Der bayerische Autozulieferer Grammer holt sich im Abwehrkampf gegen die umstrittene Investorenfamilie Hastor einen chinesischen Partner ins Haus. Der Autozulieferer Ningbo Jifeng zeichne eine Grammer-Anleihe über 60 Millionen Euro und könne diese Papiere schon Mitte April in 9,2 Prozent der Grammer-Aktien umwandeln, teilte Grammer am Dienstag in Amberg mit. Ziel sei eine strategische Partnerschaft zum Ausbau des chinesischen Geschäfts.
Die bosnische Unternehmerfamilie Hastor hält zwischen 20 und 30 Prozent der Grammer-Aktien und will vor Gericht rasch eine außerordentliche Hauptversammlung erzwingen, um die Kontrolle bei Grammer zu übernehmen. Die Klage sei beim Amtsgericht Amberg eingereicht worden, sagte ein Gerichtssprecher. Zuvor hatte die Zeitschrift "Automobilwoche" darüber berichtet.
Die Hastors kritisieren die Rendite von Grammer als zu niedrig, wollen Vorstandschef Hartmut Müller ablösen und fünf der sechs Aufsichtsratsposten besetzen. Die reguläre Hauptversammlung ist für den 24. Mai angesetzt.
Aufruf zum Widerstand
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) rief die Aktionäre zum Widerstand auf. "Da droht eine Art kalte Übernahme, die die restlichen Anteilseigner, und das sind immerhin 80 Prozent, verhindern müssen. Es darf nicht sein, dass eine Minderheit hier derart ungeniert durchregiert", sagt Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler.
Die Grammer-Aktie kletterte am Dienstag auf ein weiteres Rekordhoch. Am Markt wird seit längerem über den Einstieg eines "Weißen Ritters" spekuliert. Laut Grammer sollen Autohersteller und wichtige Großkunden die Partnerschaft mit den Chinesen unterstützen. Die Hastors hatten im vergangenen August mit einem Lieferstopp ihrer Prevent-Gruppe die Bänder bei VW in Wolfsburg und Emden lahmgelegt. Auch mit Daimler streitet die Prevent-Gruppe vor Gericht. Laut Müller drohen Kunden abzuspringen, wenn die Hastors die Kontrolle übernehmen.
Das Unternehmen mit Sitz in Amberg beschäftigt rund 12.000 Mitarbeiter. Der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler hatte gesagt: "Einem möglichen feindlichen Übernahmeversuch durch die Hastor-Familie werden wir uns als Arbeitnehmer vehement widersetzen." (dpa)