Menschen möchten wissen, mit welcher Geschwindigkeit sie fahren - gleich, ob sie mit maschineller Unterstützung zu Lande, zu Wasser oder in der Luft unterwegs sind. Zur richtigen Messung und der gleichzeitigen Anzeige im noch jungen Automobil entwickelte ein deutscher Ingenieur den Tachometer weiter. 1902 schließlich ließ sich Otto Schulz den Wirbelstromtacho am kaiserlichen Patentamt in Berlin patentieren. Erfunden wurde das Instrument bereits im frühen 19. Jahrhundert, allerdings als Hilfsanzeige für Textilmaschinen und später Lokomotiven.
Das Prinzip hatte sich dabei nicht wesentlich verändert - übrigens bis heute nicht: Im Grunde sind Tachometer Drehzahlmesser, die die Umdrehungszahl am Rad oder an der Getriebewelle als Strecke pro Zeiteinheit darstellen. Dennoch hat sich die Technik, die diesem Konzept der Geschwindigkeitsmessung zugrunde liegt, erheblich geändert. Zum Zeitpunkt der Patentierung funktionierte der Wirbelstromtacho nach einem mechanisch-elektromagnetischen Funktionsprinzip.
Bei Otto Schulzes Anwendung überträgt eine flexible Welle die Drehzahl des Rads oder der Getriebewelle an einen rotierenden Magneten im Tacho. Die resultierenden Wirbelströme einer über dem Magneten befindlichen Metallscheibe lässt in der Folge ein Drehmoment entstehen. "Damit der Zeiger des Instruments den genauen Geschwindigkeitswert angeben kann, hält eine geeichte Feder die Scheibe gegen das Drehmoment des Magnetfelds", erklärte Continental. Beim Automobilzulieferer beschäftigt sich die Division Interior mit der Thematik. Diese umfasst u.a. die ehemalige Siemens-Tochtergesellschaft VDO, ein 1929 durch den Zusammenschluss der DEUTA (Deutsche Tachometer-Werke GmbH) mit der OTA Apparate GmbH (Offenbacher Tachometer-Werke) entstandener Elektronik-Spezialist.
Moderne Tacho-Technik
Heute basieren Drehzahlmesser dagegen von der Sensorik bis zur Anzeige auf Elektronik. "In den meisten Fahrzeugen ist die treibende Kraft hinter der Tacho- und Drehzahlmessernadel heute ein sogenannter Schrittmotor", erklärte Eelco Spoelder, Leiter des Interior-Geschäftsbereichs Instrumentation & Driver HMI. Mikrocontroller errechnen die Signale aus dem Geschwindigkeitssensor am Rad.
Verhältnismäßig wenige Veränderungen war die Art der Geschwindigkeitsanzeige unterworfen. Zwar gab es bereits 1986 beim Golf II GTI erstmals eine volldigitale LCD-Anzeige, doch auch moderne Tachometer sind zumeist rund und verfügen über eine Nadel als Geschwindigkeitsanzeiger. Nur in wenigen Fahrzeugen wird auf die Scheibe-Nadel-Kombination verzichtet und das Tempo alternativ durch Ziffern in einer Extraanzeige, beispielsweise dem Head-up-Display, angegeben. (msh)