Unter dem Begriff Skyactiv fasst Mazda seit einigen Jahren verschiedene Komponenten seiner Fahrzeuge zusammen, so zum Beispiel Motoren, Getriebe und Fahrwerke. Für die Ende 2018 erwartete, neue Generation des Mazda3 haben die Japaner nun eine völlig neue Plattform entwickelt – und gehen dabei, wie von der Marke fast schon gewohnt, einen eigenen Weg. Ähnlich wie beim neuen Skyactiv-X-Benzinmotor, der als weltweit erstes Serienaggregat teilweise mit Kompressionszündung arbeitet, haben die Ingenieure auch bei der Fahrzeugarchitektur neu gedacht. Ausgangspunkt der Überlegungen war die Idee, die natürlich-ideale Haltung des Menschen in Bewegung auf das Fahrzeug zu übertragen und so ein komfortableres und ermüdungsfreieres Sitzen zu ermöglichen.
Kraftschluss schnell übertragen
Das geschieht, indem die über die Sitze übertragene, aus der Bewegung des Fahrzeugs entstehende Kraft möglichst direkt und verzögerungsfrei auf den Menschen weitergeleitet wird. Dieser kann dadurch – so die Theorie – seine natürliche Gleichgewichtsfähigkeit im Auto genauso intuitiv nutzen wie im Gehen. Der Clou der Sache: Anders als bei anderen Fahrzeugen werden die Insassen nicht entweder so weit wie möglich vom Fahrzeug entkoppelt (wie etwa in Luxusautos) oder einer als sportlich geltenden, besonderen Härte ausgesetzt (wie insbesondere bei einigen deutschen Volumenmarken). Letztere kommt vor allem dadurch zustande, dass die Kräfteübertragung zum Fahrer beziehungsweise Passagier spät, aber unvermittelt einsetzt. Mazda will dagegen den Kraftfluss so schnell wie möglich übertragen, so dass dessen Anstieg weniger steil und damit harmonischer verläuft. Denn eine Erkenntnis der Entwickler besagt, dass nicht die Stärke der Krafteinwirkung als unkomfortabel empfunden wird, sondern deren unvermitteltes Auftreten.
Höhere, diagonale Steifigkeit
Ziel der Ingenieure war es daher, dass die gefederten Massen des Fahrzeugs – also alles außer Rädern, Bremsen und Radaufhängungen – zum Beispiel beim Durchfahren einer Kurve die Energie gleichmäßig und konstant an die Insassen, insbesondere an den Fahrer, abgeben. Hierzu wurden auch die Sitze neu und steifer konstruiert, so dass sie sich möglichst verzögerungsfrei gleichzeitig mit der gefederten Masse des Fahrzeugs bewegen. Dadurch soll der Energie-Impuls gleichmäßiger auf das Becken des Sitzenden übertragen werden. So werden zum Beispiel auch unnötig starke Kopfbewegungen vermieden, die Passagiere können sich dadurch länger in der idealen Position halten. Weitere Maßnahmen in diesem Zusammenhang sind neue Verbindungen zwischen Front und Heck der Karosserie zugunsten einer erhöhten diagonalen Steifigkeit. Dadurch sollen die Verzögerungen beim Energietransfer im Vergleich zur aktuellen Mazda3-Karosserie um 30 Prozent vermindert worden sein. Bei den Reifen hingegen wurden Steifigkeit und Seitenwände weicher gestaltet. Auch dadurch soll der Kraftimpuls geglättet werden, was die Insassen als angenehmer empfinden.
Bei ersten Testfahrten mit einem Mazda3, unter dessen alter Karosserie sich schon die neue Plattform verbarg, konnte man diesen Effekt feststellen. Im direkten Vergleich zum eher sportlich abgestimmten aktuellen Modell zeigte sich ein deutlich komfortableres Verhalten des Fahrzeugs sowohl in Kurven als auch beim Durchfahren von Schlaglöchern oder Überfahren von Bodenwellen. Auf holpriger Strecke vermittelte der Kompakte eher das Gefühl, in einer Limousine der Mittelklasse zu sitzen. Man darf gespannt sein, wie stark sich die umgesetzten Ideen im komplett neuen Fahrzeug niederschlagen werden. Zumal die für März 2019 erwarteten Varianten mit dem neuen Skyactiv-X-Motor antriebsseitig zusätzlich deutlich weniger Verbrennungsgeräusch erwarten lassen. (SP-X)