In Deutschland sind 2020 so wenige neue Autos zugelassen worden wie seit zehn Jahren nicht. Mit 2,92 Millionen Neuzulassungen schrumpfte der Pkw-Markt in der Corona-Krise um gut 19 Prozent, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Freitag mitteilte. Stärker eingebrochen waren die Zahlen zuletzt 2010. Nach einem Boom in Folge der Abwrackprämie gingen sie damals auf knapp 2,92 Millionen zurück.
Der Absatzeinbruch sei wirtschaftlich schwierig für die Branche, teilte Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, am Freitag mit. "Für 2021 rechnen wir mit einer Erholung des deutschen Pkw-Marktes. Dennoch dürfte das sehr starke Vor-Corona-Niveau vorerst nicht erreicht werden."
Positive Zahlen brachte zuletzt der Dezember. 311.394 Neuzulassungen in dem Monat entsprachen einem Plus von etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. "Viele Privatkunden haben zum Jahresende noch ein Auto gekauft, um von der Mehrwertsteuersenkung zu profitieren. Die privaten Neuzulassungen legten im Dezember um 45 Prozent zu – also fast fünfmal so stark wie der Gesamtmarkt", erklärte Reinhard Zirpel, der Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK).
Zu dem Marktwachstum dürfte auch die Verschärfung der Abgasnorm zum 1. Januar beigetragen haben; Fahrzeuge nach älteren Standards mussten noch bis zum 31. Dezember zugelassen werden. Zirpel: "Wir erwarten einen schwierigen Jahresstart, weil Autohäuser weiter geschlossen sind und das Dezemberergebnis sicher einige vorgezogene Zulassungen enthält."
"Hoffnungschimmer" für die Branche
ZDK-Präsident Jürgen Karpinski bezeichnete den Dezember-Zuwachs als "Hoffnungsschimmer". Die aktuell gültigen Lockdown-Regelungen mit dem bestehenden Verbot des stationären Automobilhandels würden diesen Schwung im Januar jedoch gleich wieder einbremsen. Karpinski appellierte an die Politik, die Autohäuser so schnell wie möglich wieder zu öffnen. "Je länger die Autohäuser als Absatzkanal geschlossen bleiben, desto größer wird der Schaden im überwiegend mittelständisch geprägten Kraftfahrzeuggewerbe. Und auch die Automobilindustrie wird dadurch beeinträchtigt."
Wie aus der KBA-Bilanz des Autojahres 2020 weiter hervorgeht, wurden 62,8 Prozent (minus 22,4 Prozent) der Neuwagen gewerblich zugelassen. 37,1 Prozent entfielen auf Privatkäufer. Dieser Anteil ging um 13 Prozent zurück. Gut jeder fünfte Neuwagen zählte zum Segment SUV (21,3 Prozent), gefolgt von der Kompaktklasse (20,5 Prozent) und Kleinwagen (15,1 Prozent). Zulegen konnten angesichts von Beherbergungsbeschränkungen Wohnmobile (plus 41,4 Prozent).
Knapp die Hälfte (47 Prozent) aller neuen Autos wurde im vergangenen Jahr mit Ottomotor ausgeliefert, der Diesel kam auf einen Anteil von 28 Prozent. Die Verbrenner verloren damit deutlich. Plug-in-Hybride erreichten einen Anteil von 6,9 Prozent, reine E-Autos 6,7 Prozent (Mehr zur Entwicklung der alternativen Antriebe lesen Sie hier). Erd- und Autogasantriebe spielten mit jeweils 0,2 Prozent eine marginale Rolle. Die CO2-Emission der Pkw ging 2020 um elf Prozent zurück, im Durchschnitt lag sie bei 139,8 g/km.
Robustes GW-Geschäft
Anders als der Neuwagenbereich entwickelte sich das Geschäft mit Gebrauchtwagen in der Krise stabil. Insgesamt meldete das KBA rund 7,02 Millionen Besitzumschreibungen für 2020, das waren nur 2,4 Prozent weniger als im Jahr davor. Auch im Einzelmonat Dezember war die Nachfrage mit mehr als 526.000 Haltern (plus 5,3 Prozent) hoch. Ein Grund für die schnellere Markterholung nach dem Absturz im Frühjahr liegt daran, dass aufgrund teilweise beschränkter Lieferfähigkeit von Neuwagen viele Kaufinteressenten bei jungen Gebrauchtwagen fündig wurden. (rp/dpa/SP-X)