Hat man sich früher im Rahmen der Firmenwagen-Policy als User Chooser oft "frei" bewegen können, gilt es nun mehr denn je, abzuwägen. Selbst dann, wenn das Limit weit oben angesiedelt ist. Der neue Mercedes EQA 250 ist so ein Beispiel. Die volle Einmal-Förderung ist ihm sicher. Denn mit 39.950 Euro (netto) ist er ziemlich offensichtlich so eingepreist, dass er alles mitnehmen kann. Dass er jedoch mit allerlei Extra auf rund 72.000 Euro (brutto) aufgestockt werden kann, ist Mercedes-typisch. Doch Obacht. Wer die der 60.000-Euro-Grenze (brutto wiederum) überschreitet, versteuert nicht mehr nur 0,25 Prozent des Fahrzeuglistenpreises, sondern 0,5 Prozent. Noch immer günstig, aber da tut der Rotstift dennoch gleich doppelt gut.
60.000 brutto sind’s fix
Denn mit einer ansatzweise sinnvollen Ausstattung beim neuen Kompakt-Stromer von Mercedes landet man bei 52.000 Euro (brutto) – 8.000 Euro "Spielraum" also. Mit dabei sind dann das empfehlenswerte Business-Paket für 1.172,15 Euro (brutto), das gerade bei E-Autos so toll nutzbare Panaroma-Schiebedach (1.392 Euro brutto lassen Stille, Licht und Luft ins Auto kommen), die Anhängevorrichtung (ja, 750 kg dürfen an den Haken des EQA für 952 Euro brutto), die beheizte Scheibenwaschanlage (136,85 Euro), das Trennnetz für 178,50 Euro sowie die Lenkradheizung – letztes Detail ist ebenfalls elementar, wenn man sich wirklich auf ein E-Auto einlässt.
Ach ja, das lange Ladekabel für eine 230-Volt-Steckdose (Mode 2) sollte sicherheitshalber extra bestellt werden. Übel nur, dass Mercedes für das 8-Meter-Kabel 35 Euro mehr verlangt als fürs 5-Meter-Kabel. Was drei Meter isolierte Leitungen doch so kosten können – beim Daimler. Die meisten anderen Dinge machen den EQA schöner, edler, individueller und vor allem: teurer.
Mercedes-Benz EQA 250
BildergalerieEin paar Details außen
Was kann denn nun das gut zwei Tonnen schwere Schnäppchen? Fangen wir außen an. Aussehen kann er wie GLA Nummer 2. Die leicht geänderte Front mit stets geschlossenem Kühlergrill und Scheinwerfern, die nicht mehr als Matrixversion bestellt werden können sowie das durchgängige Leuchtband am Heck stechen in die Augen. Ansonsten wirkt der 4,46-Meter-Stromer trotz der 18-Zoll-Serienbereifung SUV-untypisch zierlich. Der Kofferraum des EQA 250 spiegelt das sogar wider und bietet nicht mehr Platz wie der des Renault Zoe. Die Rückbank kann nicht vom Kofferraum aus umgeklappt werden, ergibt aber wenigstens eine fast ebene Ladefläche, unter der sich im hinteren Teil Platz für die Ladekabel befinden. Dafür ist auf der Rückbank und auch davor genug Raum vorhanden, um vier Personen komfortabel unterzubringen, fünf wären zwar legal, aber dann wird es (zu) gemütlich.
Die Verarbeitung ist meistens auf Mercedes-Niveau. Wenngleich unverkleidete Türrahmen, die der Fahrer spätestens beim Außenspiegelblick entdeckt, wenn er an den dicken A-Säulen vorbeigeschaut hat und das nicht sehr akkurat eingepasste Handschuhfachabteil Verbesserungspotenzial im Detail aufzeigen.
Digitaltachos sind mittlerweile nicht nur bei E-Autos omnipräsent und oft "semi-hübsch". Wer extra zahlt, erhält im EQA ein Digitaldisplay, das zu den ganz großen gehört und viele Informationen ausweist. Wer ehrlich ist, freut sich jedoch über das wenig ablenkende Head-up-Display, das auf Wunsch über alles Nötige informiert. Schade, dass es das nur in Kombination mit dem Advanced-Paket (inkl. großem Display) gibt und dann mit knapp 4.000 Euro brutto zu Buche schlägt. Schade auch deswegen, da die Idee der Vernetzung gut ist, die Umsetzung jedoch beispielsweise beim Navigationssystem, das Ladesäulen in der Nähe anzeigt und diese auf Wunsch auch in die Routenberechnung mit einbezieht, nicht ganz so schlau ist. Wer auf die Lade-Icons im Display toucht, bekommt die wichtigste Info nicht angezeigt: Nämlich die, wie hoch die Ladeleistung an der ausgewählten Säule ist. Was bringt es einem, eine Säule anzusteuern, die nur 4,7 kW reinlässt und den mit 66 kWh recht groß geratenen Akku in Zeitlupentempo lädt? Immerhin kann man sich seine favorisierten Ladepunkte mit einem einfachen Fingertipp abspeichern. Apropos Laden: An der Wallbox geht das mit maximal elf kW, am CCS-Schnelllader auch nur mit maximal 100. Das kann selbst ein Peugeot e-208.
Gut 400 Kilometer möglich
Also lieber entspannt mit vollem Akku und gut 400 Kilometer Reichweite in die hoch montierten Sessel sinken lassen und den leisen und kraftvollen Antrieb des EQA genießen. Mit 190 PS (108 PS Dauerleistung) spielt er in der Liga des "mittleren" ID.3. Und hier, wie bereits beim ähnlich positionierten Lexus UX 3003, zeigt sich, dass Frontantrieb mit dieser Leistung und 375 Newtonmeter Drehmoment an Grenzen stößt. Dabei fühlt sich die Leistung keinesfalls überbordend an – zwei Tonnen wollen eben bewegt werden. Wo die zum Teil herkommen, sieht man auch beim Blick in den vollen Motorraum. Immerhin bleibt der Normverbrauch bei schlanken 18,3 kWh.
Auf der Habenseite sorgen das Gewicht, das gut abgestimmte Fahrwerk und vergleichsweise kleine Räder für sehr angenehmen Fahrkomfort. Sportlich ist der EQA netterweise nicht. Danke Mercedes, dass auf die Unsitte, alle Fahrzeuge auf "Sport" zu trimmen, verzichtet wurde. So schiebt der EQA gerade mit den schmalbrüstigen Winterreifen (215er) in zu forsch angegangenen Kurven früh und gut kontrollierbar über die Vorderachse. Wer Einbremsen will, kann das jederzeit via Rekuperations-Paddel am Lenkrad tun. Die Stufen heißen D+, D, D- und D--. D+ bedeutet segeln, D-- bremst extrem stark, jedoch nicht bis zum völligen Stillstand. Wer die Stufe D Auto wählt, überlässt viele Dinge dem EQA, der sich dann auf die Frontkamera verlässt und eigenmächtig einbremst, selbst dann, wenn ein aktiver Abstandstempomat nicht aktiviert wurde. Ein merkwürdiges Gefühl. In dem Fall kein Volltreffer. Sonst passt der kleine E-Benz schon ganz gut.