Zahlen aus dem Kfz-Gewerbe, Umfrageergebnisse und Neuzulassungsstatistiken belegen eindrucksvoll: Der Dieselmarkt ist in Deutschland massiv eingebrochen, die Dieselskepsis bei den hiesigen Autokäufern drastisch gestiegen. Vor allem seit dem das Bundesverwaltungsgericht im Februar grünes Licht für Dieselfahrverbote gegeben hat, scheint es fast schon unverantwortlich zu sein, Autokäufern einen Selbstzünder zu empfehlen. Einerseits. Andererseits ist genau jetzt die beste Zeit, auf dem Gebrauchtwagenmarkt mit dem Kauf eines Diesels ein echtes Schnäppchen zu machen.
Wie aktuelle Auswertungen der Online-Autobörse Mobile.de zeigen, sind die bei Inseraten aufgerufenen Preise von Dieselfahrzeugen (Alter maximal 20 Jahre, Laufleistung maximal 200.000 Kilometer) zwischen März 2017 und März 2018 kontinuierlich von 23.419 auf 22.727 Euro gesunken. Parallel gingen hingegen bei den Benzinern die Preise drastisch nach oben: Hier sind in den vergangenen zwölf Monaten die Durchschnittspreise von 17.645 auf 20.108 Euro geklettert. Auch baureihenspezifisch lässt sich dieser Trend bestätigen: So sanken beim VW Golf VII die Preise für Diesel von 18.777 auf 17.960 Euro, während sich bei den Benzinern der durchschnittlich bei den Inseraten aufgerufene Preis von 19.867 auf 21.646 Euro erhöhte. Wahrscheinlich gibt es zudem noch viel Spielraum zum Nachverhandeln, denn oftmals sind Händler aufgrund steigender Standzeiten bei Dieselfahrzeugen bereit, Preisnachlässe zu gewähren.
Auslöser für die aktuelle Dieselphobie sind vor allem die drohenden Fahrverbote. Das eingangs erwähnte Urteil vom Februar 2018 hat für diese zwar den Weg geebnet, bislang verhängt wurden allerdings noch keine. Das Urteil lässt den von zu hohen Stickoxidemissionen betroffenen Gemeinden große Spielräume bei der Ausgestaltung der Fahrverbote. Möglicherweise können einige der potenziell betroffenen Regionen diese sogar abwenden. Sollten hingegen in Städten wie Düsseldorf, Hamburg, Leipzig oder Stuttgart Fahrverbote unumgänglich werden, dürften sie zeitlich und räumlich begrenzt bleiben. In Deutschland wird es nach jetzigem Stand großflächig betrachtet wohl auch in den nächsten Jahren nicht zu allgemeinen Dieselfahrverboten kommen.
Wer sich also mit seinem Pkw in Regionen bewegt, die aller Voraussicht nach nicht von Dieselfahrverboten betroffen sein werden, kann eigentlich ruhigen Gewissens auch weiterhin einen Selbstzünder fahren. Ebenso könnte man auch ruhigen Gewissens von einem Benziner auf einen Diesel umsteigen, denn der Gebrauchtwagenmarkt bietet dafür derzeit beste Voraussetzung. Für Benziner lassen sich derzeit jedenfalls vergleichsweise hohe Preis erzielen. Investiert man den Erlös aus dem Verkauf in ein Dieselmodell, hat man wiederum gute Chancen, einen sogar jüngeren und besseren Wagen für vergleichbares Geld zu bekommen. Vor allem bei Dieselmodellen mit Euro-5-Abgasnorm ist das Preis-Leistungs-Verhältnis derzeit attraktiv. Aber auch Selbstzünder mit Euro 6 werden zum Teil mit deutlichen Abschlägen angeboten. Neben den attraktiven Konditionen bei den Kaufpreisen bietet der Diesel außerdem langfristig Sparpotenzial, denn neben dem weiterhin günstigeren Kraftstoff liegen auch die Verbräuche zum Teil deutlich unterhalb denen von Benzinern. (SP-X)