Von Jan-Henrik Petermann und Sascha Meyer, dpa
Bei seinen Nachprüfungen von Auto-Abgasen wegen des VW-Skandals hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bei einem Smart- und einem Opel-Modell Werte über den zulässigen Grenzen festgestellt. Dies geht aus einer Liste hervor, die Greenpeace nach eigenen Angaben auf eine Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz vom KBA bekam und die der Deutschen Presse-Agentur am Freitag vorlag.
Demnach zeigten sich für den Testzyklus NEFZ in der Schadstoffklasse Euro 5 – mit einem erlaubten Stickoxid-Grenzwert von 180 Milligramm pro Kilometer – Überschreitungen für den Smart Fortwo 0,8l (195 mg/km) und Opel Astra 2,0l (187 mg/km). Das KBA bestätigte die Daten, betonte aber, dass es noch kein abschließendes Ergebnis gebe. Es gehe hier um "Eingangsmessungen" der Autos vor dem eigentlichen Testbeginn. Man habe so ermitteln wollen, ob die Wagen "in einem technisch einwandfreien Zustand" waren.
Die Flensburger Behörde hatte im Herbst nachträgliche Tests an mehr als 50 unterschiedlichen Automodellen deutscher und ausländischer Hersteller gestartet. Damit soll untersucht werden, ob nach dem Beginn der Affäre um geschönte Stickoxid-Emissionsdaten bei Dieseln aus dem VW-Konzern womöglich auch andere Fahrzeuge mit höherem Abgasausstoß unterwegs sind. Die KBA-Daten waren lange erwartet worden, es gab Kritik am Vorgehen des Amts und von Verkehrsminister Alexander Dobrindt. Der CSU-Politiker hatte neben den KBA-Prüfungen auch eine Untersuchungskommission zum VW-Skandal eingerichtet.
Opel wollte sich zu der Greenpeace übermittelten Liste nicht näher äußern. "Bislang haben wir keine Kenntnis über die angesprochenen Testergebnisse", sagte ein Sprecher. "Wir haben stets betont, dass wir keine Einrichtungen haben, die erkennen, ob ein Fahrzeug einem Prüfstandstest unterzogen wird." Dies ist bei vielen Modellen des VW-Konzerns der Fall, in denen eine Software die Prüfsituation erkennt und nur dann die Abgasreinigung voll aktiviert. Weltweit sind vom Diesel-Debakel, das Volkswagen in eine tiefe Krise stürzte, elf Millionen Autos betroffen.
Daimler gelassen
Auch die Smart-Mutter Daimler hielt sich zu den Messwerten des KBA bedeckt. "Der Abschlussbericht liegt uns und den anderen Herstellern noch nicht vor", erklärte eine Sprecherin. "Die Fragen, die uns das KBA vorm Test gestellt hat, sind aber zur Zufriedenheit beantwortet worden." Daher sehe man dem kompletten Bericht gelassen entgegen.
In der Tabelle ist unter den Fahrzeugen, die bereits die striktere Euro-6-Norm erfüllen müssen, zudem ein Peugeot-Modell mit einem zu hohen Stickoxid-Wert verzeichnet. Es gibt zum Peugeot 308 SW 1,6l jedoch zwei verschiedene Angaben. Das KBA nannte hierzu zunächst keine weiteren Details. Die insgesamt 13 nach Euro-5 und Euro-6 getesteten VW-Modelle schnitten alle klar unter den Grenzwerten ab.
Die Ergebnisse allein dürften keine Folgen für die Hersteller haben – etwa durch Entzug der Zulassung betroffener Modelle. "Rückschlüsse auf Mängel bei der Typkonformität können daraus nicht gezogen werden", hieß es aus dem KBA. Dobrindt kündigte an, die Ergebnisse in einem Gesamtpaket zu veröffentlichen – einen Termin dafür nannte er bisher nicht. Ein Sprecher sagte am Freitag, die Untersuchungen seien nicht abgeschlossen, das Gesamtergebnis liege noch nicht vor.
Umweltschützer machen Druck
Greenpeace forderte Dobrindt zum Handeln auf. Er dürfe die Aufklärung nicht verschleppen. "Dobrindt muss die betroffenen Fahrzeuge sofort zurückrufen und ihre Zulassung überprüfen", sagte der Verkehrsexperte der Umweltorganisation, Tobias Riedl, laut Mitteilung. Auch die Ergebnisse der Straßentests des KBA müssten auf den Tisch. Grünen-Bundestagsfraktionsvize Oliver Krischer meinte: "Es darf nicht sein, dass Umweltverbände klagen müssen, um an Daten zu kommen."
Nach dem Bekanntwerden der Manipulationen bei VW hatte auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Abgasprüfungen in Auftrag gegeben und von teils deutlich zu hohen Werten berichtet. Die Autobauer wiesen dies jedoch mit Verweis auf strittige Messmethoden zurück. Am Montag will die DUH in Berlin ein Zwischenfazit zum VW-"Dieselgate" ziehen.