"Gute Nachrichten für Menschen mit Auto waren im Autojahr 2018 eher selten, vergleichsweise gute Zahlen haben wir zumindest in formaler Hinsicht am Ende trotzdem." So fasste Michael Ziegler, Präsident des Verbandes des Kfz-Gewerbes Baden-Württemberg, am Donnerstag in Stuttgart die Entwicklung des Mobilitätsmarkts im Südwesten zusammen. 24,4 Milliarden Euro setzte das Kfz-Gewerbe mit Handel und Service um, 511,3 Millionen Euro oder rund 2,1 Prozent mehr als 2017. Dieses Plus sei unter erschwerten Bedingungen wie Dieselfahrverboten, WLTP-Problemen, das Warten auf die Hardware-Nachrüstung sowie verwirrenden Regelungen bei den Umtauschprämien für Dieselautos zustande gekommen.
"Autohandel und Kraftfahrzeugservice sind kein Zuckerschlecken, sondern ein beinhartes Geschäft", betonte Ziegler, "aber wir beklagen uns nicht. Wir wollen nur endlich von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen, unter denen wir uns dem Wettbewerb stellen können." Das Auto habe mehr Zukunft, als seine Gegner denken: "Wer sich die Zahlen genau anschaut, sieht, dass die Menschen klar die Richtung vorgeben. Sie kaufen mehr Autos, nicht weniger." Ein Trend, von dem der Branchenvertreter hofft, dass er sich in 2019 fortsetzt: "Wir haben alles im Angebot, was das Herz begehrt und die individuelle Mobilität sichert."
Leichter Rückgang bei Neuzulassungen erwartet
480.000 Neuzulassungen hatte der Verband vor einem Jahr als Ziel für 2018 vorgegeben. 480.095 sind es geworden. Ziegler befürchtet jedoch, dass es in diesem Jahr schwerer wird, den Zuwachs von rund 1,6 Prozent im Vergleich zu 2017 zu sichern: "Es wäre schon ein Erfolg, auf dem Vorjahresniveau zu bleiben, zu erwarten ist allerdings eher ein leichter Rückgang der Nachfrage nach neuen Autos."
Zur Entwicklung des Gebrauchtwagenmarkts sei eine Prognose schwierig, so der Landesverbandspräsident. "Da hängt zu viel von Faktoren ab, die wir nicht in der Hand haben." Ohne Kenntnis der politischen Entscheidungen sei die Entwicklung nicht seriös vorherzusagen: "Nehmen wir einfach mal an, in Stuttgart fällt das Fahrverbot – dann würde der Gebrauchtwagenmarkt einen ungeahnten Push erleben, weil plötzlich Euro-5-Diesel wieder attraktiv werden."
Und genau das rückt in den Bereich des Möglichen: Die jüngsten Diskussionen um die Grenzwerte und die Aufstellung der Messstationen haben auch in Stuttgart ein politisches Klima geschaffen, das das Inkrafttreten der flächendeckenden Fahrverbote für Euro-5-Fahrzeuge ab 1. Januar 2020 oder möglicherweise schon ab Oktober 2019 eher unwahrscheinlich macht. Allenfalls streckenbezogene Fahrverbote könnte es noch geben.
Ziegler erinnerte im Zusammenhang mit der laufenden Debatte um Stuttgarter Fahrverbote daran, dass das Kfz-Gewerbe bereits seit Monaten eine Aussetzung des Luftreinhalteplans und der Fahrverbote fordere. Dass das System und die Zahl der Messstellen jetzt überarbeitet werde, spreche zusätzlich zu der für Mitte März zu erwartenden Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes für eine Aussetzung. Wenn das Land auf Fahrverboten bestehe, müsse sichergestellt sein, dass für Nachrüstlösungen, die erst in ein paar Monaten zur Verfügung stehen, ein angemessener Zeitrahmen eingeräumt werde. Ein Modell dafür hat das Kfz-Gewerbe bereits vorgeschlagen: Der Nachrüstauftrag an eine anerkannte AU-Werkstatt bzw. der Auftrag, einen Nachrüstsatz zu bestellen, müsse als Nachweis genügen, um bis Ende 2020 freie Fahrt zu haben. (dp)