Die deutschen Führungskräfte können sich dieser Tage bei der morgendlichen Zeitungslektüre entspannt in ihren Chefsesseln zurücklehnen: Es geht wieder aufwärts, so der flammende Medien-Tenor. Auch aus dem Ausland blickt man einigermaßen neidisch auf Deutschland und lobt politische und unternehmerische Weitsicht. Die Automobilindustrie ist ein wesentlicher Pfeiler des Erfolgs. Nach Veröffentlichung der Quartalszahlen knallten bei BMW, Daimler oder Volkswagen die Sektkorken. Von den Autobauern springt der Funke über auf die Zulieferer.
Wer nach der Ursache forscht, muss nach Übersee blicken. Kaum läutete jemand dort das Ende der Krise ein, stieg das Kaufinteresse. Die Nachfrage daheim lässt dagegen zu wünschen übrig – im Jahr Eins nach der Abwrackprämie keine wirkliche Überraschung.
Die Verantwortlichen sind schon zu lange im Geschäft und die Wirtschaftsflaute ist noch zu nah, um allein auf den Export zu vertrauen. Der Binnenkonsum muss nachziehen, um sich auch übermorgen noch zufrieden in den Chefsessel fallen lassen zu können.
Also sollen Werbeaktionen bei Privat- und Flottenkunden die Kaufbegeisterung entfachen. Nach dem Abwrackfeuerwerk müssen geschickte Marketing-Coups zünden. Beispiel Opel: Bei der GM-Tochter gibt es aktuell „lebenslänglich“ für den Neuwagenkauf. Auf den ersten Blick klingt das Rundum-sorglos-Paket für ein ganzes Autoleben sehr attraktiv. Schaut der Kunde ein zweites Mal hin, bemerkt er, dass die Lebenszeit des Fahrzeugs mit 160.000 Kilometern nur sehr knapp bemessen zu sein scheint.
Martin Schachtner, asp-Redakteur
- Ausgabe 8/2010 Seite 3 (97.3 KB, PDF)