Ewigkeit

01.08.2018 10:05 Uhr
Wenn man sich an etwas erinnert aus dem Remake des Hollywood-Streifens "Gone in 60 Seconds" ("Nur noch 60 Sekunden"), dann an "Eleanor", ein aufgerüsteter Ford Mustang von 1967.
© Foto: SP-X / Benjamin Bessinger

Kein Mustang ist so scharf wie "Eleanor". Und anders als bei ihrem Filmauftritt in "Nur noch 60 Sekunden" kann man diese heiße Affäre dank Fusion Motors im Norden von Los Angeles jetzt auch länger genießen.

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Von Benjamin Bessinger/SP-X

Gegen sie hatte selbst Nicolas Cage keine Chance. Denn wenn man sich an etwas erinnert aus dem Remake des Hollywood-Streifens "Gone in 60 Seconds" ("Nur noch 60 Sekunden"), dann ist das nicht der von Cage gespielte Autodieb "Memphis" Raines und es sind auch nicht die 49 anderen Luxuslimousinen und Supersportwagen, die er klauen muss. Sondern es ist "Eleanor", die sich ins PS-Gedächtnis eingebrannt hat – ein aufgerüsteter Ford Mustang von 1967, den Memphis als letztes Auto dieser langen, schwarzen Nacht entwendet und nach einer zwölfminutigen Verfolgungsjagd ein paar Sekunden zu spät zu seinem Hehler in den Hafen von Long Beach bringt.

Diese Szenen haben Eleanor mindestens so berühmt gemacht wie Steve McQueens dunkelgrünen "Bullitt" und genau wie den Dienstwagen des Detectives aus San Francisco kann man jetzt auch Eleanor wieder fahren. Möglich macht das Yoel Wazana, der in Chatsworts nördlich von Hollywood mit seiner Firma Fusion Motors einen schwunghaften Handel mit Supersportwagen und Luxuskarossen für die Stars und Sternchen der Glitzerwelt betreibt und damit offenbar so viel verdient hat, dass er sich und allen anderen Petrolheads ein Rendezvous mit Eleanor verschaffen kann das länger währt als 60 Sekunden. "Denn wir sind die einzigen, die eine offizielle Lizenz zum Nachbau des Klassikers haben", sagt der Firmenchef und erzählt von einer Liebe, die zurückgeht bis in die Teenager-Zeit, als er Eleanor zum ersten Mal auf der Leinwand begegnet ist.

Eleanor-Fertigung dauert schon mal zwölf Wochen

Zwar konkurriert Eleanor aktuell mit einer Neuauflage von Bullitt doch muss die heiße Lady aus Los Angeles die Konkurrenz aus Detroit nicht fürchten. Gegen sie ist der Bullitt nur eine billige Platzpatrone. Denn während Ford sein Remake auf dem aktuellen Mustang aufbaut und nicht viel mehr ändert als Lackierung und Ausstattung und aus dem fünf Liter großen V8-Motor 460 statt 418 PS kitzelt, hält sich Wazana zumindest äußerlich ans Original und nimmt als Basis einen Mustang aus den Modelljahren '67 und '68, die zu Dutzenden auf dem Hof lagern. Dass die völlig verrostet sind und sich oft nicht einmal mehr selbst tragen können, ficht Wazana nicht an. "Denn viel mehr als die Fahrgestellnummer wird von den Wracks ohnehin nicht übernommen", sagt sein Geschäftsführer Steve Feldmann und führt seine Gäste beim Ortsbesuch in eine piekfeine Manufaktur, in der ein Dutzend Mitarbeiter Karosserien aus Karbon backen, nagelneue Motoren aus großen Versandkisten holen und Sattler kunstfertig lederne Sitzbezüge nähen. Kein Wunder, dass es schnell mal zwölf Wochen dauert, bis eine Eleanor fertig ist.

Dann sieht der Mustang allerdings nicht nur wie neu, sondern er ist es auch. "Keine Schraube bleibt unberührt, keine Schweißnaht wird übernommen und am Ende sind über 90 Prozent der Teile tatsächlich fabrikneu – entweder von uns gemacht oder von Spezialisten zugekauft", sagt Feldmann und zeigt ein Auto wie aus der Zeitmaschine. Denn auf den ersten Blick sieht seine Eleanor tatsächlich so aus, als hätte jemand den Kalender um 50 Jahre zurückgedreht.

Lasziv und leidenschaftlich aalt sich das Fastback in der kalifornischen Sonne und bittet zu einem Tanz, der sündiger sein wird, als es die Polizei erlaubt. Man muss den Mustang zwar anders als Memphis Raines nicht klauen, um ihn zu fahren. Und Wazana schwört, dass mit den Lizenzen alles sauber ist. Doch sobald man am Steuer sitzt, ist es vorbei mit der Legalität und das nächste Bußgeld ist nicht mehr weit. Eleanor ist einfach zu geil und gierig, als dass man mit diesem Luder die guten Sitten nicht in den Wind schlagen möchte.

Bei Vollgas über 300 Sachen

Die Musik zu diesem Tanz spielt ein fünf Liter großer V8-Motor, dem ein Rush-Kompressor 552 kW / 750 PS abringt – und da ist die im Kofferraum montierte Lachgas-Einspritzung noch nicht aktiviert. Von 0 auf 100 in weniger als vier Sekunden und bei Vollgas gut und gerne über 300 Sachen. Da geht dem Bullitt mit seinem Sprintwert von4,6 Sekunden und seinen 262 km/h Spitze längst die Puste aus.

Wer mit Eleanor derart scharf durch die engen Canyons in den Hollywood Hills oder über den Angels Crest Highway hinter Pasadena schießt, der ist ganz froh, dass es Wazana mit der Originalität spätestens unter dem Blech nicht ganz so genau nimmt. Auf den MP3-Sound oder ein Navigationssystem hätte man vielleicht verzichten können, zur Not wäre es wahrscheinlich auch ohne Klimaautomatik gegangen. Schließlich hat man schon wegen des faszinierenden Auspuffsounds die ganze Zeit die Fenster offen. Doch dass Wazana ein präzises Getriebe einbaut und neue Achsen mit einer modernen Federung installiert, ist sicher keine schlechte Idee. Und die standfesten Bremsen werden schnell zum Lebensretter, wenn sich Eleanor im Rausch des Rasens durch die engen Kurven windet.

Zwar lässt sich Wazana den Spaß teuer bezahlen, verlangt schon für das Grundmodell 190.000 Dollar und schreibt auch mal Rechnungen über das Doppelte. Doch anders als Nicolas Cage alias Memphis Raines muss man Eleanor dafür nicht klauen – und vor allem nach der Fahrt nicht bei einem windigen Hehler abgeben.


Ford Mustang "Eleanor"

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