Scheiben-Austrennen
Eingeklebte Scheiben sind integraler Bestandteil moderner Karosserien. Entsprechend fest sind sie verklebt, was ihre Demontage erschwert. Berner bietet ein Nerven und Material schonendes Verfahren für diese Aufgabe an.
So manchen Kfz-Meister hat die Demontage von verklebten Windschutzscheiben bereits an den Rand der Verzweiflung gebracht. Vor allem wenn die Scheibe aufgrund von Lackierarbeiten unbeschädigt ausgebaut werden muss, ist Geduld eine der obersten Tugenden. Doch selbst bei gerissenen Scheiben kann der Ausbau zum Problem werden. Herkömmliches Heraustrennen mit Elektro- oder Druckluftwerkzeugen kann hier das Fahrzeug erheblich beschädigen und Glassplitter den Innenraum verunreinigen. Neben einer langwierigen Reinigung des Fahrzeuginneren müssen dann auch noch die Reste der Scheibe vom Rahmen mühevoll entfernt werden. Dies alles gehört jetzt der Vergangenheit an. Zum schonenden Scheibenaustrennen hat die Firma Berner aus Künzelsau seit diesem Jahr ein neuartiges Scheibenaustrenn-System im Programm, das es einem Monteur ermöglicht per Einhand-Bedienung Windschutzscheiben und andere verklebte Gläser am Fahrzeug alleine zerstörungsfrei und schonend zu demontieren. Ortstermin bei der Firma R&R Kfz Reparatur GmbH in Maisach-Überacker westlich von München. „Als wir von dem Scheibenaustrennsystem von Berner hörten, waren wir zunächst skeptisch“, erzählt Robert Maier, Mitgeschäftsführer und Kfz-Mechaniker-Meister bei R&R. „In der Vergangenheit haben wir viele verschiedene Methoden ausprobiert. Alle mit mehr oder weniger gutem Erfolg. Egal welche Methode wir wählten, zwei Mitarbeiter waren immer gut 30 Minuten mit dem Heraustrennen der Windschutzscheibe beschäftigt. Gerade bei Fahrzeugum- oder Teillackierungen entstehen hier daher immer zusätzliche Kosten für Kunden.“ Das Kernproblem beim Heraustrennen der Windschutzscheibe ist hierbei das fachgerechte Trennen der Klebeverbindung. Mit dem neuen siebenteiligen Scheibenaustrenn-System von Berner ist dies jetzt jedoch für einen versierten Kfz-Mechaniker denkbar einfach.
Alle Werkzeuge in einem Set
Im ersten Arbeitsgang werden, wie gewohnt, alle Abdeckungen, Zierleisten oder Dichtrahmen nach den Reparatur-Vorschriften des Fahrzeugherstellers entfernt. Ist die Verklebung der Scheibe gut zugänglich wird mit der im Scheibenaustrenn-Set enthaltenen speziellen Stechahle vom Fahrzeuginnenraum aus die Scheibenkleberraupe nach außen durchstoßen. In die Stechahle kann dann von der Außenseite der Schneidedraht eingefädelt und anschließend vorsichtig in den Innenraum des Fahrzeuges gezogen werden. Im Fahrzeuginneren wird das Ende des Drahtes an der Aufwickelrolle der Arbeitsbrücke befestigt. Die Länge des nach innen gezogenen Schneidedrahtes ist dabei so zu wählen, dass sein Ende von der Durchstoßöffnung bis zur gegenüberliegenden Scheibenhälfte reicht. Der außen verbliebene Draht muss dann einmal um die Scheibe herum an der unteren Scheibenkante, dort wo sich die Klebstoffschicht befindet, angelegt werden. Beim anschließenden Abschneiden des äußeren Drahtes ist darauf zu achten, dass sein Ende noch lang genug ist, um noch leicht mit dem im Set beigelegten Befestigungshaken an einer geeigneten Stelle an der Karosserie befestigt werden zu können. Jetzt kann mit dem eigentlichen Heraustrennen begonnen werden. Hierzu wird die Zugbrücke mittels ihrer Saugnäpfe an der Scheibe so platziert, dass der Draht in Schneidrichtung möglichst einen Winkel zwischen mehr als fünf aber weniger als 45 Grad zum Scheibenrand in Zugrichtung bildet. Die Saugnäpfe der Zugbrücke sind so flexibel ausgelegt, dass sie auch auf stark gewölbten Scheiben sicheren Halt finden. Sind der Draht und die Zugbrücke ausgerichtet, kann eine Ratsche mit Steckschlüssel auf die Brücke aufgesetzt und der Draht wie beim Herausschrauben einer Schraube aufgewickelt werden. Durch die über die Zugbrücke aufgebrachte Zugkraft schneidet sich der Draht mühelos durch die Klebestoffschicht der Windschutzscheibe. Dabei ist zu beachten, dass, jedes Mal wenn der Winkel vom Draht weniger als fünf oder mehr als 45 Grad zur Brücke oder zur Schneidstelle beträgt, die Brücke umgesetzt werden muss. Ansonsten würde die Zugkraft auf die Scheibenkante wirken.
Durchdachtes System
Um vielfaches Umsetzen zu vermeiden, ist dem Scheibenaustrenn-Set eine zusätzliche Umlenkrolle mit Saugnapf zum Verkleinern des Winkels beigelegt. Damit lässt sich die Zugbrücke bzw. das Scheibenaustrennsystem für jeden erdenklichen Scheibentyp einsetzen. Die leichte Handhabung und der geringe Platzbedarf des Schneidedrahtes ermöglichen zudem auch das Arbeiten bei einem minimalen Arbeitsspalt zwischen Karosserie und Scheibe. Während des Heraustrennens ist es empfehlenswert, um eventuelle Beschädigungen am Armaturenbrett oder an den Abdeckungen zu vermeiden, den im Set enthaltenen Berner Austrennschutz zu verwenden. Dabei handelt es sich um eine spezielle Plastikabdeckung, die in den Spalt zwischen Armaturenbrett und Windschutzscheibe gelegt werden kann. Sie verhindert zuverlässig, dass der Schneidedraht beim Heraustrennen der Scheibe empfindliche Verkleidungsmaterialien, wie Leder oder Kunststoff, beschädigen kann. Nach zirka viermaligem Umsetzen der Zugbrücke ist die Scheibe komplett herausgetrennt. Mit Hilfe von Glashebern kann die Scheibe aus dem Rahmen herausgehoben werden. Gegenüber herkömmlichen Heraustrennmethoden hat das Berner Scheibenaustrenn-System deutliche Vorteile. „Aufgrund der leichten Bedienung und dem geringen Kraftaufwand, der bei der Arbeit notwendig ist, muss heute nur noch ein Monteur für das Heraustrennen einer Scheibe eingesetzt werden. Der sonst hierzu notwendige zweite Monteur kann, gerade bei Vorbereitungsarbeiten zum Lackieren, parallel andere Arbeiten am Fahrzeug übernehmen. Da zudem das Austrennen schonend und beschädigungsfrei erfolgt, lassen sich unbeschädigte Scheiben sogar wieder verwenden. Das spart Zeit und dem Kunden Geld“, fasst Thomas Mayr, Anwendungstechniker bei Berner den Einsatz des Berner Scheibenaustrenn-System zusammen. Darüber hinaus wird das Beschädigungsrisiko am Fahrzeug in der Werkstatt deutlich gesenkt. Da der Draht unmittelbar vor der Scheibe geführt wird, bleiben, wenn zusätzlich der Austrennschutz verwendet wird, die bei herkömmlichen Methoden zwangsläufig auftretenden Beschädigungen an Lack und Verkleidungsteilen gänzlich aus. Ein angenehmer Nebeneffekt bei der Verwendung des Austrennschutzes ist hierbei auch, dass die zeitraubende Demontage von Verkleidungsteilen im Innenraum fast vollständig entfällt.
Arbeiten ohne Strom
Mit dem neuen Berner Scheibenaustrenn-System ist netzunabhängiges Arbeiten möglich, da weder Strom noch Akkus oder Druckluft benötigt werden. Es entsteht bei dieser Methode keine Geruchsbelästigung und auch keine gesundheitsschädlichen Dämpfe. Damit ist das Scheibenaustrenn-System an jedem Ort flexibel in der Werkstatt einsetzbar. Berner bietet das Scheibenaustrenn-System im Plastikhartkoffer an. Das Set zum Preis von rund 600,- Euro (zzgl. Mwst.) enthält eine Arbeitsbrücke, eine Stechahle, einen Zughaken, 50 m Schneidedraht, eine Umlenkrolle und zwei Zuggriffe. Eine ausführliche Bedienungsanleitung und eine Schutzbrille runden das Set ab. Erhältlich ist es über die Berner Fachberater im Außendienst oder direkt bei Berner (www.berner.de). Marcel Schoch
- Ausgabe 11/2009 Seite 38 (371.0 KB, PDF)