Wegen des Abgas-Skandals wurde gleich bei mehreren Autobauern nachgemessen - neben dem Rückruf bei VW wollen deutsche Hersteller nun bis zu 630.000 Wagen freiwillig nachbessern. Doch die Updates kommen nur langsam in Gang. Im September gab das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) die Umrüstung des Geländewagens Macan von Porsche frei. Daimler hat inzwischen mit dem Update der V-Klasse begonnen. Die übrigen Modelle warten noch auf die Freigabe.
Er erwarte, dass Anfang 2017 "die weiteren Freigaben für die Umrüstung kommen", sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) der Deutschen Presse-Agentur. Die Strategien für die Verbesserung der Abgasreinigung seien für alle betroffenen Fahrzeuge beim KBA in der Prüfung. Diese sei sehr genau und detailliert.
Hintergrund sind die vor gut einem Jahr angestoßenen Nachmessungen des KBA im Zuge des VW-Skandals. Dabei ergaben sich bei 22 von 53 getesteten Wagen verschiedener Hersteller Zweifel, ob ein Herunterregeln der Abgasreinigung bei niedrigeren Temperaturen tatsächlich mit dem Schutz des Motors zu begründen ist. Die betroffenen deutschen Hersteller einigten sich mit dem KBA für 630.000 Fahrzeuge auf Nachbesserungen im Rahmen sogenannter Serviceaktionen. Dabei kann etwa der Temperaturbereich vergrößert werden, innerhalb dessen die Abgasreinigung voll arbeitet.
Die Kernmarke von Volkswagen - Zentrum des Abgas-Skandals mit weltweit rund elf Millionen betroffenen Diesel-Autos älterer Modellgenerationen aus dem VW-Gesamtkonzern - ist bei diesem freiwilligen Rückruf nicht betroffen, wohl aber 194.000 Crafter-Lieferwagen und Amarok-Pick-ups. Parallel läuft die verpflichtende Nachrüstung für die vom Diesel-Skandal betroffenen VW-Fahrzeuge: In Deutschland sind das laut VW knapp 2,6 Millionen Autos. Die Nachrüstung für sie läuft.
Vertrauensschaden für die Autokonzerne
"Es gibt einen Vertrauensschaden für die Autokonzerne, der repariert werden muss", sagte der Minister. "Das geht nur durch Offenheit, Transparenz und die Umrüstung der manipulierten Fahrzeuge." Bei den Überprüfungen der verschiedenen Fahrzeugkonzepte zeige sich, dass durch die Umrüstung bis zu 70 Prozent der Stickoxid-Abgase vermieden werden können. Dobrindt betonte: "Wir sind zurzeit das einzige Land, in dem Fahrzeuge mit Zweifeln an der Zulässigkeit der Abgasstrategien im Rahmen einer freiwilligen Serviceaktion umgerüstet werden."
Bei dem bereits angelaufenen Rückruf des Porsche Macan sind in Deutschland rund 10.000 Autos betroffen, europaweit mehr als 33.000. Während hierzulande schon mehr als 50 Prozent der Wagen in der Werkstatt waren und mit einem Software-Update ausgestattet wurden, ist das Niveau europaweit einem Sprecher zufolge noch nicht erreicht. "Wir gehen davon aus, dass beim überwiegenden Anteil der Fahrzeuge im Kalenderjahr 2017 das Software-Update durchgeführt wird."
Auch Daimler hat bereits mit dem Aufspielen von Software-Updates begonnen. "Die Umsetzung der freiwilligen Servicemaßnahme für die V-Klasse läuft bereits", sagte ein Sprecher. Bei dem Autohersteller waren mit 247.000 Mercedes die meisten Fahrzeuge betroffen. Gut 210.000 davon sind allerdings Kompaktwagen, die mit dem Einstiegsmotor des Partners Renault ausgestattet wurden. Die Abstimmung mit dem KBA für diese Fahrzeuge laufe noch.
Opel wartet noch auf Freigabe
Opel wollte eigentlich schon im Juni mit dem Rückruf beginnen. Doch in Rüsselsheim wartet man noch auf die Freigaben für die rund 90.000 betroffenen Euro-6-Diesel mit Harnstoff-Katalysatoren der Modelle Insignia, Cascada und Zafira. In der Produktion wird das Update für die gleichen Motoren seit dem August eingebaut und damit umgesetzt.
Audi will etwa 4.700 Exemplare des A3 und rund 65.000 des Q5, A8, SQ5 und A6 nachrüsten. Aktuell habe Audi für alle Modelle in der freiwilligen Maßnahme die KBA-Freigabe beantragt, sagte ein Sprecher. Sobald diese erteilt werde, könne Audi mit der Umsetzung beginnen. (dpa)