Der designierte Bosch-Chef Volkmar Denner wird Unternehmenslenker Franz Fehrenbach Anfang Juli ablösen. Der Wechsel fällt in eine Zeit voller Umbrüche für den Konzern, der weg will aus seiner Abhängigkeit von der Kfz-Zuliefererbranche. Denner steht als Chef der Forschung und Vorausentwicklung für neue Geschäftsfelder, auf denen die Online-Vernetzung der Alltagswelt dominieren soll. Große Chancen sieht Denner etwa in der Sensorik. Im dpa-Interview gibt er einen Ausblick, erklärt die Intelligenz von Öfen oder Bohrmaschinen und warum die Batterie von morgen womöglich auf einer Serviette in der Kantine geboren wird:
Wenn Sie Ihren Unternehmensgründer Robert Bosch mit nur einem Satz überzeugen müssten, warum Sie für 160 Millionen Euro in Renningen neu bauen, wie würde dieser Satz lauten?
Denner: Robert Bosch hat über das Erfinden gesagt: "Es war vielmehr immer zunächst ein Überlegen, ein Versuchemachen, ein Verbessern, an dem immer auch andere mitarbeiteten. In größeren Betrieben arbeitet kaum einmal ein Mann an einer Erfindung allein. Was herauskommt, ist das Werk mehrerer." Die räumliche Zusammenlegung und damit die engere Vernetzung der Mitarbeiter wären genau in seinem Sinne; ebenso wie unsere Bewertung der Ansiedlung in Renningen als klares Bekenntnis zur Region Stuttgart und zum Technologiestandort Baden-Württemberg.
Boschs Technologieführerschaft ist eng verbunden mit Patenten aus dem Kfz-Bereich - etwa den Helfern ABS und ESP oder Systemen für die Kraftstoffeinspritzung. Was könnte Renningen im Jahr 2020 patentieren lassen und wie wahrscheinlich ist dabei ein ähnlich hoher Kfz-Anteil?
Denner: Ein Schwerpunkt wird sicherlich die Entwicklung von Antriebs- und Speicherlösungen für die Elektromobilität sein. Aber auch die Vernetzung von Gebäudefunktionen oder industriellen Produkten und Softwarefunktionen gewinnt immer mehr an Bedeutung.
In der Entwicklung bei Bosch programmiert schon heute jeder Vierte. Inwieweit wird Renningen auch ein Standort für Softwareinnovationen?
Denner: Dort werden rund 200 Mitarbeiter in softwarenahen Bereichen arbeiten. Sie entwickeln unter anderem Lösungen für das Internet der Dienste und Dinge. Sie programmieren schneller als andere Algorithmen, die zum Beispiel Motorsteuergeräte noch intelligenter machen. Oder sie arbeiten an möglichst fehlerfreien Softwareplattformen, die man für die Steuerung von Robotern oder autonomen Systemen braucht.
Welches Gebiet in Boschs Forschung und Entwicklung ist das jüngste?
Denner: Wir halten uns hier an den alten Leitspruch: Erst patentieren, dann präsentieren. Über viele Aktivitäten will ich heute noch nicht sprechen. Prominente Beispiele, mit denen sich unsere Forscher und Entwickler intensiver denn je beschäftigen, sind die bereits erwähnte Elektromobilität sowie dazugehörige Lösungen für die Energiewende. Bei 16 Patenten, die wir durchschnittlich pro Arbeitstag anmelden, können Sie davon ausgehen, dass wir uns mit sehr vielen Themen beschäftigen.
Designierter Bosch-Chef: 160 Millionen für neues Forschungszentrum
Bosch baut sich nahe Stuttgart eine neue Zentrale für Forschung. Sie soll als Gehirn des Unternehmens den künftigen Erfolg sichern. Der künftige Bosch-Chef Volkmar Denner verrät in einem Interview Details.