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AUTOHAUS Servicegipfel powered by Würth: Kampf dem Fachkräftemangel

17.04.2024 08:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des AUTOHAUS Servicegipfels vor dem Jagdschloss Friedrichsruhe
© Foto: Alexander Junk/asp AUTO SERVICE PRAXIS

Auf dem AUTOHAUS Servicegipfel powered by Würth am 11. April in Zweiflingen wurden die Auswirkungen des Fachkräftemangels diskutiert. Auch die Professionalisierung des Räder- und Reifengeschäfts in der Werkstatt und wie sich der Batterie-Gesundheitszustand eines E-Autos messen lässt, waren Themen der Veranstaltung.

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Karl Hell, Serviceleiter beim Autohersteller Hyundai, brachte seine Forderung auf den Punkt: "Wir brauchen wieder eine Trennung von Kfz-Mechaniker und Elektriker". Damit solle laut Hell der Fachkräftemangel in den Kfz-Betrieben bekämpft werden – ein zentrales Thema auf dem AUTOHAUS Servicegipfel powered by Würth in Zweiflingen, an dem 25 Teilnehmer, darunter Serviceleiter der großen Automobilhersteller, des ZDK und Mitarbeiter von Würth teilnahmen. Das Jagdschloss im Hotel Friedrichsruhe in Zweiflingen bot dafür den passenden Rahmen. Moderiert wurde der Servicegipfel von AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel und Jörg Weichsel, Leiter Key Account Management Auto bei der Adolf Würth GmbH.

Mechaniker und Elektriker ticken unterschiedlich

Hell verwies darauf, dass mit dem Wechsel von Verbrennern zu E-Autos das Servicegeschäft deutlich zurückgehen werde, jedoch beim Verkauf von E-Autos im Regelfall auch in deutlich mehr Zubehör, beispielsweise Ladeinfrastruktur, investiert werde. Kfz-Betriebe müssten sich jedoch auf den drohenden Fachkräftemangel vorbereiten, der sich laut Hell in den nächsten Jahren noch verschlimmern werde. Gemäß AUTOHAUS Puls-Umfrage haben 53 Prozent der Kfz-Betriebe zu wenig Bewerber für Kfz-Berufe wie den Kfz-Mechatroniker. Auch der Ruf von Jobs in der Autobranche ist der Umfrage zufolge nicht gut, vor allem die fehlende Wertschätzung und hohe Arbeitsbelastung wird kritisiert.

Nach den Worten von Hell werden junge Mechatroniker zudem mit viel Fachwissen überfordert, was zu hohen Abbruchquoten bei der Ausbildung führe. Als Lösung schlägt er eine Trennung von Mechaniker und Elektriker vor, so wie es früher der Fall war. Denn beide Berufe seien grundverschieden: Ein Mechaniker ticke anders als ein Elektriker. Mit dem Wechsel zur E-Mobilität sei zudem ein Shift zur mehr Elektronik-Kompetenzen feststellbar. Zudem stelle die neue Generation andere Ansprüche, was eine Anpassung der Lehrpläne erforderlich mache. Hyundai möchte dem Fachkräftemangel mit regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen, Coaching, Werbevideos für Fachkräfte und Recruiting-Fahrzeugen begegnen.

Können Quereinsteiger helfen?

In der anschließenden Diskussion nahmen Stefan Haase von der Kfz-Innung Gera in Ostthüringen und Birgit Behrens vom Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) die Vorschläge aus dem Plenum auf. Generell stimmten sie darüber ein, dass es eine Möglichkeit wäre, das Ausbildungs-Niveau zu reduzieren, um mehr Fachkräfte zu bekommen. Jedoch gab es bereits in der Vergangenheit Kfz-Berufe mit einer kürzeren und weniger anspruchsvollen Ausbildung, wie beispielsweise den Kfz-Servicemechaniker, der wieder abgeschafft wurde. Stefen Haase bestätigte die hohe Abbruchquote von 25 Prozent bei Kfz-Mechatronikern. Gründe dafür seien der Wechsel der Auszubildenden in andere Branchen/Betriebe, aber auch sprachliche Defizite beim Stoff oder zu komplexe Inhalte. Eine Modularisierung der Inhalte könne dem entgegenwirken.

Behrens sprach sich für Maßnahmen aus, um Stellen schneller besetzen können. Eine Möglichkeit könnten hier Quereinsteiger sein, um einfache Tätigkeiten durchführen zu können. ZDK-Kollege Joachim Syha stellte den Aufbau der technischen Ausbildung in den Kfz-Berufen vor. Auszubildende haben die Möglichkeit, sich auf Personenkraftwagentechnik, Nutzfahrzeugtechnik, Motorradtechnik, System- oder Hochvolttechnik und auf Karosserietechnik zu spezialisieren. Syha beschrieb die Herausforderungen, um die Inhalte von Kfz-Berufen so anzupassen, sodass sie auch noch die nächsten Jahre aktuell sind. Hier sei ein langer Vorlauf nötig. Ansprechpartner aus der Automobilindustrie seien gefragt, um ihre Anforderungen mitzuteilen. Schon jetzt seien viele Anforderungen umgesetzt, darunter Hochvolttechnik, Fahrzeuge mit Brennstoffzelle oder Gasantrieb, ADAS-Systeme oder Vernetzung.


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Neue Geschäftsfelder erschließen

Andreas Gasser, Divisionsleiter Auto bei Würth stellte die Division Auto und Cargo von Würth vor. Unter dem Motto "Würth Mobility 2027" soll die Auto-Division als kleinste Division von Würth ausgebaut werden. Bislang sei das Werkstattgeschäft im Fokus, Würth möchte im Autobereich aber auch andere Bereiche abdecken. Würth müsse die Kfz-Betriebe dabei unterstützen, nicht nur Autos zu verkaufen, sondern eine „ganzheitliche Mobilität” anzubieten, wie beispielsweise durch den Verkauf von E-Bikes oder Camper-Ausstattung. Mobilität müsse "antriebsneutral" gestaltet sein. Der Wechsel von Verbrenner- zu E-Fahrzeugen verlange auch eine neue Generation Anwendungstechniker und Spezialisten im E-Auto-Bereich. Generell sei ein Trend auszumachen, dass Autohaus-Gruppen größer werden und sich freie Werkstätten Kompetenzen wie die Scheibenreparatur in den Betrieb zurückholen. Es gelte auszuloten, wie die Werkstatt der Zukunft aussieht und welche möglichen Wachstumsfelder möglich sind.

Eines der Wachstumsfelder ist die Elektromobilität, für die Würth nun eine Batteriediagnose vorgestellt hat. Daniel Kronmüller, International Key Account Management beim Diagnosespezialisten WOW Würth Online World, stellte den neuen Batterie-Check vor, der in Kooperation mit einem Partner demnächst angeboten werden soll. Denn die Batterie eines Elektroautos ist laut Kronmülller das teuerste Bauteil des Autos, ihr Zustand also wichtig für Autohäuser und Auto-Kunden. Mit dem Batteriecheck ist eine Bestimmung des Gesundheitszustands der Batterie (SoH) in wenigen Minuten möglich. Dafür wird eine Box an die OBD-Schnittstelle des Autos angeschlossen und die Daten der Batterie werden ausgelesen. Anschließend bekommt der Kunde die Ergebnisse des Scans von der Batterie direkt auf eine App.

Reifengeschäft als Chefsache

Ein Ertragsbringer in Zeiten von schwindenden Umsätzen in Kfz-Betrieben könnte das Reifen- und Räder-Geschäft sein. Tiemo Emig, Geschäftsführer der RR Team GmbH, stellte zunächst die aktuellsten Zahlen des Reifengeschäfts vor. Demnach konnten Allseason-Reifen weiter an Marktanteil auf Kosten von Sommer- und Winterreifen gewinnen und machen bereits rund ein Drittel des Marktanteils aus. Im Reifenhandel macht sich zudem der Trend bemerkbar, dass Kunden vermehrt Pneus aus dem Budget- und Quality-Segment kaufen. Premiummarken verlieren an Marktanteil. Der Reifengesamtumsatz in Deutschland ist seit 2016 um 17 Prozent gesunken, die Erlöse fielen sogar von 2016 bis 2022 um 31 Prozent, was 430 Millionen Euro weniger entspricht.

Trotz des Rückgangs weist Ralf Dorsch, Head of Sales beim Beratungsunternehmen Baseshift, auf die Wichtigkeit des Reifen- und Rädergeschäfts im Autohaus hin, da laut verschiedener Studien rund ein Drittel weniger Aftersales-Erlöse bei E-Autos im Vergleich zum Verbrenner drohen. Eine Deloitte-Studie kommt sogar zum Schluss, dass sich der Aftersales-Umsatz bis 2035 halbieren wird. Das betrifft jedoch nicht die Reifen, die aufgrund höherer Fahrzeuggewichte der Stromer und mehr Drehmoment tendenziell mehr verschleißen. Reifen bieten daher Potenzial und sollten als Ertragsbringer ins Auge gefasst werden. Reifen böten zudem die Chance, die Kundenbindung zu stärken, da Kunden im Regelfall als erstes einen neuen Satz Reifen für das Auto benötigten. Dorsch gibt deshalb den Tipp, das beratungsintensive Reifengeschäft zur Chefsache machen. Tools für Planung und Steuerung seien dabei wichtig.


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