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Autohandel: "Gebrauchte sind momentan ein knappes Gut"

24.06.2021 10:08 Uhr | Lesezeit: 4 min
Gebrauchtwagen Autohandel
Der Automobilhandel könnte derzeit vermutlich mehr verkaufen, wenn er mehr Ware hätte.
© Foto: FrankHoermann / SVEN SIMON / picture alliance

Die Preise für Gebrauchte ziehen seit Monaten an. Die Verbraucher sind wieder in Kauflaune – und bei den Autohändlern ist das Angebot während der Pandemie ausgedünnt. Das hat auch viel mit Homeoffice zu tun.

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Gebrauchtwagen sind derzeit teuer. Insbesondere Diesel kosteten im Mai mehr als vor einem Jahr, wie aktuelle Zahlen der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) zeigen. Und auch der Autohandel berichtet von höheren Preisen. Der Grund ist – über Umwege – die Corona-Krise, die für Nachholbedarf bei den Käufern und ein geringeres Angebot im Handel gesorgt hat.

"Die Autos werden teurer, weil es eine Verknappung gibt", sagt Burkhard Weller, geschäftsführender Gesellschafter der Wellergruppe, die jedes Jahr auch mehrere Zehntausend Gebrauchte verkauft. Auf fünf bis sieben Prozent schätzt er den Anstieg. "Unsere Bestände waren noch nie so niedrig" und es sei noch nie so schnell gegangen, die Autos zu verkaufen.

Normalerweise kommen viele der relativ jungen Gebrauchten, die in den markengebundenen Autohäusern verkauft werden, aus Dienstwagen- und Vermieterflotten. Doch die Vermieter, die die Fahrzeuge meist nur wenige Monate halten, hatten ihre Flotten in der Corona-Krise stark eingedampft und bauen sie erst seit kurzem wieder aus. Zudem kamen Dienstwagen teils noch nicht zum Händler zurück, weil sie weniger gefahren wurden, wie sowohl Weller als auch Thomas Peckruhn, Eigentümer der Autohaus Liebe Gruppe und stellvertretender Präsident des Zentralverbands des Deutschen Kfz-Gewerbes (ZDK), berichten.

Weniger Tageszulassungen

"Die waren ja alle im Homeoffice und sind nur wenig gefahren", sagt Peckruhn. Außerdem habe es in der Zeit des Lockdowns auch weniger Tageszulassungen gegeben. "Gebrauchte sind momentan ein knappes Gut" sagt der ZDK-Vize. Daher müsse man sie auch nicht billig machen, um sie zu verkaufen. Das gelte aber vor allem für begehrte Modelle, die teilweise zehn Prozent teurer sein könnten, sagt er. Bei anderen hätten sich die Preise dagegen nicht geändert.

Und es sind nicht nur die jungen Gebrauchten, die angezogen haben. Das setze sich bis zu den älteren Modellen fort, betont Weller. Auch Ansgar Klein, Chef des Bundesverbands freier Kfz-Händler (BVfK), sieht entsprechende Effekte. "Wenn das jüngere Auto nicht im Markt ist, greift man zum Auto, das ein Jahr älter ist. So drückt das bis nach unten durch", sagt er.

In den normierten Zahlen der DAT sind die Effekte etwas geringer. Drei Jahre alte Diesel waren demnach im Mai rund drei Prozent teurer als vor Jahresfrist. Bei Benzinern zeigt sich kein großer Unterschied. Doch auch die Marktbeobachter sehen den Mangel an jungen Gebrauchten.

Eine schnelle Entspannung der Preise ist kaum zu erwarten, da sind sich die Händler einig. Dazu trägt auch der Chipmangel bei, der derzeit die Neuwagenproduktion bremst, wie Peckruhn sagt. Und Weller schätzt: "Ich würde glauben, es dauert bis Anfang 2022, bis sich das normalisiert."


  • 77 Prozent der befragten Autohändler bestätigen, dass die Beschaffungssituation schwierig sei. Bei 65 Prozent sind junge Gebrauchtwagen knapp. 59 Prozent der Händler sagen, dass sich viele Kaufinteressenten für einen solchen Pkw statt eines Neuwagens entscheiden würden. Ergänzend dazu werden 64 Prozent vermehrt mit Rabattforderungen seitens der Privatkunden konfrontiert.
  • Die Standzeiten der Gebrauchtwagen entspannen sich: Gebrauchte Benziner liegen bei aktuell 92 Tagen, vergleichbare Diesel nur bei 88 Tagen. Dies ist ein Rückgang zu den vergangenen Monaten. Pro Tag und Pkw fallen für den Handel Kosten in Höhe von 22 Euro an. Insgesamt stehen 25 Prozent aller Gebrauchtwagen länger als 90 Tage und zählen damit zum so genannten Risikobestand.
  • Die Wertentwicklung der dreijährigen Gebrauchtwagen bleibt stabil. Benziner erzielen derzeit noch 55,5 Prozent des ehemaligen Listenneupreises. Vergleichbare Diesel liegen mit 52,9 Prozent exakt auf dem Vormonatswert.
  • 72 Prozent der befragten Autohändler geben zu Protokoll, dass ihre Kunden einen erhöhten Beratungsbedarf bzgl. der Umweltprämie hätten. Grund hierfür sind die weiterhin verfügbaren Prämien für elektrifizierte Neu- und Gebrauchtwagen. Was den Verkauf von gebrauchten Elektrofahrzeugen betrifft, die nicht mehr förderfähig sind, so verkaufen 52 Prozent diese nur mit starken Nachlässen. 17 Prozent stimmen dem nicht zu, 31 Prozent haben nach eigenen Angaben gar keine gebrauchten E-Autos im Sortiment.


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