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Autohandel drängt auf Lockdown-Ende: "Wir brauchen bald grünes Licht"

24.02.2021 14:05 Uhr | Lesezeit: 6 min
Autohandel drängt auf Lockdown-Ende: "Wir brauchen bald grünes Licht"
Die obersten Krisenmanager im Kfz-Gewerbe (v.l.n.r.): Wilhelm Hülsdonk, Jürgen Karpinski und Thomas Peckruhn
© Foto: ProMotor

Im Lockdown wird es für die Autohäuser immer schwieriger, Aufträge zu generieren. Ihr Dachverband ZDK kämpft deshalb für ein klares bundesweites Öffnungsdatum. Das ist auch bitter nötig. Denn bereits das Krisenjahr 2020 nagte an der Substanz der Betriebe.

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Der andauernde Corona-Lockdown macht dem Automobilhandel weiter das Leben schwer. Es werde immer schwieriger, Aufträge zu generieren, sagte Jürgen Karpinski, Präsident des Deutschen Kfz-Gewerbes (ZDK), am Mittwoch bei der Vorlage der Branchenbilanz 2020. Er verwies im Rahmen einer Webkonferenz auf eine aktuelle Umfrage des Dachverbands, wonach die Auftragseingänge für Neuwagen im Privatkundengeschäft im Januar um 60 Prozent und im Februar um 58 Prozent eingebrochen sind.

Selbst finanzstarken Händlern gehe langsam die Puste aus, erklärte Karpinski. "Die Stellflächen laufen voll, sei es mit Leasing-Rückläufern, Vorführwagen oder im Jahr 2020 bestellten Lagerfahrzeugen, aber es kann kaum Ware abfließen." Diese Fahrzeuge müssten finanziert werden, was zu enormer Kapitalbindung führe. Es sei außerdem momentan kaum möglich, die Fahrzeugbestellungen für das wichtige Frühjahrsgeschäft zu kalkulieren. "Bleiben die Händler auf bestellten Autos sitzen, reden wir hier bundesweit über drohende finanzielle Belastungen in Milliardenhöhe", mahnte er.

"Wir brauchen bald grünes Licht" 

Der ZDK-Präsident appellierte daher eindringlich an die Politik, für eine klare und verbindliche Regelung zur Wiedereröffnung der Autohäuser zu sorgen. Diese sei existenziell wichtig. "Wir brauchen bald grünes Licht – und zwar bevor die Ampeln bei so manchem Betrieb dauerhaft Rot zeigen", so Karpinski. Sollte es zu einer weiteren Verlängerung des Lockdown kommen, werde man die Klagen betroffener Betriebe in Abstimmung mit den jeweiligen Landesverbänden juristisch und finanziell unterstützen.

Obwohl die Kfz-Werkstätten als systemrelevant für die Erhaltung der Mobilität eingestuft sind und auch im Lockdown geöffnet haben, mussten die Betriebe in der Corona-Pandemie Federn lassen. Insbesondere die Kontaktbeschränkungen im März und April 2020 führten zu einer deutlich reduzierten Auslastung, wie Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk erläuterte. Im Jahresdurchschnitt lag dieser Wert um vier Prozentpunkte unter dem Vorjahresniveau. Darüber hinaus war das verminderte Verkehrsaufkommen für wenige unfallbedingte Reparaturaufträge verantwortlich. Insgesamt kam das wichtige Geschäftsfeld Service und Reparatur auf rund 27,54 Milliarden Euro Umsatz, das waren 8,3 Prozent weniger als 2019.

Hülsdonk nahm auch zur aktuellen Situation der AÜK (Akkreditierte Überprüfung im Kraftfahrzeuggewerbe) Stellung. "Der Akkreditierungsprozess unseres AÜK-Systems durch die deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) befindet sich aktuell auf der Zielgeraden", erläuterte der Bundesinnungsmeister. Demnach haben über 23.000 Betriebe erklärt, dem neuen Qualitätsmanagemensystem beitreten zu wollen. Diese Betriebe sollen jetzt schnell eingebunden werden, damit in deren Werkstätten auch unter den neuen Rahmenbedingungen weiterhin die Abgasuntersuchung durchgeführt werden kann, erklärte Hülsdonk.

Rendite rutscht weiter ab

Bereits die Schließung der Verkaufsräume im Frühjahr und Dezember 2020 hatte den Kfz-Unternehmen stark zugesetzt. Entsprechend durchwachsen fällt die Bilanz des Autojahres aus. So sackte vor allem das Neuwagengeschäft ab, auch der Werkstatt- und Servicebereich lag deutlich unter dem Niveau von 2019. Vergleichsweise robust zeigte sich indes der Verkauf von Gebrauchtwagen. Insgesamt meldete der ZDK Branchenerlöse von rund 184,8 Milliarden Euro (minus 0,7 Prozent). Die durchschnittliche Rendite der Betriebe rutschte nach vorläufigen Zahlen weiter ab und lag bei 1,2 Prozent (minus 0,1 Punkte).

Ein zweistelliger Rückgang zeigte sich im vergangenen Jahr beim Umsatz mit fabrikneuen Pkw im Markenhandel, hier wurden 62,86 Milliarden Euro verbucht und damit 14,4 Prozent weniger. Die fabrikatsgebundenen Betriebe verkauften rund 1,73 Millionen neue Pkw, das waren 20,9 Prozent weniger als in 2019. Damit schlugen sie sich schlechter als der Gesamtmarkt (minus 19,1 Prozent).

Wie berichtet, war der deutsche Automarkt im ersten Corona-Jahr auf rund 2,92 Millionen Pkw-Neuzulassungen zurückgegangen. Der Markenhandel hatte daran einen Anteil von 59,3 Prozent. Im Handel mit neuen Lkw sanken die Erlöse um 14,3 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Es war das erste Minus seit 2014. Hauptgrund war der rückläufige Fahrzeugabsatz (minus 14,1 Prozent).

ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn erläuterte, dass der reine Online-Handel bislang keinen gleichwertigen Absatzkanal im Vergleich zum klassischen Geschäft im stationären Autohaus darstelle. Zwar habe die Corona-Krise dazu beigetragen, den Verkaufsprozess weiter zu digitalisieren. "Doch der Kauf steht und fällt mit der Möglichkeit, ein Auto zu sehen, zu riechen, anzufassen und damit zu fahren." Bei immer komplexer werdenden Produkten gewinne die persönliche Beratung noch an Bedeutung, unterstrich der Sprecher des Fabrikatshandels.

Gebrauchtwagen: Höhere Preise bringen mehr Umsatz

Positiver stellte sich laut Kfz-Gewerbe die Entwicklung im GW-Geschäft dar. In einem relativ stabilen Marktumfeld (minus 2,4 Prozent) konnte der Markenhandel seinen Anteil um zwei Prozentpunkte auf 48 Prozent steigern. In absoluten Zahlen waren es 3,37 Millionen Besitzumschreibungen. Der Umsatz stieg um 14,8 Prozent auf rund 62,58 Milliarden Euro. Neben dem Mengenzuwachs sorgte dafür vor allem der deutlich höhere Durchschnittspreis (18.570 Euro / plus 12,75 Prozent). Hinzu kam, dass sich viele Kunden 2020 für jüngere Gebrauchtfahrzeuge entschieden, da Neuwagen in der ersten Jahreshälfte teilweise nicht verfügbar waren.

Den Angaben zufolge stagnierte der Anteil der freien Kfz-Händler am Gebrauchtwagenmarkt bei 21 Prozent (1,47 Millionen Pkw). Dagegen legten ihre Erlöse um knapp ein Drittel auf rund 19,62 Milliarden Euro zu. Profitieren konnten die Betriebe allein von dem um 36,1 Prozent auf 13.310 Euro gestiegene Durchschnittspreis der gehandelten Gebrauchten. Das Geschäft mit gebrauchten Lkw brachte durch die um 3,5 Prozent gestiegene Zahl der Besitzumschreibungen ein geringes Umsatzwachstum von 2,1 Prozent auf rund 4,57 Milliarden Euro.

Anzahl der Betriebe stabil

Stabil entwickelte sich die Anzahl der Kfz-Betriebe in dem Krisenjahr: 36.580 Unternehmen waren dem Verband zufolge Ende 2020 im Autogeschäft aktiv (minus 0,1 Prozent). Einbußen gab es bei den Fabrikatsbetrieben mit minus 2,9 Prozent (430 Firmen). Dagegen legte die Zahl der freien Unternehmen um 1,9 Prozent (410) zu. In dieser Statistik erfasst der ZDK alle organisationsfähigen Betriebe ab einer jährlichen Umsatzgröße von 100.000 Euro aufwärts.

Zum Stichtag arbeiteten 436.200 Beschäftigte in den deutschen Autohäusern und Werkstätten. Das entsprach einem Rückgang um 0,6 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Außerdem begannen 2.350 weniger junge Menschen ihre Ausbildung in einem der Betriebe. Insgesamt schrumpfte so die Gesamtzahl der Kfz-Azubis um 2,5 Prozent auf rund 90.600. (rp)

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