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40 Jahre Mercedes-Benz 200 D - 500 E: Als das Herz der Marke schneller schlug

24.10.2024 06:36 Uhr | Lesezeit: 2 min

40 Jahre Mercedes-Benz 200 D - 500 E (W124 E-Klasse)
Vier Plätze an der Sonne – das Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet konterte 1992 die Verdeckträger von Saab (900), BMW (3er) oder Chrysler (Le Baron).
© Foto: Mercedes-Benz

Damit hatte keiner gerechnet: Ausgerechnet die konservative Marke Mercedes lancierte 1984 eine dynamische "Mittelklasse", die alle BMW, Audi oder Alfa alt aussehen ließ. Vor allem aber gingen die schnellen Sternträger der Reihe W124 in Multi-Millionenauflage und reüssierten am Ende ihrer Karriere als erste E-Klasse.

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Da staunten Deutschlands Dienstwagenfahrer, Familienväter und Taxichauffeure: Im November 1984 präsentierte Mercedes seine neue mittelgroße Baureihe W124 mit den Typen 200 D bis 300 E als agile Alternative zu BMW 5er, Audi 100/200 oder skandinavischen Turbo-Typen. Im Windkanal in "schnelle" Stromlinienform gebracht und mit stärkeren Motoren hinter der Stern-bewehrten Kühlerfront avancierten die Limousinen, Kombis, Coupés und Cabrios zu neuen Chefdynamikern in der Businessclass.

Welchen Fahrleistungsvorsprung, aber auch Effizienzvorteil die neuen Benz gegenüber ihren seit 1975 verkauften, klassisch-steif konturierten W123-Vorgängern versprachen, zeigte eine Datentabelle in der Mercedes-Pressemitteilung: Erstmals musste sich Taxifahrers Liebling 200 D nicht mehr von jedem 40-PS-Polo überholen lassen, denn mit 53 kW/72 PS rannte der Selbstzünder damals sensationelle 160 km/h schnell, zugleich begnügte sich der W124 mit 7,9 statt 9,5 Liter Diesel im Stadtzyklus. Die politischen und gesellschaftlichen Diskussionen um das Thema Waldsterben und Forderungen nach einem Autobahn-Tempolimit von 100 km/h nahm Mercedes gelassen, führte stattdessen bis zu 230 km/h flotte Benziner mit Abgaskatalysator ein und überraschte beim Diesel 1990 mit dem ersten Oxidationskatalysator. Gelegentliche Kratzer am Sternenglanz konnte der W124 nicht verhindern, aber noch im hohen Alter auspolieren, etwa als 1993 aus der Mittel- die erste E-Klasse hervorging.

Herz der Marke

Sie ist bis heute das Herz der Marke: Rund 16,5 Millionen Einheiten konnte Mercedes seit 1947 von der "mittleren Klasse" absetzen, die als "Ponton-Benz", "Heckflosse"“, "Strich-Acht" chromgeschmückter W123 oder eben ab 1984 als W124 gesellschaftlicher Erfolgsausweis und Qualitätsmaßstab war, letzteres sogar im harten Taxigeschäft. Nachdem Mercedes 1982 mit dem unter Bruno Sacco in zukunftsweisende Form gebrachten Modell 190 (W201) in die bis dahin von Stuttgart nicht bespielte kompakte Mittelklasse der dynamischen BMW 3er vorgedrungen war, orderten rund 40.000 Mercedes-Stammkunden "blind" das nächste Sacco-Designjuwel: Die im Januar 1985 auslieferungsbereite Baureihe W124.

Allerdings bedeuteten neue Technologien auch neue Risiken, wie damals die Aktivisten des Chaos Computer Clubs verdeutlichten, als sie überraschend in das BTX-System der Post eindrangen. Beim Mercedes W124 waren es zunächst Taxifahrer, die sich über ein scherzhaft "Bonanza-Effekt" genanntes Ruckeln beim Anfahren ihrer von neuen Vier-, Fünf- und Sechszylinder-Motoren angetriebenen Diesel-Droschken beschwerten.

Bald kamen Kundenklagen über Klappergeräusche, schlecht passende Teile und andere Defizite hinzu. Probleme beim Qualitätschampion Daimler? Ein Desaster drohte, aber Mercedes stellte alle Mängel ab und gab sich kulant. Die Kunden waren zufrieden, und so ist die W124-Reihe bis heute ein Inbegriff des robusten und langlebigen Sternenkreuzers. Dafür stehen Marathonläufer wie ein in Portugal eingesetztes 200 D Taxi mit zwei Millionen Kilometern auf der Uhr, das schon zum Publikumsmagneten im Mercedes-Benz-Museum avancierte. Vor allem aber war es die konkurrenzlose Vielfalt, die den W124 vor 40 Jahren zu Verkaufserfolgen führte, von denen andere nur träumen konnten. Von 80 kW / 109 PS bis 280 kW / 381 PS reichte das Leistungsband bei den Benzinern mit vier, sechs oder acht Zylindern, von 53 kW / 72 PS bis 108 kW / 147 PS bei den Selbstzündern.

Zeitweise konnten die Kunden zwischen 15 Antrieben wählen, das übertrifft sogar die Diversität der heute aktuellen E-Klasse. Zudem präsentierte sich die W124-Reihe schon 1985 als Alternative zum Audi 100/200 quattro, auch wenn es zwei Jahre dauerte bis der automatisch zuschaltende Allradantrieb 4Matic in Serie ging.

Die 1980er Jahre lösten einen Hightech-Hype aus, und ähnlich wie der Transrapid die Zukunft der Hochgeschwindigkeitsbahn versprach und die CD die klassische Langspielplatte (fast) ablöste, zündete Mercedes ein Innovationen-Feuerwerk aus automatischem Sperrdifferenzial (ASD), Antriebs-Schlupfregelung (ASR), weltweit erstem Diesel mit Vierventiltechnik (1993) oder Selbstzünder mit Schrägeinspritzung (1989), um eine 40-prozentige Verringerung der Partikelemissionen zu bewirken. Nicht zu vergessen clevere Kuriositäten wie der Panoramascheibenwischer mit weltweit größtem Wischerfeld.


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Wer W124 kaufte, bekannte sich zur Avantgarde – und zeigte dies durch die Stromform mit aerodynamischem Bestwert von cwW=0,29 oder den weitgehenden Verzicht auf altmodischen Chromzierrat. Ob Benz 200 in Buchhalterausstattung für den sparsamen Oberstudienrat, 400 E für den V8-Connaisseur mit Faible zum optischen Understatement oder E 60 AMG mit 6,0-Liter-V8 in Vollfettstufe für Sportwagen-Jäger: Dieser Mercedes sollte alle Wünsche bedienen und das 13 Jahre lang bis 1997. In dieser Zeit zeigte Erzrivale BMW nicht weniger als drei Generationen des Fünfers – ohne dem W124 in der Variantenvielfalt auch nur nahe zu kommen.

Ab 1985 ergänzte das "T-Modell" die W124-Reihe mit Transporttalenten, die über das Ladevolumen hinausgingen: Die serienmäßige Niveauregulierung, das raffinierte Doppelrollo, feine Velours- und Lederpolster und eine Geräuschdämmung fast auf Limousinen-Niveau machten diesen Fünftürer für die Fachwelt zum Kombi-Maßstab, auch wenn Laderiesen etwa von Citroen mehr Stauraum boten. Außerdem lieferte Mercedes vom Kombi abgeleitete Fahrgestelle, die Karossiers für Krankenwagen oder Bestattungsfahrzeuge nutzten.

Hardtop-Coupés 230 CE und 300 CE

Eleganz stellten dagegen die 1987 lancierten, aufwendig konstruierten Hardtop-Coupés 230 CE und 300 CE zur Schau: Bis auf den Vorbau verfügten sie über eine eigenständige Karosserie. Konkurrenz kannten die edlen Zweitürer kaum, nur wenige Hersteller wie Volvo (780) leisteten sich damals vergleichbare Coupés. Noch exklusiver war die 1989 lancierte sechstürige W124-Limousine, mit 5,54 Meter Länge Deutschlands längster Pkw und prädestiniert für Einsätze als Repräsentationskarosse. Auf der IAA 1991 fand Mercedes zurück zum viersitzigen Cabriolet – nach zwei Jahrzehnten Abstinenz. Es begann mit dem offenen Sechszylinder 300 CE-24, etwas später folgten Vierzylinder und der furiose E36 AMG mit 200 kW / 272 PS. Saab (900), Chrysler (Le Baron) und BMW (3er) hatten mit vier Plätzen unter der Sonne vorgelegt, aber der offene W124 brachte alle Anlagen zum Klassiker mit und wurde bis 1997 gebaut.

Welche Popularität der Mercedes W124 bei Oldtimerfans genießt, erklärt Experte Martin Heinze von der Oldtimer-Bewertungsorganisation Classic Analytics: "Nach etwas holperigem Start hat sich der 124er im Laufe der Jahre zum Liebling der Mercedes-Fans entwickelt, erst als Neuwagen, dann als Gebrauchtwagen, später als Young- und Oldtimer – und das gilt ausnahmslos für alle Modellvarianten. Abgesehen von den begehrten AMG-Versionen und dem 500 E hat sich in den letzten Jahren ein echter Kult um die T-Modelle gebildet, die in der Beliebtheit sogar die eleganten Coupés hinter sich gelassen haben. Selbst ohne Extras kostet ein guter 230 TE heute mindestens 14.200 Euro."

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