Der E-Bike-Markt entwickelt sich rasant und mit ihm die Nachfrage nach gebrauchten Bikes. Darauf baut die Firma Upway auf. Wir sprachen mit dem Gründer des Unternehmens über Chancen und Risiken.
Ihre Firma Upway ist 2022 in Deutschland gestartet. Können Sie kurz in Zahlen skizzieren, wie sich Ihr Geschäft seither entwickelt hat?
Upway ist mittlerweile in vier Ländern Europas und den USA vertreten. In Deutschland sind wir 2022 gestartet. Wir haben ein Warenhaus in Berlin und eines in Paris. Derzeit bieten wir hierüber rund 1.800 E-Bikes für deutsche Kunden zum Kauf an. Damit handelt es sich um das hierzulande größte Refurbished-Angebot von E-Bikes. Seit unserem Start hier ist Deutschland unser am schnellsten wachsender Markt, was wir angesichts der hierzulande hohen Nachfrage nach E-Bikes auch erwartet haben. Seit unserem Start haben wir über 10.000 E-Bikes refurbished und verkauft.
Upway verkauft nur E-Bikes. Gibt es Überlegungen, irgendwann das Angebot auf konventionell angetriebene Fahrräder zu erweitern?
Vorläufig werden wir uns auf E-Bikes konzentrieren. Ein Grund, warum wir Upway gegründet haben, liegt an den hohen Kosten für E-Bikes, weshalb der Kauf auch eine Vertrauensfrage ist. Aufgrund der Preise kaufen Kunden lieber beim Händler. Ein zweiter Grund sind die elektronischen Komponenten, deren Zustand Laien nur schwer einschätzen können. Der Motor könnte einen Monat nach dem Kauf kaputt gehen, weshalb man lieber mit Garantie kauft. Ein dritter Grund liegt in der unterschiedlichen Käufergruppe. In Hinblick auf Aufwand und Logistik lohnt sich ein Handel mit gebrauchten Bio-Bikes nur im hochpreisigen Segment. Kunden, die so viel ins Fahrrad investieren, wissen allerdings genau, welche Komponenten sie wollen und können oft gut einschätzen, wie ihr Zustand ist. E-Bike-Kunden, die ein unkompliziertes Fahrrad für den Alltag suchen, sind hingegen keine Experten. Diese suchen gerne nach Drittanbietern mit einem professionellen Refurbished-Bike-Angebot.
Wo kommen die auf Upway angebotenen Räder her?
Wir haben verschiedene Quellen. Wir kaufen direkt von Konsumenten. Wer privat ein E-Bike besitzt, kann es uns anbieten. Dazu muss ein Fragebogen ausgefüllt werden. Anschließend machen wir ein Angebot. Ist der Verkäufer einverstanden, wird das Bike abgeholt, inspiziert und der Verkäufer bezahlt. Dieses Angebot wächst mit dem zunehmenden Bekanntheitsgrad von Upway. Außerdem arbeiten wir mit einer wachsenden Zahl von Händlern zusammen, denen wir neue Handelslösungen anbieten. Wir ermöglichen es Fahrradhändlern, gebrauchte Räder von Kunden für ein neugekauftes E-Bike in Zahlung zu nehmen. Der Kunde kann einfach sein altes gegen ein neues E-Bike tauschen und muss dann nur den Differenzbetrag zahlen. Der Händler hingegen muss sich nicht um die Abwicklung des in Zahlung genommenen E-Bikes kümmern. Für ihn entfallen Prüfung, Aufbereitung, Kalkulation, das Warten auf einen Käufer etc. Wir holen es vom Händler und vermarkten es. Der Händler bekommt sein Geld von uns. Außerdem kaufen wir von Leasinganbietern Leasingrückläufer. Schließlich übernehmen wir von Händlern Überkapazitäten, wenn diese etwa in ihren Lagern Platz für neue Modelle schaffen müssen.
Wie lange dauert es, ein gebrauchtes E-Bike über Upway.de zu verkaufen?
In der Regel dauert es vier bis sechs Wochen. Was ziemlich schnell ist. Wir wollen dies so beibehalten. Unser Geschäftsmodell setzt auf hohen Durchsatz. Für uns ist es wichtig, dass Räder kommen und gehen. Es gibt gesuchte Modelle, die schon nach wenigen Tagen unser Lager verlassen. Meist funktioniert dies über E-Mail-Alerts, die Interessierte über ein zu ihren Vorgaben passendes Bike informieren. Derzeit sind Long-Tail- und Cargo-Bikes sehr gefragt, aber auch Räder bestimmter Marken wie Riese & Müller oder Cube. Qualitativ hochwertige Räder von Riese & Müller mit 30 bis 40 Prozent Abschlag werden generell selten Angeboten. Mit einem Riese & Müller bekommt der Kunde bei uns ein exzellentes Fahrrad zum moderaten Preis. Entsprechend schnell wird gekauft.
Wie lange halten E-Bikes? Gibt es hier eine Laufleistungswert, der eine kritische Verschleißgrenze erwarten lässt? Bei Autos werden z.B. oft 200.000 Kilometer genannt.
Der Unterschied zwischen E-Bikes und Autos ist, dass sich erstere vollständig auseinander- und wieder zusammenbauen lassen. Wichtigstes Element ist der Rahmen. Gibt es keine physischen Beschädigungen, kann dieser problemlos viele hunderttausend Kilometer halten. Alle mechanischen Komponenten – also Räder, Bremsen oder Gangschaltung – lassen sich austauschen. Bei einem E-Bike mit 20.000 Kilometer auf der Uhr könnte es notwendig werden, Komponenten der Räder wie Speichen oder Reifen oder Teile der Bremse zu erneuern. Das Fahrrad bleibt trotz neuer Teile erhalten. Schließlich gibt es noch Motor und Batterien.
E-Motoren sind sehr langlebig. Ich würde schätzen, dass ein Bosch-Motor problemlos 200.000 und mehr Kilometer hält. Sofern er gewartet und trocken gelagert wurde, sind diese Komponenten lange haltbar. Bei Batterien sehen wir am ehesten die Notwendigkeit für einen Tausch. E-Bike-Nutzer laden den Akku nicht täglich, sondern ein- bis zweimal die Woche. Deshalb halten E-Bike-Akkus auch sechs, sieben oder acht Jahre, bis sie in größerem Umfang an Kapazität und Reichweite einbüßen. Wir prüfen den Akku. Sollte die Restkapazität 85 Prozent unterschreiten, wird er refurbished oder ersetzt.
Gibt es Komponenten bestimmter Hersteller, die besonders gut sind, beziehungsweise solche, die viel Probleme bereiten?
Als besonders haltbar erweisen sich, das zeigen die Daten unserer Reparatur- und Aftersales-Abteilungen, die Elektronik-Komponenten von Bosch. Das betrifft Motoren, Batterien und elektronische Komponenten. Dies sind die zuverlässigsten im Markt, was das Knowhow und die Reputation der Marke bestätigt. Aber auch Komponenten von Shimano und Bafang, das sehen wir, sind sehr zuverlässig und machen wenig Probleme. Mehr Probleme bereiten hingegen exklusiv für einen Hersteller produzierte Komponenten. Das beste Beispiel hierfür ist die Marke VanMoof. Hier haben wir einige Dutzend Exemplare verkauft, etwa die Hälfe kam aufgrund von Garantiefällen zu uns zurück. Deshalb haben wir den Handel mit Rädern dieser Marke eingestellt, weil sie nicht unsere Qualitätsstandards erfüllen. Hier gibt es Defekte, die bei anderen Herstellern nie auftauchen.
VanMoof ist insolvent. Wer ein E-Bike der Marke besitzt, kann aktuell den Kundenservice von VanMoof nicht nutzen. Upway will nun helfen und einen VanMoof-Service anbieten. Was kann der und was kann der kosten?
Als wir erfahren haben, vor welchen Problemen VanMoof-Nutzer in Hinblick auf Reparatur-Möglichkeiten stehen, haben wir uns entschieden, diese nicht alleine zu lassen und einen speziellen Service anzubieten. Zudem wäre es schlecht für das Image der E-Bike-Industrie, wenn Nutzer das Vertrauen wegen eines Herstellers mit individuellen Komponenten verlieren würden. Und da wir schon mit VanMoof zusammengearbeitet haben, um unsere Mechaniker zu trainieren, nutzen wir nun diese Expertise, um einen VanMoof-Service anzubieten, der vieles aber wohl nicht alles reparieren kann.
Sollte ein Motherboard kaputt sein, ist es unwahrscheinlich, dass wir dieses ersetzen können. Kleinere elektronische Probleme, etwa mit der Batterie, der Alarm- oder Antriebssperrfunktion, können wir hingegen lösen. Der Service kostet natürlich. Für Abholung, Rücktransport und den Check werden 89 Euro fällig. Werden Ersatzteile benötigt, werden diese ebenfalls in Rechnung gestellt.
Würden Sie künftigen E-Bike-Kunden nur zum Kauf von E-Bikes raten, die ausschließlich Teile großer Zulieferer verwenden?
Bei den von uns angebotenen Fahrrädern sind wir sehr zuversichtlich, zuverlässige E-Bikes mit hoher Qualität anzubieten, die Kunden notfalls auch reparieren können. Deshalb haben wir den Handel mit VanMoof-Rädern auch gestoppt. Ich rate E-Bike-Käufern bei den Komponenten auf Markennamen zu achten, die für Qualität und Zuverlässigkeit stehen.