Arne Joswig hat genug. Die monatelange Schließung der Verkaufsräume will er nicht mehr hinnehmen. Die Bemühungen des Zentralverbandes Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) auf politischer Ebene auf eine Öffnung hinzuarbeiten, seien leider ohne Wirkung geblieben, erklärte der im ZDK-Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Kfz-Unternehmer aus Neumünster am Donnerstag. Deshalb habe er sich zu einer Demonstration vor dem Bundeskanzleramt in Berlin entschlossen.
Rechtzeitig vor dem nächsten geplanten Corona-Gipfel am Montag versammelte Joswig gemeinsam mit ZDK-Präsident Jürgen Karpinski drei Pkw-Transporter präpariert mit Spannbändern vor dem Kanzleramt. Die Forderung: schnelle und generelle Öffnung des Autohandels. "Es ist einfach nicht zu verstehen, dass kleine Einzelhandelsgeschäfte öffnen dürfen und wir mit unseren großen Häusern nicht", so Joswig. Kundenregistrierung, Desinfektion, Masken, Abstand – all das sei kein Problem in den Autohäusern.
"Click and Meet" sei zwar ein Anfang, aber noch keine zufriedenstellende Lösung, betonte er. Viele Kunden würden das Angebot des Besuchs nach Terminabsprache nicht wahrnehmen, weil sie das Gefühl hätten, so nicht unverbindlich vorbei schauen zu können, sondern bei einem Besuch zum Kauf verpflichtet zu sein.
Taschenrechner für die Politik
Auch der Landesverband Niedersachsen-Bremen greift nun zu stärkeren Mitteln. Karl-Heinz Bley, Präsident des dortigen Kraftfahrzeuggewerbes, überreichte der Sprecherin der Niedersächsischen Landesregierung Anke Pörksen symbolisch Taschenrechner für das Kabinett und die Abgeordneten des Niedersächsischen Landtages. Dazu gab es ein Schreiben, in dem es unter anderem hieß: "Daher fordern wie Sie dringend auf: Rechnen Sie vor dem nächsten Corona-Gipfel noch einmal nach, wie sich verfügbare Flächen und mögliche Kundenfrequenz im Automobilhandel zueinander verhalten: Frisör: 10 Quadratmeter – ein Kunde: geöffnet. Autohaus, 500 Quadratmeter – ein Kunde: geschlossen. Da passt etwas nicht."
Die Inzidenzwerte sagten nichts über das Infektionsgeschehen in einzelnen Bereichen aus, erläuterte Bley mit Hinweis darauf, dass Autohäuser beispielsweise auch nach den Auswertungen des Robert-Koch-Instituts keine Infektions-Hotspots seien.
Wiedereröffnung gefordert
Die Branche fordert eine klare, bundesweit verbindliche Regelung zur Wiedereröffnung des Automobilhandels. "Ich weiß nicht, wann die Politikerinnen und Politiker, die über den Lockdown entscheiden, zuletzt in einem Autohaus gewesen sind. Es ist dringend an der Zeit, dass sie sich vor Ort ein Bild von der Situation machen. Dazu laden wir sie gerne ein", untertrich Karpinski.
Der ZDK-Präsident hatte sich bereits zu Wochenbeginn für die sofortige Umsetzung eines professionellen digitalen Systems der Kontaktnachverfolgung, wie dies zum Beispiel die von Rapper Smudo beworbene Luca-App bietet, stark gemacht. Jetzt müssten mit Hochdruck die Gesundheitsämter in dieses System eingebunden werden. Ein regionaler Flickenteppich von Insellösungen, der abhängig sei vom Erreichen bestimmter Inzidenzwerte, biete keine verlässliche Perspektive, so der Branchenrepräsentant.