Die Autohersteller verkauften ihre Plug-in-Hybride gerne als Übergangstechnik zur E-Mobilität. Als praktische Lösung für all jene, die gerne elektrisch fahren würden, sich aber noch nicht ans E-Auto wagen. Weshalb sie zu Beginn auch kräftig gefördert wurden. Doch nachdem die frühen Steckdosenbenziner nicht über lächerliche Reichweiten herauskamen und im Benzinbetrieb mit hohen Verbräuchen für Negativschlagzeilen sorgten, zog die Regierung den Stecker und stoppte Ende 2022 die Förderung.
Trotzdem sind die teilelektrisch fahrenden Autos beliebt, bringen sie doch als Firmenwagen einen netten Vorteil bei der Dienstwagensteuer. Um in den Genuss der sogenannten 0,5-Prozent-Regelung zu kommen, müssen die Fahrzeuge aber entweder mindestens 60 Kilometer elektrisch schaffen oder höchstens 50 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Ab 2025 fordert der Fiskus für den Dienstwagenvorteil sogar 80 E-Kilometer.
Plug-in-Hybride: nachfrage steigt weltweit
Die strenge Regelung hat manchen Modellen den Todesstich verpasst. Im Oktober wurden beispielsweise nur noch acht Jeep Grand Cherokee zugelassen. Ein Grund dürfte in der geringen Reichweite liegen, die den 99.000 Euro teuren SUV für die reduzierte Dienstwagenbesteuerung disqualifiziert. Im Firmenwagengeschäft ist das Modell praktisch unverkäuflich.
Alfa Romeo Tonale mit Plug-in-Hybrid Q4
BildergalerieWeltweit betrachtet steigt die Nachfrage nach PHEV aber. In China beispielsweise wurden im vergangenen Jahr 2,4 Millionen Pkw mit Plug-in- und Range-Extender-Technik verkauft. Auch, weil sich bei der Technik einiges getan hat, vor allem, was die Reichweite angeht. Große Batterien, die sich auch noch schnell wieder aufladen lassen, machen Plug-in-Hybride wieder attraktiv, beispielsweise für Pendler, die möglicherweise auch am Arbeitsplatz laden können.
Volkswagen etwa hat die lange auf Eis gelegte Plug-in-Technik in diesem Jahr wiederbelebt und nun eine ganze Reihe von Modellen aufgelegt, die 100 und mehr Kilometer weit rein elektrisch fahren können.
Mercedes hat breites Angebot an Plug-in-Hybriden
Das breiteste und deshalb auch interessanteste Angebot findet sich allerdings bei Mercedes. In 18 Modellen montiert die Marke ihr Hybridsystem. Außerdem kombinieren die Stuttgarter als einziger Hersteller die Plug-in-Technik nicht nur mit Benzinern, sondern auch mit sparsamen Dieselmotoren und bieten zudem Allradmodelle an. Mit 129 PS Leistung sind die E-Motoren mittlerweile stark genug, um im Alltag jede Fahrsituation ohne den Einsatz des Verbrenners zu meistern. Und am Schnelllader zapfen sie den Strom mit bis zu 55 kW. Den Akku an der Autobahnraststätte zu laden, dauert kaum länger als eine Kaffeepause.
Der Übergang zwischen elektrischem Fahren und Verbrennerantrieb geschieht fließend und abhängig von Topographie und Verkehr. Dazu greifen die Modelle unter anderem auf die Navigationsdaten zurück. Bei langen Strecken berechnet das System automatisch, wo das Auto am sinnvollsten elektrisch und wo der Verbrenner übernehmen soll, etwa an Steigungen oder auf der Autobahn. Gleichzeit werden im Navisystem wie bei einem E-Auto passende Ladestopps vorgeschlagen. Das macht die Mercedes-Modelle für Firmenkunden und andere Käufer attraktiv, die häufig weite Strecken herunterreißen.
Plug-in-Hybride: Wie sieht es mit dem Akkus aus?
Doch neben der Möglichkeit, elektrisch mit all dem damit verbundenen Komfort zu fahren, haben Plug-in-Hybride gegenüber normalen Verbrennern etliche weitere Vorteile. Beispielsweise die Möglichkeit, den Innenraum vor dem Start zu klimatisieren. Um den Akku nicht zu belasten und die Reichweite nicht zu schmälern, klappt das bei aber häufig nur, wenn das Auto an der Ladestation, Wallbox oder Steckdose angeschlossen ist.
Die Hybride von Mercedes beispielsweise können über das Bordnetz den Innenraum vorheizen oder im Sommer kühlen. Selbst wenn die Sonne aufs Dach knallt, sind dann Sitze und Schalter nicht mehr brüllend heiß. Die Klimatisierungsfunktion lässt sich per App oder direkt im Auto starten. Wer regelmäßig zur gleichen Zeit startet, programmiert die Startzeit für jeden Wochentag separat.
Aber wieviel Strom zieht eine elektrische Standheizung? "Nicht viel", sagt Eva Niederberger, Teamleiterin Fahrversuche Powertrain-Integration bei Mercedes. "Lässt ein Laternenparker die Heizung bei Temperaturen knapp unter null Grad eine dreiviertel Stunde laufen, so sinkt die Reichweite vielleicht um acht bis zehn Kilometer."
Bei über 110 km, die theoretisch mit einem vollen Akku eines Mercedes GLC oder einer E-Klasse drin sind, fällt das kaum ins Gewicht. Der gestiegene Radius der PHEV-Modelle wirkt sich aber auch anders aus. Viele Autos werden fast nur noch elektrisch bewegt. Wer fünf Tage die Woche nur ins Büro pendelt und sich auch sonst nur im regionalen Umfeld bewegt, kann wochen- oder monatelang elektrisch fahren.
Aber tut das dem Verbrenner gut? Und was passiert, wenn der kalte Motor auf der Autobahn plötzlich anspringen muss, weil der Akku alle ist oder der Fahrer schlagartig die volle Systemleistung benötigt? "Natürlich würde der Motor lieber langsam warmgefahren werden", sagt Niederberger. „Aber diese Situationen sichern wir ab, denn die gehören zum Alltag eines solchen Fahrzeugs.“
Sind Plug-in-Hybride den Preisaufschlag wert?
Jedenfalls scheint die Technik wieder in Fahrt und bei den Verbrauchern anzukommen. In den letzten Monaten steigen die Zulassungszahlen auch in Deutschland langsam. Obwohl Plug-in-Autos deutlich teurer sind: Der 313 PS starke Mercedes C 300 de beispielsweise kostet 68.900 Euro, der C 300 d mit 265 PS ist für 63.200 Euro zu bekommen. In Zeiten knapper Kassen rechnen die Verbraucher genau, ob ihnen die Mehrleistung und der Komfortgewinn einen Aufschlag von fast 6.000 Euro wert sind.