Ford – das ist nicht nur die Geschichte von Mittelklasse-Mondeo (weg), Kleinwagen Fiesta (weg) oder Vans wie Galaxy und S-Max (weg), sondern vor allem auch eine Historie der robusten Geländewagen, Pick-ups, Trucks und beeindruckenden Modellbezeichnungen: Expedition, F-150, Ranger, Maverick, Escape – und eben Explorer. Letzteres war und ist zwar in Nordamerika ein ziemlich erfolgreicher Typ, hierzulande konnte der Ford Explorer allerdings nie richtig durchstarten.
Jetzt ist der Name wieder da, Hülle und Antrieb sind allerdings neu. Vieles der Technik – auch das steht ihm gut – leiht er sich vom VW-Konzern, zum Beispiel die MEB-Plattform, auf der auch der VW ID.4 steht.
Von außen gibt sich dieser elektrisch angetriebene Explorer allerdings kernig und muskulös wie seine (alte) US-Verwandtschaft, hat optisch wenig bis nichts von seinem Volkswagen-Pendant, ist mit 4,47 Metern auch ein Stück kürzer. Alles in allem: optisch stimmig.
Bei der 340 PS starken Allradvariante verrichten zwei Elektromotoren ihre Arbeit – und das souverän. Die 20 Zoll großen Aero-Leichtmetallräder passen optisch prima zum Fahrzeug, bieten genügend Abrollkomfort und bleiben akustisch zurückhaltend. Was Ford seit jeher gut kann (man denke an den Focus) sind Fahrwerke: Der Explorer überzeugt mit ausgewogenem Fahrverhalten, Wendigkeit und einem kleinen Wendekreis. One-Pedal-Driving ist nicht möglich, es gibt nur eine schwache Rekuperationsstufe.
Der Kölner Ami zeigt sich erfreulich sparsam, selbst auf längeren und schnell absolvierten Autobahnetappen über 750 Kilometer. Einen Durchschnittsverbrauch von 22 kWh zeigte das System pro 100 Kilometer an; dieser Wert ist für ein Fahrzeug dieser Größen- und Gewichtsordnung völlig in Ordnung.
Wer noch sparsamer unterwegs sein will, dem sei die Variante mit Heckantrieb empfohlen. Ohnehin waren die Vorteile des Vierradantriebs während der Testfahrt (auf überwiegend trockenem Asphalt) kaum zu spüren. Vorteil also: Weniger Gewicht, weniger Verbrauch und geringerer Preis. In jedem Fall ist der Wagen mit umgerechnet 340 PS bestens und ausreichend motorisiert. Auch das maximal anliegende Drehmoment macht jeden Überholvorgang auf der Landstraße zum Klacks.
Beim Ladevorgang darf Ford dagegen gerne nochmal nachbessern. Eine Ladeleistung im dreistelligen Bereich erreichte der Wagen im Praxistest nur selten und dann auch nur für kurze Zeit. Insgesamt pendelte sich die Ladeleistung bei etwa 90 kW ein – unabhängig vom Ladezustand des Akkus. Von den versprochenen 185 kW ist die Realität noch ein gutes Stück entfernt, für andere Varianten verspricht Ford gar nur 135 beziehungsweise 145 kW.
Nicht völlig plan (aber trotzdem gut nutzbar) wird die Fläche, wenn die Lehnen der Reihe zwei im Ford Explorer umgeklappt werden. Dann bietet das Fahrzeug 1.455 Liter Ladevolumen, ansonsten sind es sehr ordentliche 527 Liter. Hilfreich ist der doppelte Ladeboden, wenn man das Ladekabel verstauen möchte. Ebenso nützlich sind die serienmäßigen Verzurrösen, sodass auch das Thema Ladungssicherung nicht zu kurz kommt. Auch die auf Knopfdruck ausfahrbare und schwenkbare Anhängerkupplung hat ihre Berechtigung, schließlich kann der Explorer 750 Kilogramm ungebremst an den Haken nehmen.
Die Verarbeitung im Innenraum hinterlässt einen guten und soliden Eindruck. Vor allem überzeugen die sehr bequemen und guten Seitenhalt bietenden AGR-zertifizierten Sitze, auf denen sich auch lange Touren absolvieren lassen, ohne ein Rückenleiden befürchten zu müssen.
Im Ford Explorer finden sich – auch das ist erfreulich – noch etliche physische Tasten und Schalter. Ein nützlicher Einfall ist das Geheimfach in der Mittelkonsole. Dazu schiebt beziehungsweise zieht man den fast vertikal stehenden, 15 Zoll großen Touchscreen nach unten. Dieser Bildschirm fungiert dann als Deckel und schließt so das darunterliegende Fach ab, dessen Wertsachen (wie Geldbeutel, Handy etc.) vor neugierigen Blicken geschützt sind. Das Display lässt sich in allen stufenlosen Stellungen gleich gut und spiegelfrei ablesen.
Nicht nur gut ablesen, sondern auch ebenso komfortabel bedienen lässt sich das Infotainment. Mit zwei Klicks sind die üblichen Nervensägen wie Spurhalteassistent und Geschwindigkeitswarner deaktiviert. Auch geschickt gelöst: Das Smartphone lässt sich senkrecht in die Induktivlademulde legen. Alles sehr ordentlich gelöst.
Als Zusatzausstattungen hatte der Ford Explorer unter anderem das Fahrerassistenzpaket (beinhaltet zum Beispiel Head-up-Display und 360-Grad-Kamera, 1.430 Euro) an Bord. Für die sehr sinnvolle Wärmepumpe (1.050 Euro) muss ebenso Extra-Geld aufgebracht werden wie für die Gepäcknetz-Befestigungspunkte hinter der ersten und zweiten Sitzreihe sowie die Anhängervorrichtung. Sehr empfehlenswert (auch für Vielfahrer) sind die AGR-zertifizierten Ergonomie-Sitze für Fahrer und Beifahrer für 400 Euro extra. In Summe stehen dann 62.100 Euro zu Buche.
Der Ford Explorer kehrt als Elektro-SUV mit einer gelungenen Kombination aus Leistung, Komfort und Effizienz zurück. Besonders überzeugen sein ausgewogenes Fahrverhalten, die solide Verarbeitung und der Innenraum mit praktischen Details wie dem Geheimfach unter dem Touchscreen. Auch der Verbrauch bleibt selbst auf langen Strecken erfreulich niedrig.
Nachteile zeigt der Explorer hingegen beim Ladevorgang, wo die tatsächliche Ladeleistung deutlich hinter den Herstellerangaben zurückbleibt. Trotzdem bietet er insgesamt ein starkes Gesamtpaket, das sowohl für Vielfahrer als auch für Freizeitnutzer attraktiv ist.